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In den letzten Jahren ging ein Rumoren durch die deutsche Jazz-Szene, mit großem Echo in der Kultur- und Medienlandschaft. Vielfältige Initiativen entstanden und haben mittlerweile erste Erfolge in der Wahrnehmung und Förderung durch die politisch relevanten Stellen und die Öffentlichkeit erfahren. In Bayern ist diese Entwicklung bisher verpasst worden. Das lag mitunter auch an den Besonderheiten der Förderungsstrukturen, viel zu geringen Mitteln und einer politischen Haltung, die sich an den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der Jazzszene vorbei einseitig auf Einzelinteressen fokussierte. Das bedingte, dass erhaltene Mittel nicht so ein- und umgesetzt werden konnten, dass man davon in der bayerischen Jazz-Szene vor Ort, auf der Ebene der Spielstätten, Projekte, Ensembles und Musiker, einen spürbaren Effekt hätte wahrnehmen können. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Mitte Dezember 2012 in Regensburg sind die beiden Musiker und Dozenten Tizian Jost (Mitte) und Neli Schmidkunz (li.) sowie der Journalist Michael Scheiner (re.) mit großer Mehrheit in offener Abstimmung zum neuen Vorstand der LAG Jazz in Bayern gewählt worden. Als neuer Vorsitzender ist Tizian Jost vom Jazzinstitut der Hochschule für Musik und Theater München als einziger der drei Kandidaten einstimmig gewählt worden. Sein Stellvertreter, Michael Scheiner, erhielt drei Gegenstimmen und eine Enthaltung, als zweiter Stellvertreter ist Neli Schmidkunz mit zwei Enthaltungen in den Vorstand gekommen. Foto: LAG Jazz in Bayern Vielmehr waren die Institutionen in Bayern, die eigentlich die Interessen der Künstler und Veranstalter, hier vor allen Dingen der ehrenamtlich tätigen Non-Profit-Veranstalter, hätten wahrnehmen sollen, in erster Linie mit der Findung eigener Positionen oder den sich daraus ergebenden Querelen untereinander befasst oder sie waren in Lethargie verfallen. Nun hat sich durch die ministeriell herbeigeführte Loslösung des Bayerischen Jazzinstituts von der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz in Bayern Anfang des Jahres eine neue Situation ergeben. Einerseits positiv, da die Zusammenarbeit der beiden Institutionen nicht mehr konstruktiv verlief. Andererseits aber auch problematisch, da die LAG ihre hauptamtliche Geschäftsstelle verloren hat, sie aber ihre kulturpolitischen und sonstigen Aufgaben künftig ausschließlich keinesfalls ehrenamtlich zu bewerkstelligen vermag. Hier ist zukunftsgerichtet bayerische Kulturpolitik gefragt, in Zusammenarbeit mit der LAG zügig Angebote für die Errichtung einer neuen hauptamtlichen Geschäftsstelle vorzulegen. Der am 16. Dezember des vergangenen Jahres – übrigens mit überwältigender Mehrheit – neu gewählte Vorstand sieht es als seine vordringlichste Aufgabe an, die in der LAG-Satzung festgelegten Aufgaben möglichst zügig anzupacken und nach und nach umzusetzen. Schon heute verstehen wir uns als Sprachrohr der bayerischen Jazz-Szene und deren zentrale Anlauf- und Kommunikationsstelle. Die notwendigen Strukturen werden wir in den kommenden Monaten entwickeln. Zu den Projekten, wie sie im Vorstand diskutiert werden, gehören im Einzelnen: Eine sogenannte „Spielstättenförderung“ – das meint eine Förderung derjenigen Bühnen, Vereine und Clubs, die sich bemühen, ein vorwiegend nicht-kommerzielles und künstlerisch anspruchsvolles Programm anzubieten. Diesen „Engeln“ der Kulturlandschaft endlich einmal die verdiente Anerkennung zuteil werden zu lassen, ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Punkt. Wie die „Spielstättenförderung“ im Detail aussehen kann, an einem solchen Konzept wird während des kommenden Jahres gearbeitet. Hier ist eine Bedarfserhebung in Zusammenarbeit mit den Clubs eine erste zentrale Aufgabe. Vorstellbar für mich ist eine Förderung der Infrastruktur, vergleichbar der Förderung privater Musikausbildungsinstitute durch den Tonkünstlerverband. Beispielsweise könnten Investitionen in Ausrüstung und Technik übernommen werden. Was ich persönlich im Moment nicht sehe, ist eine „Spielstättenförderung“ für das „mutigste Programm“. Ich denke, man sollte den Bühnen und Veranstaltern, die sowieso schon nicht-kommerziell denken, hier die volle Programmgestaltungsautonomie zugestehen. Denkbar ist aber eine Förderung, wenn ein bestimmter Anteil (junger) bayerischer oder deutscher Musik-Ensembles oder -Orchester das Programm prägt – vergleichbar der Spielstättenförderung im Bereich Kino. Ein Jazzfestival Bayern – welches im jährlichen oder zweijährigen Turnus an wechselnden Spielorten – Nürnberg, Würzburg, Eichstätt, Landshut, Rosenheim, Hof, Augsburg, Aschaffenburg, Weilheim, Landsberg, Amberg und so weiter – die professionelle und kreative bayerische Jazzlandschaft repräsentiert. Ein solches Vorhaben kann nur in Zusammenarbeit mit jeweiligen regionalen Veranstaltern und Kulturschaffenden erfolgen, welche ihnen auch die Gelegenheit bietet, sich auf dieser überregionalen Plattform darzustellen. Es kann auch mit bereits vorhandenen Festivals in Kooperation funktionieren. Regelmäßige Förderung von Nachwuchskünstlern mit Unterstützung von Sponsoren aus der Wirtschaft. Angedacht ist ein Projekt, das jungen Bandprojekten die Gelegenheit bietet, eine professionell organisierte, bayernweite Club-Tournee zu absolvieren. Dies könnte man beispielsweise mit einem vorgeschalteten Wettbewerb kombinieren. Die Vernetzung der regionalen Veranstalter, um relevanten Informationen auszutauschen. Als Beispiel sei hier genannt, Doppelbuchungen von benachbarten Spielorten am selben Kalendertag zu vermeiden. Tizian Jost, 1.Vorsitzender der LAG Jazz in Bayern e.V.
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