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Der Mann mit den Cowboystiefeln unter der Anzughose hat sichtlich Spaß am Rhythmus. Doch wer in Jamaika geboren ist, für den liegt es schließlich nicht weit, die Musik aus dem Blut direkt in die Tasten zu wirbeln. Herauskommt lebendiger, gelebter Jazz – und man kann nicht anders, als voller Genuss zuzuhören. Der in New York lebende Pianist Monty Alexander eröffnete am 12. Juli mit seinem karibisch anklingenden Open-Air-Konzert den 14. Augsburger Jazzsommer. Zwischen Kräutergarten, Gesteinslehrpfad und Edelrosen bot Monty Alexander im Botanischen Garten ein Programm, das ebenso vielfältig, interessant und schön war wie die Kulisse: Zwischen Reaggea, Groove und Balladen schlängelte sich der Pianist hindurch, ohne das Gefühl zu vermitteln, vom Weg abgekommen zu sein. Wilde Improvisationen zu bekannten Jazz-Standards (Fly me to the moon) mischten sich mit der Verjazzung von Bob Marley (No woman no cry) und gingen über in lyrische Eigenkompositionen (River). Monty Alexander ist in vielen Stilrichtungen zu Hause und lädt seine Zuhörer immer auch gerne dorthin ein. Das Festival wird alljährlich vom städtischen Kulturbüro unter der Leitung des Augsburger Kontrabassisten Christian Stock organisiert. Internationale Jazzgrößen bekommen hier ebenso ihre Bühne wie viel versprechende Nachwuchsformationen, die sich regional längst ihren Namen gemacht haben. Vor romantischer Kulisse des Botanischen Gartens finden die „Großen“ ihren Platz, in verschiedenen Lokalitäten in der Innenstadt die „Kleineren“. So spielte unter freiem Himmel Christian Stock selbst mit seinem Trio, Ack van Rooyen (Flügelhorn) und Paul Heller (Tenorsaxophon) in der vorderen Reihe. Der argentinische Bandoneonspieler Dino Saluzzi konnte mit seiner Partnerin Anja Lechner (Cello) nach Augsburg geholt werden, und Tenorsaxophonist Heinz Sauer gab ein Tribut an Albert Mangelsdorff ab. Bei den Stadtkonzerten war unter anderem der Violinjazzer Max Grosch mit Quartett zu bewundern. Erfrischend außerdem die Gruppe Tangologia aus München: Fünf junge Musiker sind das, vereint durch die Hingabe zum Tango Nuevo und zu den Kompositionen des Argentiniers Astor Piazzolla. Seine Stücke feuern das Publikum dazu an, den oft schrägen Tönen und rasanten Läufen nachzueilen. Am Ende wischt man sich dann den Schweiß vom Nasenrücken, schüttelt die verkrampften Finger aus und lächelt ganz zart in den vollen Zuschauerraum – wo eine Zugabe nach der anderen gefordert wird. „Der diesjährige Jazzsommer ist ein sensationeller Erfolg“, strahlt Festivalleiter Christian Stock. Dazu hat sicherlich die stilistisch breit gestreute Auswahl guter Musiker beigetragen, zum anderen auch das passende Wetter bei den Freiluftkonzerten. Die Qualität der Veranstaltung habe sich ebenso wie die einzigartige Konzertatmosphäre inzwischen weit über die Grenzen Augsburgs herumgesprochen. Die Anfänge des Jazzsommers gehen auf ein Sommertheater zurück, bei dem Stock regelmäßig für die musikalische Umrahmung zuständig war. Die Kulisse des Botanischen Gartens habe ihn so beeindruckt, dass er daraus ganz schnell eine Konzertreihe machen wollte. Dank eines großen Stammpublikums und vieler Jazzbegeisterter konnte er bis heute die Eintrittspreise selbst für hochkarätige Konzertbesetzungen bei unter 20 € enorm gering halten. Das Konzept geht auf: „Wir schätzen, dass in dieser Saison weit über 3.000 Zuhörer nach Augsburg gekommen sind.“ Konkrete Ideen für das nächste Programm 2007 habe er noch nicht. Sicherlich aber werde das musikalische Angebot in seiner Vielfältigkeit erhalten bleiben. Uta Leidenberger |
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