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Jazz als Schmieröl für die heimische Wirtschaft? Marketinginstrument
und Imagefaktor für Region und bei Standortfragen? Vielleicht sogar
als Geldmaschine? Die Realität kommt dem durchaus nahe, wie eine
im Frühjahr veröffentlichte Studie über Jazzfestivals in
Europa belegt. Der Münchner Unternehmensberater Dr. Peter Leimgruber, Partner der internationalen Beraterfirma ACORN Consultants, hat erstmals die europäische Festivalszene unter die Lupe genommen und 450 Veranstalter schriftlich befragt. Zusätzliche Daten hat er durch Marktforschungen gewonnen. Ziel war es herauszufinden, welche wirtschaftliche Bedeutung Jazzfestivals für die jeweilige Region, in der sie stattfinden, und insgesamt haben. Die Ergebnisse sind entschieden dazu angetan, die Herzen von Landräten, Bürgermeistern und Fremdenverkehrsfachleuten höher schlagen zu lassen. Jede Mark, die als öffentliche Förderung in eines der 325 deutsche Festivals hinein gesteckt wird, erbringt durchschnittlich über das Sechsfache für den Wirtschaftskreislauf vor Ort. Danach müssten die rund 50.000 Mark öffentlicher Fördermittel, die das Festival Jazz an der Donau erhält, mehr als eine viertel Million Mark in die Wirtschafts- und Dienstleistungsbetriebe des niederbayerischen Vilshofen spülen. Bei Jazz Ost-West in Nürnberg summiert sich nach dieser Rechnung der Rückfluss auf etwa 1,5 Millionen Mark. Nun ist die sogenannte Umwegrentabilität, die aus Angaben zu Übernachtungen, Ausgaben für Verpflegung, Getränke, Fahrten und vieles andere errechnet worden ist, ein Richtwert und keineswegs überall gleich. Allgemein geht die Studie davon aus, dass ein Festivalbudget noch einmal das Gleiche an direktem Nutzen für die Region bringt. Im Falle von Vilshofen wäre das etwas weniger als eine halbe Million und für Nürnberg eine dreiviertel Million Mark, die bei der örtlichen Gastronomie, den Verkehrsbetrieben, Dienstleistungsunternehmen und Werbemittelproduzenten in der Kasse klingeln. Deutlich höher liegt der Nutzen vermutlich in Regensburg. Die Aufwendungen
für das jährlich stattfindende Bayerische Jazzweekend
sind vergleichsweise sehr gering, da alle Musiker eine einheitliche Unkostenpauschale
und Fahrtkostenzuschuss erhalten. Weil das Festival zudem kostenlos ist,
zieht es mehrere zehntausend Besucher an. Damit gehört es zu den
Großfestivals und Mega-Events mit über 25.000 Besuchern,
der nach drei Kategorien eingeteilten Festivals. Deren Budgets liegt in
der Regel über 600.000 Mark. Durch Ankündigungen und Berichterstattung in Zeitungen und Funkmedien ergibt sich ein unschätzbarer Wert für Image und Bekanntheitsgrad einer Stadt. Leverkusen als Chemiestandort andernorts ein deutlicher Negativfaktor hat sicher eine kulturelle Aufwertung durch sein Jazzfestival erfahren. In Burghausen ist dieser positive Imagetransfer schon früh erkannt worden. Daraus hat das Unternehmen Wacker-Chemie ebenso Nutzen gezogen, wie die gesamte Region für den Fremdenverkehr. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Organisationsstruktur der Festivals. Zu 62 Prozent werden diese von engagierten, ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen veranstaltet werden. Personalkosten bleiben den Gemeinden damit erspart. Hauptproblem der Veranstalter ist die Finanzierung ihres Festivals. Der Anteil öffentlicher Zuschüsse beträgt im Durchschnitt nur noch 16 Prozent, während Sponsoren bereits 24 Prozent zum Etat eines Festivals beitragen. Bei Jazz Ost-West in Nürnberg liegt der Beitrag der Sponsoren bereits bei einem Drittel. Allerdings sind dort ein großer Teil des Sponsorings Sachleistungen, wie kostenlose Zeitungswerbung, Flüge für Musiker oder Kraftfahrzeuge, die zur Verfügung gestellt werden. Der Nutzen von Festivals, lautet Leimgrubers Fazit, wird oft erheblich unterschätzt. Mit seiner Untersuchung will der Betriebswirt und Jazzfan einen doppelten Transfer anschieben: einmal eine stärkere betriebswirtschaftliche Sichtweise ermöglichen. Außerdem sollen auf der Grundlage verlässlicher Zahlen Wirtschaftsunternehmen gewonnen werden,Veranstaltungen dieser Art zu fördern zum beiderseitigen Nutzen. Michael Scheiner |
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