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Jazzzeitung

2008/03  ::: seite 19

education

 

Inhalt 2008/03

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / Die Abenteuer des Werner Steinmälzl, Teil 3


TITEL -
Young lions, old cats
Aktuelle Entwicklungen im deutsch-amerikanischen Jazz-Zirkus


DOSSIER
- Jazzfestivals im Sommer (als pdf)

Berichte
50 Jahre Birdland Jazzclub in Neuburg an der Donau // Impressionen vom 23. INNtöne-Festival // Die soziale Funktion von Musik in Schulprojekten als Thema der „jazzahead!“ // 37. Moers-Festival


Portraits

Die nigerianische Sängerin Asa // Das Bundesjugendjazzorchester feierte Geburtstag // Wolfgang Haffner mit neuer Live-CD // Lee Konitz im Portrait // Pat Metheny im Interview // Titus Waldenfels // Jamie Wong-Li // …


Jazz heute und Education
Wolfram Knauer organisierte Podiumsdikussion in New York // Das Konzertprogramm der BMW-Welt in München // ...

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

In Garching gedeiht das rote gras gut

Workshop und Unterrichtskonzerte mit einem international besetzten Jazzseptett

Jazz-Unterrichtskonzerte mit wechselnden Bands haben am Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) in Garching bei München eine 20-jährige Tradition. Sie finden in unregelmäßigen Abständen im Rahmen des Musikunterrichts statt. Die ersten beiden wurden 1988 von Boogie-Pianist Axel Zwingenberger beziehungsweise Multiinstrumentalist und Mitbegründer des europäischen Freejazz Gunter Hampel gegeben; letzterer kam noch einmal vor 12 Jahren ans WHG.

Weitere Gäste waren unter anderem Schlagzeugerin Carola Grey mit indischen Musikern, Pianist Andy Lutter mit „Cyber Jazz”, Johannes Herrlichs „Trombone Fire“, Pianist Cornelius Claudio Kreusch mit seiner afrikanischen Band „Fo Doumbé”, der Leiter des Landesjugend-Jazzorchesters Harald Rüschenbaum als Moderator von „Etna“ (u. a. mit Andrea Hermenau und Mathias Götz), Dirk Janoskes „Spieltrieb” (ebenfalls unter anderem mit Götz) und genau vor einem Jahr der Garchinger Gitarrist und WHG-Absolvent Jan Zehrfeld mit seiner inzwischen höchst erfolgreichen Band „Panzerballett“. In diesem Frühjahr war es das international besetzte Septett „Das rote Gras“, das am Vormittag zwei Konzerte vor jeweils rund 170 Schülern der 6. bis 10. Jahrgangsstufe gab.

Wie Lesungen, Theateraufführungen und Vorträge von Zeitzeugen sollen solche Unterrichtskonzerte den Schülerinnen und Schülern eine persönliche Begegnung mit professionellen Künstlern im Unterricht ermöglichen und ihn so bereichern. Denn er hat nach Überzeugung von Schulleitung und Lehrern am WHG auch die Aufgabe, Begegnungen gerade mit schwierigeren und für Kinder und Jugendliche vielleicht abgelegeneren Bereichen der Kultur zu vermitteln. Dies gilt besonders für eine Musik, die von lebenden Menschen auf sichtbaren Instrumenten gespielt einen ganz anderen Charakter hat als der allgegenwärtige Konsum von Musik-Konserven. Die Unterrichtskonzerte mit der vielseitigen Musik, die sich unter dem Begriff “Jazz und Jazzverwandtes” einordnen lässt, haben dabei ihren besonderen Reiz und Wert. Gerade diese lebendige, meist rhythmusbetonte Musik, die oft aus dem Augenblick heraus improvisiert wird, sollte man ja „live” erleben, weil sie auch optisch viel zu bieten hat. Diese Möglichkeit haben aber gerade junge Zuhörer nur selten, weil Jazz meist spätabends und in Nachtlokalen ge­spielt wird. Hier bringen die vormittäglichen Konzerte in der Schule Abhilfe. Nicht zuletzt sollen sie aber auch Anreiz dafür sein, selbst ein Instrument zu lernen und damit möglichst in Orchester und Bigband mitzuwirken und so das Schulleben zu bereichern.

Leiter der WHG-Bigband „Hot Mountain Orchestra“ ist seit September 2004 Mathias Götz, diplomierter Posaunist und neben der vielfältigen Tätigkeit als Chef seiner eigenen Band „Windstärke 4“, als Sänger im Duo „Robert Goetz” und der Mitwirkung in verschiedenen Bigbands und bei „Vitello Tonnato & the Roaring Zucchinis” auch Gründungsmitglied im ehemals Münchener Septett „Das rote Gras“ von Karsten Hochapfel. Der lebt mittlerweile in Paris und brachte von dort den Kornettisten und Althornisten Nico Chambon mit. Es lag nahe, dass der Posaunist seine Septett-Kollegen dazu überredete, am Tag vor ihrem Auftritt auf der Schulbühne einen kostenlosen Workshop für die Mitglieder der Schul-Bigband zu geben. So hatten die ganz jungen Musiker/-innen in drei Unterrichtsstunden die wohl einmalige Gelegenheit, in Kleinstgruppen mit nicht mehr ganz so jungen Profis zu üben, sich Tipps zu holen und Tricks abzuschauen. Die Arbeit mit Karsten Hochapfel, Nico Chambon, Saxophonist Daniel Glatzel, Bassist Benjamin Schäfer und Schlagzeuger Gabriel Hahn verlief so erfolgreich, dass das HMO verstärkt durch seine Workshop-Lehrer mit jeweils drei Stücken die beiden 90-minütigen Unterrichtskonzerte eröffnete, bevor das Septett die Bühne alleine übernahm.

„Das rote Gras“ spielt in wechselnden Besetzungen seit 2004; die Mitglieder sind über ganz Europa – Athen, Paris, Berlin, Amsterdam, München – verstreut, leiten eigene Bands und wirken in vielerlei Impro-, Elektro- und Jazz-Formationen, Taschen-, Kammer- oder Symphonieorchestern mit. Der Auftritt am WHG wurde durch die Vermittlung von Mathias Götz möglich, weil die Band auf Tournee durch Bayern und Sachsen war und am Abend des Schulgastspiels noch in der Seidlvilla in München auftrat.

Die Musik des Septetts, das seinen Namen von einem Roman des französischen Dichters und Jazztrompeters Boris Vian herleitet, hatte durch die ungewöhnliche Besetzung mit Tenorsaxophon/Bassklarinette, Kornett/Althorn, Posaune, Geige, Gitarre/Cello, Bass und Schlagzeug und die verschiedensten persönlichen Einflüsse, Aktivitäten und musikalische Interessen der Musiker einen ganz eigenen Charakter. Um welchen Jazzstil es sich dabei handelte, war letztlich unwichtig, entscheidend ist den Musikern nämlich in erster Linie der intensive Ausdruck, der sich in sehr unterschiedlichen Kompositionen der Bandmitglieder manifestierte. Obwohl das Konzert sehr anspruchsvoll war, zog es die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann, auch wenn sie noch nie ähnliches gehört hatten. Nicht in allen Unterrichtsstunden sind die Schüler sonst so konzentrierte und aufmerksame Zuhörer.

Text/Foto: Godehard Lutz

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