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Dieser Altsaxophonist spielte stets mit der Intensität und oft in einer rasenden Geschwindigkeit, als ginge es um sein Leben. Und das tat es wohl auch. Als er vor 20 Jahren aus dem Leben gerissen wurde, zählte er gerade mal 36 Lenze. Ein halbes Jahr länger als sein Idol Charlie „Bird“ Parker, dem er noch in seinem Todesjahr seinen Schwanengesang „The Blessing“ widmete, schlug er den Folgen seiner Heroinsucht ein Schnippchen. Massimo kommt vom Lateinischen Maximum. Phil Woods hat es als „Fülle an Geschwindigkeit, Fülle an Kraft, Fülle an Ideen, eben als Maximum“ übersetzt. Woods, wahrlich kein Unberufener, schätzt nicht nur den unendlichen Fluss von Urbanis Ideen und dessen Verbeugung vor Bird, Dolphy, McLean, Adderley, Carter und Hodges. Er sieht im Italiener „die Summe all seiner Vorgänger“ und doch jemanden, der mit eigenem Sound und Persönlichkeit immer unverwechselbar er selbst gewesen sei. Was Urbani – trotz der genannten Wurzeln – von all den heutigen modernen Traditionalisten unterschied, war ein völlig unakademisch klingendes Aus-dem-Bauch-heraus-Spiel eines leidenschaftlichen Vollblutmusikanten, der durchaus auch Freigeister wie Ayler und Coleman zu seinen musikalischen Vätern zählte. Im Alter von 11 Jahren war er zur Klarinette, mit 14 erst zum Altsaxophon gekommen. Das Wunderkind besucht die Vorlesungen Giorgio Gaslinis am Conservatorio di Santa Cecila, mit dem er von 1971 bis 1973 musizierte. Der Altist Mario Schiano, seit 2008 auch nicht mehr unter uns und seines Zeichen Vertreter der Avantgarde, nahm ihn unter seine Fittiche und präsentierte ihn 1973 auf dem Album „Sud“ der Öffentlichkeit. Schon als Teenager erregte Urbani Aufsehen. Mit Enrico Rava, mit dem er von 1974 bis 1978 spielt, kommt er auch in die Staaten. Zu den späteren musikalischen Weggefährten gehörten Lester Bowie (1977/78), Kenny Clarke (1978), Enrico Pieranunzi (1979–1984) und Giovanni Tommaso (1985–1987). Trotz seines kurzen Lebens hinterließ er uns über ein Dutzend zum Teil posthume Alben, eine Handvoll seiner besten auf dem feinen, kleinen italienischen Label Red. Trotz alledem fanden einige über 1.000 Seiten starke Jazzlexika keinen Platz für einen eigenen Eintrag. Marcus A. Woelfle |
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