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Die Sängerin Asa stammt aus Lagos; ihr poetischer Yoruba-Name bedeutet „Kleiner Falke“. Für die musikalische Sozialisation im nigerianischen Großstadtmoloch sorgte die väterliche Plattensammlung, Fela Kuti, Bob Marley und Aretha Franklin waren (und sind) Asas Helden. Heute lebt die Musikerin in Paris, wo sie vor ein paar Monaten ihr internationales Debütalbum „Asa“ (naïve/Indigo) veröffentlichte, eine Mischung aus Pop, Soul und Jazz. Das ist auf dem Plattenmarkt nicht unbedingt etwas Neues. Aber da der Konserve-Eindruck zuweilen trügt, machte sich die Rezensentin voller Neugier auf zu Asas Konzert im Berliner Admiralspalast. Leider war Asa, die mit einer Band aus Gitarre, Schlagzeug, Bass und Keyboard anreiste, an jenem Abend durch eine Erkältung etwas angeschlagen. Dennoch konnte man sich zu Beginn (bei noch ausgeruhten Stimmbändern) ein Bild von ihren sängerischen Qualitäten machen: Das kräftige, gleichzeitig runde Timbre ist wirklich etwas Besonderes, lässt an Wärme und Ebenmaß polierten Holzes denken. Die Register sind ausgewogen; die Klangfarbenpalette reicht von heller Strahlkraft bis zu geheimnisvollem Hauch. Außerdem hat Asa eine sehr sympathische, natürliche Ausstrahlung. Man freut sich, mal einer Sängerin zu begegnen, die sich nur aufs Musikalische konzentriert und nicht auf die Präsentation ihres Körpers. Was die Musik angeht, so lässt sich diese vor allem mit dem Begriff Vielfalt beschreiben: Songs auf Englisch und Yoruba, eine Mischung aus Pop, Soul und Jazz, karibischen Reggae-Rhythmen und nostalgischen Funk-Farbtupfern. Die Stücke stammen überwiegend aus Asas Feder und offenbaren den melodischen Einfallsreichtum ihrer Urheberin. In den Texten geht es durchaus ernsthaft zu; sie prangern etwa Ignoranz oder moderne Formen der Sklaverei an. Das Publikum honorierte vor allem die lebhaften Titel. Zunächst „Fire On The Mountain“, einen Reggae in traditionellem Gewand. Vor allem aber „Jailer“, dank des Rundfunks wohl Asas bekanntester Song, dessen charmant swingende Soul-Melodie sich nicht so schnell wieder aus den Gehörgängen verbannen lässt. Solche energiegeladenen Songs machen Asas Stärke aus. Dennoch setzt sie über weite Strecken aufs Getragene. Und hier ging beim Live-Auftritt etwas die Luft raus. Dabei ist die Ballade „Eye Adaba“, die Asa in ihrer Muttersprache Yoruba singt, durchaus eindrucksvoll. Hier war wirklich etwas von musikalischer Eigenständigkeit zu entdecken. Umso trauriger, dass das Programm sich stilistisch vorwiegend am weichgespülten Weltmusik-Allerlei orientierte. Einige Songs waren glatt und vorhersehbar, so als hätte man dem kleinen Falken die Flügel gestutzt. Die Band spielte auf Nummer sicher: Asa stand stets im Mittelpunkt, die Musiker interagierten kaum untereinander. Der Schlagzeuger durfte das einzige Solo des Abends hinlegen. Kurzum, Asa ist eine begnadete Sängerin – als Musikerin hat sie jedoch noch nicht so recht zu einem eigenen Stil gefunden. Potenzial ist aber durchaus zu erkennen. Man hofft, dass sich der „kleine Falke“ bald zu einem Höhenflug in Richtung Individualität erhebt. Antje Rößler |
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