Donnerstag, 13. September 2001, 10.05 Uhr: Gerade gingen die Gedenkminuten an die Opfer der Terroranschläge
in Manhattan und Washington zu Ende. Die Redaktion beginnt wieder zu arbeiten, denn morgen ist Filmabgabe für
die Oktober-Ausgabe. Wie alle hatten auch uns die Horrornachrichten aus den USA beschäftigt, uns aus der Zeitungsroutine
gerissen. Das E-Mail bekam eine neue Wichtigkeit:
Es stellte sich als das zuverlässigste Kommunikationsmittel heraus. Wir benutzten den elektronischen Weg für
persönliche Anfragen bei Freunden und Bekannten in New York. Via E-Mail bekamen wir aber auch Augenzeugenberichte
von Musikern aus Manhattan in die Redaktion gesandt. Stellvertretend drucken wir je ein Mail von Gunter Hampel (in
Auszügen) und von Cornelius Claudio Kreusch.
Ihr Andreas Kolb
Gunter Hampel
1. Bericht, 11. September, zirka 11 Uhr Ortszeit New York:
Ich war hundert Meter weg auf meinem Fahrrad, Straßen waren leer, überall standen Menschen in Trauben,
auf Parkplätzen, Sidewalks, von wo aus man einen Blick auf das World Trade Center hat(te).
Als ehemaliger Architekt habe ich in den letzten Jahren diese Blicke immer wieder entdeckt und auch mit Video und
Foto dokumentiert. Ist nicht mehr.
(Wie symbolisch: Twin-Tower heisst das World Trade Center im Volksmund, ZWEI TÜRME, zweimal eine 1, also 11 und
welches Datum haben wir heute? 11. September.)
Ich habe die beiden Türme, das Wahrzeichen amerikanischer Power, in Schutt und Asche zerbersten sehen und ich
konnte es fühlen. Die Welle von Staub und Druck und das Geschrei der Menschen in den Straßen, machten
einen glauben, die Todesschreie tausender Menschen zu hören und zu spüren, die in diesem Moment in den Tod
gehen. Meine Familie ist O.K.
Mir scheint nur, dies ist der Anfang eines gefährlichen Krieges. Wie
Vietnam. Oder schlimmer. Es scheint kein Schlachtfeld mehr zu geben. Was heute geschah, ist schlimmer als Pearl Harbor:
Das war ein militärisches Ziel, dies hier sind innocent people. Lets pray...
PS: Wir sind alle noch unter Schock hier. Wir, die Überlebenden hoffen, dass das nun keine weitere Eskalation
von Vergeltung und Wieder-Vergeltung hervorruft. Wir hoffen, das wir uns bewusst werden, dass wir alle Brüder
und Schwestern sind. Lasst uns alle daran bauen. Der Anfang ist eine bessere Erziehung und Information für Jedermann/frau...
Cornelius Claudio Kreusch
Dear friends...
... I saw both towers going down just in front of my eyes, being not too far from it. Such incredibly sad moments
make you remember, what is really important in ones life. I wish everyone will now work harder, harder
and even harder for what we need most: Love for one another & peace.
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