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Mit seinem Streifzug durch vier Jahrzehnte Bigband-Geschichte brachte Ed Partyka frischen Wind ins Bundesjugendjazzorchester (BuJazzO) im Jubiläumsjahr. Der Grazer Professor für Komposition und Musiktheorie, eben zum halbjährlichen Leiter des BuJazzO berufen, leitete mit sanfter Hand, aber bestimmt dessen 41. Arbeitsphase im badischen Trossingen. Die alljährlich im Frühjahr und Herbst stattfindenden Arbeitsphasen „in Quarantäne-Situation und Trainingslager-Atmosphäre“ sind „die Basis für das System BuJazzO“, wie Geldgeber Deutscher Musikrat meint. (Termine: www.bujazzo.de)
Umfasste das Programm von Vorgänger Bill Dobbins noch vorrangig Stücke, die zwischen 1920 und 1950 entstanden waren, basierte Partykas Programm auf Musik von 1966 bis heute, mit dem legendären Thad Jones/Mel Lewis Jazz Orchestra im Mittelpunkt. „Ich habe mich für dieses Programm entschieden“, sagt Partyka, „weil dieses Orchester die wichtigste Bigband der letzten 40 Jahre ist. Und die mit dieser Band verbundenen Komponisten sind bis heute die wichtigsten Jazzkomponisten der letzten 40 Jahre“. Thad Jones, Bob Brookmeyer, Jim McNeely und Maria Schneider nennt Partyka. Sie haben eine neue, spannende, melodische und harmonische Sprache aus der Bigband-Tradition geschaffen, die bereits bei Duke Ellington und Count Basie während der Swing-Ära angefangen hat. Die Auseinandersetzung mit dieser Musik hatte diese Arbeitsphase also zum Ziel. Wie sehr die jungen Musiker des BuJazzO – Musikerinnen sind nur am Rande auszumachen – nach einwöchiger Probe diese swingende Musik verinnerlicht hatten, wurde spätestens beim öffentlichen Abschlusskonzert deutlich. „Greetings from New York“ bildeten den glanzvollen dreistündigen (!) Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des renommierten Jugendorchesters. Im ersten Teil des Abends kamen Kompositionen und Arrangements des erwähnten Thad Jones zur Aufführung. Sie kamen allesamt frisch und frech daher, wirkten nie antiquiert. „Tip Toe“ etwa malte Partyka quasi mit seinen Händen, wie er überhaupt sehr lebendig dirigierte und mit munter-kauzigen Ansagen stets für Heiterkeit sorgte. „Evil man“ und „American Express“ bebten vor vollem Orchester-Sound, bei dem sich einzelne Solisten durchzusetzen vermochten. Gegen die mächtigen Bläser kämpfte der Sänger Kai Podack in „How sweet it is“ recht druckvoll an. Stimmlicher Tiefgang und schauspielerisches Talent des Tenors beeindruckten das Publikum im gut besuchten Konzertsaal der Musikhochschule. Das Programm des Abends war bewusst ein langes, denn es sollten möglichst alle Mitglieder des BuJazzO solistisch zum Zuge kommen. Im zweiten Set erfuhr die Basie-Sprache eine Erweiterung und die Harmonien wurden komplizierter. Partyka lotste das Orchester sicher durch die Fährnisse der modernen Zeit, die selbstredend in Bearbeitungen von zwei Pop-Stücken gipfelten. Jetzt traten die Sängerinnen und Sänger verstärkt auf den Plan. Nach dem a-capella-Gesang von „My funny Valentine“ kam „When you wish upon a star“ zu Gehör. In der Zugabe bedankte sich ein hochkonzentrierter Kai Podack mit „You go to my head“. Abschließend gab Ed Partyka dem begeisterten Publikum die Mahnung mit auf den Weg, es möge mit dem BuJazzO „schätzen und schützen, was wir in Deutschland haben“. Reiner Kobe |
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