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 2000/12

 seite 7
 berichte

 

Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 12/2000


Inhalt 12/2000

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Editorial
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Education
Glossar: New Orleans

jazz heute
Lobbyarbeit unter einem Logo
Vier Orte für den Jazz
Break (von Joe Viera)
Wie rentabel sind europäische Jazzfestivals?

berichte
Leipziger Jazztage
17. Ingolstädter Jazztag
Jazzfest Berlin

stadt-portrait
Festival Jazz Ost-West in Nürnberg

portrait
Vierte CD mit Helmut Kagerer und Helmut NIeberle

play back
Tropicália. Zwei Jahre, die die Musik Brasiliens verändert habe

dossier
Im Jahr 2001 wird die Jazzzeitung fünfundzwanzig

medien/service
Debatte im KIZ
Link-Tipps
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Rezensionen 2000/12
Service-Pack 2000/12 als pdf-Datei ( Kurz aber wichtig, Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV Jazz in Bayern und anderswo (423 kb) )

 

Festival-booM zahlt sich aus

Wie rentabel sind europäische Jazzfestivals?

Jazz als Schmieröl für die heimische Wirtschaft? Marketinginstrument und Imagefaktor für Region und bei Standortfragen? Vielleicht sogar als Geldmaschine? Die Realität kommt dem durchaus nahe, wie eine im Frühjahr veröffentlichte Studie über Jazzfestivals in Europa belegt.
Während immer weniger Jazz-CDs über die Ladentheke gehen, explodiert die Festivallandschaft seit einigen Jahren richtiggehend. Rund 25 neue Festivals kommen jedes Jahr europaweit hinzu. Etwa 1.000 sind es bereits. Eine Steigerungsrate, die sogar einen Wirtschaftsminister zufrieden stellen müsste.

Der Münchner Unternehmensberater Dr. Peter Leimgruber, Partner der internationalen Beraterfirma ACORN Consultants, hat erstmals die europäische Festivalszene unter die Lupe genommen und 450 Veranstalter schriftlich befragt. Zusätzliche Daten hat er durch Marktforschungen gewonnen. Ziel war es herauszufinden, welche wirtschaftliche Bedeutung Jazzfestivals für die jeweilige Region, in der sie stattfinden, und insgesamt haben. Die Ergebnisse sind entschieden dazu angetan, die Herzen von Landräten, Bürgermeistern und Fremdenverkehrsfachleuten höher schlagen zu lassen.

Jede Mark, die als öffentliche Förderung in eines der 325 deutsche Festivals hinein gesteckt wird, erbringt durchschnittlich über das Sechsfache für den Wirtschaftskreislauf vor Ort. Danach müssten die rund 50.000 Mark öffentlicher Fördermittel, die das Festival „Jazz an der Donau“ erhält, mehr als eine viertel Million Mark in die Wirtschafts- und Dienstleistungsbetriebe des niederbayerischen Vilshofen spülen. Bei „Jazz Ost-West“ in Nürnberg summiert sich nach dieser Rechnung der Rückfluss auf etwa 1,5 Millionen Mark.

Nun ist die sogenannte Umwegrentabilität, die aus Angaben zu Übernachtungen, Ausgaben für Verpflegung, Getränke, Fahrten und vieles andere errechnet worden ist, ein Richtwert und keineswegs überall gleich. Allgemein geht die Studie davon aus, dass ein Festivalbudget noch einmal das Gleiche an direktem Nutzen für die Region bringt. Im Falle von Vilshofen wäre das etwas weniger als eine halbe Million und für Nürnberg eine dreiviertel Million Mark, die bei der örtlichen Gastronomie, den Verkehrsbetrieben, Dienstleistungsunternehmen und Werbemittelproduzenten in der Kasse klingeln.

Deutlich höher liegt der Nutzen vermutlich in Regensburg. Die Aufwendungen für das jährlich stattfindende „Bayerische Jazzweekend“ sind vergleichsweise sehr gering, da alle Musiker eine einheitliche Unkostenpauschale und Fahrtkostenzuschuss erhalten. Weil das Festival zudem kostenlos ist, zieht es mehrere zehntausend Besucher an. Damit gehört es zu den „Großfestivals und Mega-Events“ mit über 25.000 Besuchern, der nach drei Kategorien eingeteilten Festivals. Deren Budgets liegt in der Regel über 600.000 Mark.
Über diesen unmittelbaren, ökonomischen Nutzen hinaus, der auch Steuern (Ausländersteuer) umfasst, profitieren Festivalregionen noch in anderer Weise.

Durch Ankündigungen und Berichterstattung in Zeitungen und Funkmedien ergibt sich ein unschätzbarer Wert für Image und Bekanntheitsgrad einer Stadt. Leverkusen als Chemiestandort – andernorts ein deutlicher Negativfaktor – hat sicher eine kulturelle Aufwertung durch sein Jazzfestival erfahren. In Burghausen ist dieser positive Imagetransfer schon früh erkannt worden. Daraus hat das Unternehmen Wacker-Chemie ebenso Nutzen gezogen, wie die gesamte Region für den Fremdenverkehr. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Organisationsstruktur der Festivals. Zu 62 Prozent werden diese von engagierten, ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen veranstaltet werden. Personalkosten bleiben den Gemeinden damit erspart. Hauptproblem der Veranstalter ist die Finanzierung ihres Festivals. Der Anteil öffentlicher Zuschüsse beträgt im Durchschnitt nur noch 16 Prozent, während Sponsoren bereits 24 Prozent zum Etat eines Festivals beitragen. Bei Jazz Ost-West in Nürnberg liegt der Beitrag der Sponsoren bereits bei einem Drittel. Allerdings sind dort ein großer Teil des Sponsorings Sachleistungen, wie kostenlose Zeitungswerbung, Flüge für Musiker oder Kraftfahrzeuge, die zur Verfügung gestellt werden.

„Der Nutzen von Festivals“, lautet Leimgrubers Fazit, „wird oft erheblich unterschätzt“. Mit seiner Untersuchung will der Betriebswirt und Jazzfan einen „doppelten Transfer anschieben“: einmal eine stärkere betriebswirtschaftliche Sichtweise ermöglichen. Außerdem sollen auf der Grundlage verlässlicher Zahlen Wirtschaftsunternehmen gewonnen werden,Veranstaltungen dieser Art zu fördern – zum beiderseitigen Nutzen.“

Michael Scheiner

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