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Lieber Herr Viera, den Gratulanten zum 80. Geburtstag schließe ich mich an, ebenso honoriere ich Ihre engagierte Aufbauarbeit in Sachen Jazz und Jazzpädagogik. Was mich als aktiver Augsburger Künstler, Wissenschaftler und Pädagoge jedoch herausfordert, ist Ihre hartnäckige Fehleinschätzung unseres lokalen Potenzials. Wie oft verbreiten Sie denn noch den unsäglichen Unsinn, Augsburg sei keine Jazzstadt und werde eine solche auch niemals werden? Nicht nur der Jazz, sondern auch die Zeiten, Menschen und Lebenswelten ändern sich – welch tiefgreifendes Trauma auch immer Ihrer Augsburg-Aversion zugrunde liegt. Entgegen Ihrer unhaltbaren Auffassung, die Sie bereits 1992 in „Jazz – Musik unserer Zeit“ oder – leider noch öffentlichkeitswirksamer – 2003 in einem BR-Fernsehinterview mit den Worten, Augsburg sei ein „weißer Fleck auf der Jazz-Landkarte“ vertraten, hat die Augsburger Allgemeine vor kurzem die „Jazzstadt Augsburg“ ausgerufen (Artikel „Soundfeuer aus allen Richtungen“, Ausgabe vom 29.12.2012). Mancher Leser wird sich gemeinsam mit mir fragen, was denn überhaupt eine „Jazzstadt“ sei. Eine Antwort bzw. Erklärung verschweigen Sie bislang, spürbar ist lediglich, dass das Defizit der Zuschreibung negativ konnotiert ist. Ein erster Erklärungsversuch soll daher in Bezug auf das Augsburger Phänomen unternommen werden. Ursächlich für den ausgerufenen Titel ist nicht der an Distanz mangelnde Lokalpatriotismus einer der größten Tageszeitungen Deutschlands, sondern Ausgangspunkt war das eindrucksvolle Auftaktkonzert mit 64 beteiligten Musikern und rund 600 Konzertbesuchern des seit Mai 2011 bestehenden Jazzclub Augsburg e.V. Ein mehr als vierstündiges Konzert demonstrierte – abgesehen von einer riesigen, musikalischen Bandbreite mit exzellenter künstlerischer Qualität – zeitgemäße Kooperationsbereitschaft und Wertschätzung, kurzum: ein wunderbar harmonisches Miteinander aller Akteure. Untermauerung findet die These der „Jazzstadt Augsburg“ zudem durch eine vor wenigen Monaten veröffentlichte Doppel-CD mit Augsburger Jazz-Musikern, zu denen auch Echo-Preisträger Tim Allhoff, Wolfgang Lackerschmid, Stephan Holstein, Walter Bittner u.v.a. namhafte, z.T. international tätige Künstler gehören. Außerdem gibt es eine eigene Konzertreihe des Jazzvereins mit internationalen Acts zur Ergänzung des bestehenden Veranstaltungsangebots. Sollten Sie von den aktuellen Entwicklungen trotz Medienzeitalters nichts mitbekommen haben bzw. das Erwähnte für das amorphe Adelsprädikat „Jazzstadt“ als ungenügend erachten, sei auf die 20 Jahre Internationaler Augsburger Jazzsommer mit Beteiligung der Jazz-Weltelite, das unermüdliche, langjährige Engagement aktiver Künstler und Veranstalter, auf drei Bayerische Staatsförderpreisträger und mehrere Kunstförderpreisträger der Stadt in der Sparte Jazz sowie auf eine über 60-jährige, lebhafte Jazzgeschichte verwiesen, die Sie überblickshaft auf den Seiten des Jazzclub Augsburg e.V. nachlesen könnten und die derzeit wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Auf der Website finden Sie übrigens auch aktuelle Veranstaltungsorte und viele weitere Informationen. Wäre Ihrem (Vor-)Urteil jemals eine Recherche vorausgegangen, hätten Sie und auch die Öffentlichkeit sich vielleicht früher ein positiveres Bild gemacht und ich mir meinen Kommentar gespart. Dennoch, wie gesagt: Alles Gute! Daniel Mark Eberhard, Augsburg
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