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In den 1950er-Jahren entstanden im deutschen Südwesten eine Vielzahl von Jazzclubs. Zwischen Heidelberg und Lörrach, zwischen Heilbronn und Villingen gibt es daher nicht wenige Veranstaltungsorte, die seit fünf Jahrzehnten aktiv sind. Um nicht länger als kulturbeflissene Einzelkämpfer aktiv zu sein, wurde 1986 der Jazzverband Baden-Württemberg als Lobbyorganisation für den Jazz im Lande gegründet. Mit mittlerweile 40 Mitgliedsvereinen hat sich der Verband als Plattform und Ansprechpartner etabliert, der die Infrastruktur für den Jazz und für Jazzmusiker unterschiedlicher Couleur verbessern will. Vorrangig geht es darum, Jazzmusikern mehr Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen, Nachwuchsförderung zu unterstützen und ein besseres Umfeld für den Jazz in Baden-Württemberg zu entwickeln. Das läuft ehrenamtlich und ohne ausgeprägte bürokratische Strukturen ab. Dabei ist der Verband längst anerkannter Ansprechpartner des baden-württembergischen Kunstministeriums in Sachen Jazz. Gemeinsam mit dem Ministerium wurde eine Musikerförderung entwickelt, die bundesweit beispielhaft ist. So gibt es bei Konzertveranstaltungen der Jazzclubs mit Musikern aus Baden-Württemberg Mindestgagen, die anteilig von Land und Veranstaltern gezahlt werden. Das bietet sowohl Jazzclubs als auch Musikern eine Form von Berechenbarkeit, die dazu geführt hat, dass sich die Jazzszene im Land stabil entwickelt, neue Spielstätten entstanden sind und eine Perspektive für die kleinteilige Kulturarbeit vorhanden ist. Die Fördermittel werden jeweils rückwirkend – basierend auf tatsächlichen Veranstaltungszahlen des Vorjahres – berechnet. Die Offenheit der Stuttgarter Kulturpolitiker für den Jazz trug natürlich entscheidend dazu bei, dass eine solche Entwicklung vor mehr als zwei Jahrzehnten eingeleitet werden konnte. Die Musikerförderung ist mittlerweile nur eines der Instrumente einer nachhaltigen Jazzförderung. Dazu gehört auch der mit 15.000 Euro dotierte Jazzpreis Baden-Württemberg, der einmal jährlich an Jazzer verliehen wird, die höchstens 35 Jahre alt sein dürfen. 2012 ging er an die Stuttgarter Pianistin Gee Hye Lee. Dazu gehört aber auch das Jazzfes-tival Baden-Württemberg, das seit 1987 mit Unterstützung des Landes jedes Jahr in einer anderen Stadt durchgeführt wird und somit bereits in vielen Orten des Landes Werbung für den Jazz in Baden-Württemberg gemacht hat. Dabei müssen die beteiligten Kommunen jeweils den gleichen Zuschussanteil aufbringen wie das Land. Dieses Festival ist seit vielen Jahren ein Aushängeschild für den Jazz. Seit 2008 hat der Jazzverband darüber hinaus gemeinsam mit der Baden-Württemberg-Stiftung ein Modellprojekt „Jazz für Kinder“ entwickelt, und punktuell werden zudem einzelne Festivals und Jazzprojekte für Geldern aus dem Landesetat bezuschusst. Insgesamt unterstützt das Stuttgarter Kunstministerium die Jazzszene zwischen Mannheim und Konstanz jährlich mit mehr als 200.000 Euro. Was insgesamt äußerst bescheiden aussehen mag, hat sich aber als effektiv und zielgerichtet erwiesen, da alle Mittel direkt und ohne bürokratische Strukturen bei den Empfängern ankommen und je nach Effizienz und Haushaltslage auch aufgestockt werden. Nun ist es nicht so, dass die Jazzszene in Baden-Württemberg keine Wünsche mehr offen hat. So wird gemeinsam mit den Kulturpolitikern nachgedacht über Punkte wie Exportförderung und Strukturhilfen für Vereine. Dennoch sind die bisherigen Punkte der Jazzförderung nachhaltig wirksam. Und trotz mancher stilistischer Unterschiede ist über die Arbeit im Jazzverband die Jazzszene in Baden-Württemberg insgesamt deutlich enger zusammengerückt als in manchen anderen Regionen. Friedhelm Schulz
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