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Atypical Jazz – 25 Jahre Wiener Musik Galerie, herausgegeben von Ingrid Karl und Bernhard Kraller, Wien 2007, 280 Seiten, 28 Euro Im Titel des umfangreichen Bandes zum 25-jährigen Bestehen der Wiener Musik Galerie wird gleich klar, um was es geht, um „atypical Jazz“ nämlich. Seit 1982 wird der atypische Jazz präsentiert, will sagen Musik am Schnittpunkt von Jazz und moderner Konzertmusik. Konzerte, Workshops und Symposien beleuchten alljährlich vielfältige Aspekte jenes untypischen Jazz, der sich kommerziellem Mainstream entzieht. Gleichzeitig erscheint jeweils ein Programmbuch, das neben Abläufen, biografischen Daten und Porträts zusätzlich theoretische Hintergründe des kulturellen und sozialen Umfelds erläutert. In diese Kategorie fällt auch der vorliegende Jubiläumsband, der nachdrücklich empfohlen werden kann. Der Band besteht aus drei großen Themenblöcken. Während zunächst Texte zum aktuellen Festival präsentiert werden, wird anschließend das brisante Buch zum globalisierten Jazz von Stuart Nicholson diskutiert, ehe verschiedene Essays vom „Jazz in seinen gegenwärtigen Erscheinungsformen“ handeln. Die Philosophie der Musik Galerie erläutert kein Geringerer als Franz Koglmann, neben Herausgeberin Ingrid Karl Gründer und Motor der Musik Galerie, in Gesprächen mit Robert Bilek und Herausgeber Bernhard Kraller. Obwohl sich die Galerie 1999 „tiefgreifenden Tendenzen der Gegenwart“ öffnete, DJ-Kultur und Elektronik einbezog, blieb der Kern erhalten. Er ist Koglmanns „Lebensthema opus 3“ gewidmet, der „Verbindung von avancierten Kompositionstechniken und grundlegenden Prinzipien des Jazz“. So „verstehen sich viel Jazzer als Komponisten, etliche E-Komponisten versuchen, Prinzipien des Jazz in ihre Arbeit einfließen zu lassen“. Koglmann kann als Konstante der Musik Galerie gelten. Kontrovers und spannend gestaltet sich die Diskussion um Stuart Nicholson. Offensichtlich hat der Brite mit seinem Buch „Is jazz dead?“ den Nerv der Zeit getroffen. Seine These vom Jazz als Vorbote dessen, was wir heute Globalisierung nennen, bleibt nicht unwidersprochen. Dabei wird Nicholsons Jazzkritik mitunter als „informationsgesättigte Abart des Behauptungsjournalismus“ bezeichnet. Ihm „anhaltende Opposition gegen kritische Rationalität“ zu unterstellen, ist mehr als Polemik. Selbstredend wird abschließend die Musik Galerie selber wieder zum Thema. Die grafische Gestaltung der Programmbücher und Plakate wird erläutert, im Anhang alle Programme über ein Vierteljahrhundert hinweg aufgelistet. Reiner Kobe |
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