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Da Jazz von der Improvisation und dem spezifischen Sound des Musikers lebt, ist die Platte als Dokument unverzichtbar. Sie hat als Werk des Jazzers einen mit der Partitur eines klassischen Komponisten vergleichbaren Stellenwert. 1917 nahm die Original Dixieland Jazzband die ersten Platten auf. Ohne die Schallplatte wäre der Jazz für längere Zeit eine unbekannte folkloristische Regionalmusik geblieben. Da bis in die frühen fünfziger Jahre die meisten Aufnahmen für 78er-Platten gemacht wurden, mussten die drei Minuten einer Seite Jazzmusikern genügen, um alles Wesentliche auszudrücken. Oft dauerte ein Solo nur wenige Takte. Seit der Einführung der Langspielplatte und erst recht der CD ist die Fähigkeit, mit wenigen Tönen auszukommen ein seltene Tugend. Dafür ermöglichten die Tonträger seit den fünfziger Jahren Konzeptalben (vorbildlich: Miles Davis) und die Präsentation von Solisten, die erst in längeren Soli ihre Eigenheit entfalten wie etwa Coltrane. Ein Nachteil der CD soll nicht verschwiegen werden. Nur weil es technisch möglich ist, fast 80 Minuten Musik darauf zu speichern, heißt dies noch lange nicht, dass das auch in jedem Fall musikalisch sinnvoll ist. Für die Nachwelt erscheint die Geschichte des Jazz stets als Geschichte der Schallplatte. Dies kann nicht anders sein, da es heute keine andere Möglichkeit mehr gibt, Genies wie Armstrong oder Parker zu hören. Es führt aber auch zu einer schiefen Optik. Einige der größten Jazzmusiker/-innen (insbesondere Jazzpioniere wie Buddy Bolden) haben keine Platten gemacht, andere wurden viel zu selten aufgenommen(zum Beispiel Inge Brandenburg). Es gibt viele Musiker, die wir auf keiner Platte hören können, die aber von Kollegen, Publikum und Kritikern immer wieder lobend erwähnt werden. Diesen Insidern können wir nur glauben oder nicht. Marcus A. Woelfle |
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