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Man sollte sich hüten, den Begriff West Coast Jazz einfach, wie so oft getan wird, mit Cool Jazz gleichzusetzen. Unbestreitbar ist allerdings, dass vom New Yorker Cool Jazz die wichtigsten Anregungen kamen, etwa von Miles Davis Capitol Orchestra, aus dessen Reihen etwa Gerry Mulligan eine Schlüsselfigur des West Coast Jazz wurde. West Coast Jazz, der sich in der Regel stärker als der New Yorker Cool Jazz à la Tristano an den Unterhaltungsqualitäten des Swing orientierte, war kommerziell auch erfolgreicher als dieser. Der Begriff ist problematisch, da er geografisch ist und ein ganzes Konglomerat von Stilen erfasst. West Coast Jazzer im engeren Sinne sind etwa Shorty Rogers, Bud Shank und Bob Cooper. Musiker wie Frank Rosolino oder Art Pepper gehören zum gleichen Kreis, sind aber stärker dem Bop verpflichtet. Hard Bopper der Westküste wie Sonny Criss oder den jüngst verstorbenen Harold Land rechnet man meist nicht zum West Coast Jazz. Die Folge ist, dass man sie in der New-York-fixierten Jazzgeschichte meist übersieht. Der Begriff West Coast Jazz wurde von findigen Plattenverkäufern und Kritikern geprägt, die dem Hardbop (East Coast Jazz) etwas entgegensetzen wollten. Die meisten Musiker lebten von ihrer Tätigkeit in den Orchestern der Filmstudios Hollywoods. Den vielleicht bedeutendsten Beitrag leisteten wohl die Arrangeure, die oft zugleich Solisten oder Bandleader waren: Shorty Rogers, Jimmy Giuffre, Bill Holman, Manny Albam, Marty Paich, André Previn... Die Musiker der Westküste hatten ein ganz anderes Image als die Bopper New Yorks mit ihren verrauchten Höhlen und dem verrücktem Outsider-Gebahren. Man betrachte nur die Cover typischer West Coast Labels wie Pacific Jazz und Contemporary. Jazz wurde hier zu lässiger Freizeitmusik, die Assoziationen an Badestrand, Urlaub, frische Luft weckt. Marcus A. Woelfle |
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