„Bossa Nova Affair“ heißt die neueste CD von Lisa
Wahlandt und Mulo Francel (Rezension auf Seite 15 dieser Ausgabe!). Die
musikalische „Affäre“ der beiden begann am Bruckner Konservatorium
in Linz, wo beide zeitversetzt studierten. Mulo hörte Lisas Stimme
während ihrer Aufnahmeprüfung und verliebte sich – in
die Stimme. Aber erst vier Jahre später, 1996, begann eine echte
Zusammenarbeit, die bis heute ungebrochen weiter funktioniert. Jazzzeitungsredakteurin
Ursula Gaisa traf das „Paar“ zum Interview in der Münchner
Innenstadt.
Jazzzeitung: Wann genau begann Eure „Affäre“
mit dem Bossa Nova?
Mulo Francel: Eine meiner ersten Platten, die ich aus dem Schrank
meines Vaters nahm, ich war 14, war eine Schallplatte von Stan Getz und
Astrud Gilberto. Seitdem stehe ich wahnsinnig auf diese Musik. Und für
mich hat Lisa die ideale Stimme dafür. Sie ist übrigens meine
Lieblingssängerin...
Lisa Wahlandt: (lacht) Bei mir ist das sehr anders verlaufen, ich
bin später zum Bossa gekommen. Eigentlich erst über „Mind
Games“, als wir beschlossen, die Getz-Gilberto-CD zu machen. Die
Affäre begann still und leise, das Verhältnis wurde mit der
Zeit aber immer enthusiastischer.
Jazzzeitung: Hattet Ihr keine Angst davor, 100 mal gespielte
Songs neu aufzubereiten?
Mulo: Wir wollten genau das: den klassischen Bossa Nova, Jobim
oder eben Getz, so nachzuspielen, wie es uns gefällt. Nicht unbedingt
mit dem Anspruch, etwas ganz Neues daraus zu holen.
Lisa: Genau, weder etwas Neues noch „old fashioned“,
sondern so wie wir diese Musik empfinden.
Mulo: Und es war auch nie das Thema, es bis ins Detail nachzuspielen,
also die Solos runterzuhören, sondern die Originale als Vorlage zu
nehmen und es dann so zu machen, wie wir es hören.
Jazzzeitung: Und das macht euch großen Spaß, wie
man hört. Ich spiele jetzt auch auf die neue CD von Quadro Nuevo
an. (Rezension Seite 15)
Mulo: Es ist auf der einen Seite eine altmodische Musik, auf der
anderen Seite gab es diese Besetzung auch so noch nicht. Wir haben keine
Hörvorbilder, viele Sachen, die wir nachspielen, waren früher
nur gesungen – von alten Tangosängern oder von alten italienischen
Sängern aus den 30er- und 40er-Jahren, wir instrumentieren und arrangieren
sie komplett neu. Wenn es dann schließlich unserem Anspruch gerecht
wird, macht es auch Spaß, es live 200 Mal zu spielen. So soll es
sein. Und die große Herausforderung ist für mich immer noch,
ohne Schlagzeug zu spielen.
Jazzzeitung: Woher bekommt man all diese Ideen, wer gräbt
diese alten Sänger zum Beispiel aus?
Mulo: Ich bin sehr viel unterwegs, in Süditalien, in Neapel,
dort habe ich mir sehr viele CDs und Noten gekauft, alte Platten, ich
mag alte Sachen...
Jazzzeitung: Auf beiden CDs sind daneben aber auch Eigenkompositionen
enthalten. Woher nehmt ihr dafür die Inspiration? Wie verläuft
dieser Prozess?
Lisa: Das ist eine gute Frage… Die Themen sind natürlich
oft sehr persönlich, sie beschäftigen einen auch im Alltag:
die Liebe, die nicht da ist oder weit entfernt. Oder Kinder sind immer
mein Thema, ich habe ja auch eine CD mit Schlafliedern gemacht. Ein kleines
Kind ist - meiner Meinung nach – noch engels–gleich, und das
wollte ich musikalisch umsetzen.
Jazzzeitung: Ganz anderes Thema: Kann man denn heute überhaupt
noch CDs verkaufen, die Branche jammert, trotzdem werden – auch
im Jazzbereich – weiterhin sehr viele CDs produziert. Wie geht das
zusammen?
Mulo: Unsere vorletzte gemeinsame Platte mit Getz-Gilberto-Nummern
hat sich vor allem auf dem asiatischen Markt sehr gut verkauft, lustigerweise
in Singapur vor allem. Das liegt wahrscheinlich einerseits an den klingenden
Namen, andererseits auch an dem Foto mit der blonden Schönheit…
Lisa: (knufft Mulo) So etwas muss man sich dann anhören. Vielleicht
liegt’s auch ein wenig an meiner Stimme. (lacht)
Mulo: Ich glaube, der CD-Verkauf hängt auch immer davon ab,
wie viel man spielt. Auf Konzerten ist der Impuls beim Zuhörer am
höchsten, die Musik mit nach Hause zu nehmen, die man gerade genossen
hat.
Jazzzeitung: Thema Publikum: welches ist euch lieber, eins das
andächtig zuhört oder eins, das auf den Tischen tanzt?
Lisa: Das hängt von der Musik ab, die man macht. Die Atmosphäre
in einem Saal, wo die Leute andächtig zuhören, finde ich sehr
angenehm. Da kann eine hohe Spannung entstehen.
Mulo: Ich finde, es muss immer eine verdeckte Interaktion geben
zwischen dem Publikum und dem, was auf der Bühne passiert. Andächtiges
Zuhören ist eine Form der Interaktion, wenn es auf die Musik bezogenes
Tanzen ist, ist das auch Kommunikation.
Interview: Ursula Gaisa
Tourtermine
Lisa Wahlandt & Mulo Francel
26.10. Eggenfelden, Luibl
Quadro Nuevo
8.11. Schloss Wernberg
9.11. Tango im Fluss, Regensburg
27./28.11. Unterfahrt
CD-Tipps
- Lisa Wahlandt & Mulo Francel: Bossa Nova Affair Edition Collage/GLM
EC 534-2
- Quadro Nuevo: Canzone della Strada Fine Music/GLM FM 106-2
- Lisa Wahlandt: Gute-Nacht-Lieder, Bestellungen über Fax 089/62
30 30 22 oder unter mail@lisa-wahlandt.com
- Mind Games Plays The Music Of Stan Getz & Astrud Gilberto,
Edition Collage
Links
http://www.lisa-wahlandt.com
http://www.mulofrancel.de
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