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Als ich das Erlanger Theater Fifty-Fifty betrete, schlägt mir nicht gerade das entgegen, was man eine heiße Jazzclub- Saxophonistin Nicole Johänntgen. Foto: Christian Gaier Es war tierisch, wir hatten so eine gute Zeit.“ Johänntgen schwärmt von einer dreiwöchigen China-Tournee mit Stummfilmvertonung, erzählt dann von der anschließenden Konzertreise nach Osteuropa mit ihrem neuen Schweizer Projekt „Moncaup“ und freut sich gleichzeitig auf die für Januar geplante Tour mit dem französischen Rémi Panossian Trio und Frederik Köster. Ein spannendes Projekt jagt bei Johänntgen das nächste. Langweilig wird es ihr dabei sicher nicht. Ist sie mal nicht unterwegs, wohnt die Saarländerin in Zürich, übt, komponiert, organisiert Konzerte und unterrichtet erwachsene Hobbymusiker sowie neuerdings auch Kinder an einer Musikschule. Außerdem moderiert sie ihre eigene Sendung bei Radio LoRa, einem alternativen Radiosender in Zürich. Vorher lebte sie für einige Jahre in Mannheim, wo sie Jazz-Saxophon bei Jürgen Seefelder und darauf aufbauend Komposition und Arrangement studierte. Wichtige Lehrer waren für sie damals neben Seefelder vor allem auch Tom van der Geld und José J. Cortijo. Doch am meisten hat sie von den großen Musikern auf ihren CDs gelernt: „Eigentlich aufgewachsen bin ich mit Cannonball Adderley und vorher schon kamen David Sanborn und Candy Dulfer. Und dann mit 19 bin ich zum Sopran und vom Sopran aus zu Coltrane. Außerdem waren da Dexter Gordon und Maceo Parker ... Bei mir geht eigentlich alles übers Hören.“ Dazu passt, dass in Johänntgens Spiel stets eine starke Emotionalität und Expressivität zu spüren ist, ein sehr unmittelbarer Ausdruck. Auch vor kleinem Publikum feiert sie auf der Bühne, genießt sichtlich das Konzert, tanzt zu ihrer eigenen Musik. Dabei geht es ihr stets um die richtige Energie: „Es gibt manchmal so eine ganz spezielle Stimmung und du merkst, die Leute sind heiß, die brodeln und wir dann auch und das schaukelt sich gegenseitig hoch bis zum Geht-nicht-mehr. Das find ich toll, das macht Spaß. Das ist eigentlich das Schönste.“ Seit mittlerweile 14 Jahren existiert die Gruppe Nicole Jo, in der neben Nicole Johänntgen am Alt- und Sopransaxophon Bruder Stefan am elektrischen Klavier, der Schlagzeuger Elmar Federkeil und aktuell der E-Bassist Philipp Rehm spielen. Stefan Johänntgen, der neben den Keyboards auch für die Technik zuständig ist, ist für Nicole Johänntgen dabei besonders wichtig. Sie bezeichnet ihn als „ein spielerisch wesentliches Element der Band“, sieht in ihm einen „Anker“ und auch einen Lehrer. Die letzte CD des Quartetts ist bei Jazzhaus Records unter dem Titel „Go On“ erschienen, mit diesem fünften Album hat sich die Band von ihrem ursprünglichen Namen „Nicole Jo Needs 2B Funky“ verabschiedet. Dies hat seinen Grund in einer erweiterten stilistischen Orientierung: Elmar Federkeil spielt kein Rock/Pop-Schlagzeugset mehr und es stehen nicht mehr ausschließlich funky Stücke auf dem Programm. Dennoch sind Funk und Groove nach wie vor zentrale Elemente. Es sind aber auch folkloristische Anklänge zu hören und sphärische Sounds, die an Jan Garbarek erinnern. Nicole Johänntgen hat ein Faible für eingängige Melodien. Manches zeigt stark in eine poppige Richtung, gleichzeitig haben auch Free-Jazz-orientierte Ausbrüche und rhythmische Finessen ihren Platz. Johänntgen nutzt die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Instrumente. Diese Musikerin gibt Gas und man kann ihr nur wünschen: Go on! Julian Schunter CD-Tipp
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