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Der Blues ist eine der Säulen des Jazz, ohne die diese Musik nicht entstehen konnte. So gab es immer wieder Jazzmusiker, die sich als Begleiter von Blues-Größen nicht zu schade waren. In den frühen Jahren des Jazz war das ganz selbstverständlich. Viele der schönsten Einspielungen von Louis Armstrong machte dieser als Begleiter von Blues-Sängerinnen und -Sängern. Aber auch Ben Webster oder Gerry Mulligan machten Aufnahmen mit Jimmy Witherspoon. Selbst „Modernisten“ haben den Kontakt zu ihren Wurzeln nicht verloren. Archie Shepp übernahm häufig sogar selbst den Part des Blues-Sängers (Mama Rose). Ein besonders schönes Beispiel für das Zusammentreffen von klassischem Blues und (Blues-erprobten) Jazzern ist die Platte eines Blues-Sängers und -Gitarristen, der zwar in den 30er-Jahren eine legendäre Größe war, aber zur Zeit dieser Aufnahme ein wenig vergessen schien: Bumble Bee Slim. Eigentlich hieß er Amos Easton (1905–1968) und war ein typischer Vertreter des ländlichen Blues. Er hat in den ersten zehn Jahren seiner Karriere sehr viele Aufnahmen gemacht und mit vielen legendären Blues-Musikern wie Thomas A. Dorsey (auch als Georgia Tom bekannt), Big Bill Broonzy und Stars der Zeit, die heute nur noch Blues-Spezialisten kennen, gespielt, sich aber zeitweise aus dem Musikgeschäft zurückgezogen und dann den Anschluss an den Chicago-Blues nicht mehr richtig geschafft. Mit der LP „Back In Town“, die auf dem legendä-ren Label PACIFIC erschien, ist ihm jedoch noch einmal ein großer Wurf gelungen. PACIFIC JAZZ RECORDS PJ-54 Bumble Bee Slim: Back In Town! Keine Frage, bei dieser Besetzung, ist die Platte natürlich sehr jazzlastig geworden. Alle Musiker sind aber tief im Blues verwurzelt. Richard „Groove“ Holmes, einer der funkigsten Organisten des Jazz, Les McCann, für den Blues und Gospel wichtige Stilelemente seiner Musik sind, und Curtis Amy, der mit Paul Bryant, einem zwar weniger bekannten, aber ganz großartigen Orgel-Spieler, einige der groovigsten Platten der Soul-Jazz-Ära gemacht hat. Bumble Bee Slim‘s Stimme ist die eines Blues Shouters, aber man hört auch eine vom Country-Blues geprägte Tradition heraus. So denkt man eher an Brownie McGhee als an Big Joe Turner. Sechs der zehn Titel stammen aus seiner Feder, dazu kommen Klassiker von Charles Brown (Driftin‘ Blues), LeRoy Carr (In The Evening) und der Wee Baby Blues von Big Joe Turner. Alle Titel bewegen sich im Medium-Tempo, was die Platte sehr relaxt klingen lässt. Nur der Midnight Special, berühmt geworden durch die Interpretationen von Huddie „Leadbelly“ Leadbetter, kommt mit einem leichtem Latin-Touch daher. Man hört aber bei jedem Stück, dass die Musiker mit Leib und Seele dabei waren. Die Aufnahmen haben Blues-Groove mit dem richtigen Jazz- Feeling. Etwas aus dem Rahmen fällt der letzte Titel. „I‘m The One“ ist mehr eine Ballade im Stil eines Crooners gesungen und zeigt die andere Seite des Bluesers Amos Easton, der sich Bumble Bee Slim nannte. Auch diese Platte wurde, wie nahezu alle LPs, die ich in dieser Kolumne vorstelle, niemals als CD veröffentlicht und kann nur auf dem Gebraucht-Platten-Markt gesucht werden, was allerdings viel Geduld erfordert. Manfred Scheffner |
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