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13 Chorusse lang soliert John Coltrane in rasantem Tempo (um die 285 bpm) über die 16-taktige Form von „Giant Steps“ (die Transkription auf dieser Seite umfasst lediglich die ersten vier Chorusse). Er spielt größtenteils durchlaufende Achtelnoten über die schnell wechselnden Harmonien und bleibt sehr nah an den Akkorden des Stückes. Die Linien sind geprägt von Sekund- und Terzfortschreitungen. Immer wieder greift er dabei auf sich wiederholende Bausteine zurück. Beispielsweise ist der jeweils dritte Takt des ersten, dritten und vierten Chorus identisch (s. Takt 4, 36, 52). Sehr häufig spielt Coltrane aufeinanderfolgend die ersten vier Töne der Dur-Pentatonik, eine Struktur, die aufgrund ihres Rahmenintervalls auch „Quintraum“ genannt wird, und eine effektive Methode, um Akkorde mit nur vier Tönen sehr kompakt darzustellen (s. Takt 2, 7, 12…). Man könnte sein Spiel streckenweise als patternhaft bezeichnen – er selbst befürchtete, es könnte manchmal etüdenhaft klingen. Doch kaum jemand wird die Meisterleistung bezweifeln, die der Saxophonist hier vollbracht hat. Nachdem er „Giant Steps“ bereits im März 1959 eingespielt hatte, war er mit der Umsetzung seiner Komposition offenbar nicht zufrieden. Mit anderem Schlagzeuger und Pianisten machte er im Mai desselben Jahres neue Aufnahmen und verwarf die ersten. Bei der zweiten Session solierte auch der Pianist Tommy Flanagan über das äußerst anspruchsvolle Stück, jedoch wesentlich kürzer und eher zurückhaltend im Vergleich zur sprudelnden Energie und Intensität John Coltranes. Julian Schunter |
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