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Bereits mit den Titeln seiner Alben regt der Kölner Pianist Benjamin Schaefer die Phantasie des Hörers an: Auf das vielgelobte Debüt „Shapes & Colours“ lässt der junge Musiker nun die CD „Roots And Wings“ folgen. Die lautmalerischen Albentitel mit geschickt kontrastierenden Doppelbegriffen legen die Frage nahe, wie denn wohl das nächste Album heißen wird. Dazu zwar verrät Benjamin Schaefer nichts. Die damalige Wahl von „Shapes & Colours“ immerhin erklärt er mit der Überlegung, dass man einen Titel benötigte, „der unsere Musik beschreibt, gleichzeitig aufmerksam macht und einen Wiedererkennungswert besitzt“. Bei „Roots And Wings“ gäbe es allerdings einen ganz anderen Ursprung: „Die Worte“, erklärt Schaefer, „entstammen einem englischen Sprichwort: There are two gifts parents should give their children. One is roots, the other is wings.“ Es geht also um Verwurzelung, die Bedeutung des eigenen Ursprungs und darum, dass man Kindern die Fähigkeit mit auf den Weg gibt, ihren eigenen Weg zu finden, indem man „ihnen Flügel verleiht“. Das umreißt sehr gut den Inhalt, die musikalischen Aussage von „Roots And Wings“, denn die Wurzeln des Benjamin Schaefer treten hier deutlich hervor. Diese liegen in der klassischen Musik – zum Jazz, erzählt er, sei er erst mit 17 Jahren gekommen. Also eher wie die Jungfrau zum Kinde: Zufälligerweise habe ein Freund von ihm Unterricht beim Pianisten Otto Wolters gehabt. Und kaum bekam Schaefer etwas davon mit, sei es um ihn geschehen gewesen: „Ich war beeindruckt von dem für mich neuartigen harmonischen Kosmos und den Interaktionsmöglichkeiten, die sich bei dieser Musik zu bieten schienen.“ Wolters wurde dann auch Schaefers erster Lehrer auf dem Gebiet des Jazzpianos. Ein Jazzstudium an der Kölner Musikhochschule mit den Schwerpunkten Jazzpiano und Komposition sollte folgen – zwei Diplomabschlüsse hat der Musiker inzwischen vorzuweisen. Hervorzuheben ist, dass Benjamin Schaefer solchen Gefallen am Komponieren gefunden hat, dabei auch solches Geschick an den Tag legt, dass die Musik seiner Alben stets aus der eigenen Feder stammt. Wichtig ist Schaefer dabei, dass nicht er als Pianist bei seinen Alben im Vordergrund steht, sondern stets das Interplay zwischen Bassist Robert Landfermann, Drummer Marcus Rieck und ihm selbst Vorrang hat. Es sind häufig sehr zart anmutende Kompositionen, die das Trio einspielt, in ihrer Interpretation jedoch vielfarbig reflektierend wie Sonnenstrahlen, die auf ein Prisma treffen. Dann wieder – vielleicht besinnt sich die Band auf ihre „Flügel“ –, geht es bewegt zu, frischt auf wie ein Frühlingswind, der über Land zieht. „Europäisch geprägter Modern Jazz“ bezeichnet Schaefer lapidar das, was er und seine Bandkollegen spielen. Allgemeiner und weniger differenziert lässt sich Musik kaum beschreiben. Dabei sprechen doch die Namen der Stücke für sich: „The City Awakens“, „Novembertage“ oder „Nordlicht“ geben Bilder vor, ohne einzuengen. Diesen Titeln kann man bereits entnehmen, was Schaefer im Interview bestätigt: „Eine zufällig gedrückte Akkordverbindung am Instrument,“ beschreibt er die Unwägbarkeit der Inspiration, „kann ebenso ein Auslöser sein wie etwa das Betrachten eines Bildes, ein Buch, ein Reiseerlebnis… oder auch der Geschmack eines lecker belegten Baguettes!“ Das Benjamin Schaefer Trio erhielt 2007 beim Wettbewerb „Tremplin Jazz d’Avignon“ den Publikumspreis. Ein doppelter Sieg – der Pianist selbst wurde für die beste Komposition ausgezeichnet. Nun wohl ist Schaefer endgültig mitten im Jazzmusiker-Leben angekommen, wird sicher in Kürze auf vielen Konzerten zu hören sein. Und er fängt schon an, etwas zurückzugeben, unterrichtet inzwischen fleißig – vorwiegend junge Schüler. Bedenkt man, dass Schaefer selbst Jahrgang ‘81 ist und sein Studium noch nicht lange zurückliegt, kann man diese rasante Erfolgsgeschichte nur bewundern. Carina Prange
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