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Richard Cook’s Jazz Encyclopedia, Penguin Books London, 687 Seiten Richard Cook, zusammen mit Brian Morton Autor des monumentalen „Penguin
Guide to Jazz on CD“ (1.506 Seiten), hat ein Jazzlexikon im Taschenbuchformat
verfasst, das sich sehen lassen kann. Viele Nicht-Amerikaner werden berücksichtigt
(ein bisschen zu viele Engländer) und viele, die den meisten Lesern
ganz unbekannt sein dürften: von Kaoru Abe bis Bojan Zulfikarpasic.
Und es gibt auch vernünftigerweise Einträge (in Auswahl) über
Plattenfirmen und -produzenten, Ensembles, Kritiker, Veranstalter, Clubs,
Festivals, Diskografien und Begriffe (nicht immer überzeugend definiert).
Schließlich gehören sie alle zum Jazz dazu. S. Frederick Starr: Red & Hot – The Fate of Jazz in the Soviet Union 1917-1991. With a new chapter on the final years, Limelight Editions New York, 391 Seiten Die Geschichte des Jazz in der Sowjetunion war ein ständiges Auf
und Ab. Je nach der politischen Wetterlage wurde der Jazz abwechselnd
verdammt und geduldet. Die Behörden wussten nicht, wie sie mit ihm
umgehen sollten. Mal galt er als zu bürgerlich, mal als die proletarische
Musik, nach der man suchte. Musiker, die ihn gerne spielten, gab es seit
den 20er-Jahren, aber sie hatten immer mit großen Schwierigkeiten
zu kämpfen. Das galt beispielsweise auch für Instrumente und
Noten. Saxophone wurden in der Sowjetunion nicht hergestellt, Trommeln
und Cymbals nur für Militärkapellen, Trompeten mit Pumpventilen
waren unbekannt. Themen und Arrangements mussten von Platten abgeschrieben
werden, die wiederum, wie die Instrumente, von Reisenden aus dem Ausland
hereingebracht wurden. Manche Platten wurden später illegal auf
dickes Röntgenfilmmaterial geschnitten (ich habe eine solche Kopie
1973 in Leningrad gesehen). Ab 1955 wurden dann Sendungen von Willis
Conover („Voice of America“) auf Tonband mitgeschnitten (falls
nicht die sowjetischen Störsender den Empfang unmöglich machten).
Amerikanische Ensembles, die als Vorbilder hätten dienen können,
kamen nur sehr selten in die UdSSR (zwischen 1926 und 1959 überhaupt
keine). Erst ab Mitte der 60er-Jahre wurde die Situation für den
Jazz langsam besser. William Minor: Unzipped souls - A Jazz Journey through the Soviet Union, Temple University Press Philadelphia, 226 Seiten Eine hervorragende Ergänzung zu Frederick W. Starrs Buch, das man
vorher gelesen haben sollte. William Minor, Journalist, Dozent und Jazzmusiker,
berichtet von einer Reise zusammen mit seiner Frau Mitte 1990 in die
damals schon Auflösungserscheinungen zeigende Sowjetunion. Zunächst
ging es zum 1. Int. .Jazz Festival Moskau, dann nach Leningrad, Petrozavodsk,
Tallin, Riga (auch hier ein Festival), Kiew, Odessa, Jalta, Tiblisi (Tiflis)
und nochmals Leningrad. Mit über 1.000 Minuten Interviews (Musiker,
Kritiker, Fans), mit vielen CDs, Fotos, Plakaten und Pressemitteilungen,
und mit zahlreichen unvergesslichen Eindrücken, über die er
sehr anschaulich schreibt, kehrte er in die USA zurück. Jos Willems: All of me – The Complete Discography of Louis Armstrong, The Scarecrow Press Inc. Lanham USA, 447 Seiten Diese in Umfang und Inhalt unter den bisherigen Jazz-Diskografien wohl einmalige Veröffentlichung löst das bisherige Armstrong-Standardwerk des Finnen Hans Westerberg von 1981 ab. Jos Willems (Belgien) stützt sich zwar auf Westerberg, hat aber zusammen mit vielen Mitarbeitern alles nachgeprüft, gegebenenfalls korrigiert und dazu schier unendlich viele weitere Informationen eingearbeitet. So haben wir nun ein Verzeichnis sämtlicher veröffentlichter Studio-, Konzert-, Rundfunk- und Filmaufnahmen Louis Armstrongs von 1923 bis 1971 vor uns, mit Besetzung, Aufnahmedatum und Ort sowie mit genauen Angaben, auf welchen Tonträgern in welchem Land jeder Titel erschienen ist (Schellack, 45er, LP und CD), bei den Filmaufnahmen auch Video und DVD. Dazu kommt ein Titel- und ein Musiker/Sänger-Register sowie ein Verzeichnis der Besetzungen von Louis Armstrongs eigenen Bands (1935–71). Eine mustergültige Arbeit. Joe Viera |
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