Ausgabe November 1998NEUE CDsJ. McLean & The MacBandFire & Love Blue Note/EMI 243 493254 25 Autor: |
"Mögen Sie Jackie McLean?" könnte man fragen und Fans wären erstaunt, wie viele Jazzer ihn nicht mögen. McLean klinge meist laut und falsch. Seine Improvisationen scheinen aus einer Gießkanne voller ätzender Säure zu kommen. Ihn zu hören tut daher immer weh, aber doch auf so eine subtile Weise, daß dies heute nach 40 Jahren weitaus stärkeren Tobaks aus Avantgarde und Pop kaum jemand mehr wahrzunehmen scheint. Seine Unerquicklichkeiten wirken daher so unerbittlich, weil er sie im Umfeld wohlgestimmter, tonal und swingend agierender Rhythmusgruppen (hier Alan Jay Palmer (p), Phil Bowler (b), Eric McPherson (dr)) serviert. Sätze, in denen McLean mitbläst, klingen zunächst einmal nach ausgeklügelten Bosheiten eines Arrangeurs. Ist man nun Masochist, wenn man das trotzdem goutiert, statt lieber gleich Cannonball Adderley aufzulegen? Vielleicht ist man auch nur Wahrheitsfanatiker. Denn fraglos bekundet McLean mit seinem beißenden, berstenden Sound und um Mikrotöne haarscharf an der temperierten Stimmung vorbei mit jedem Ton intensives, aufrichtiges Erleben. Dabei gaukelt er uns mit seinen nuancierten, beseelten Schreien eben keine Heile-Welt-Nettigkeiten vor. Er ist Sand, nicht Öl im Getriebe des zunehmend akademisierten, geglätteten Bop-Getriebes. Allein dafür dürften wir ihm schon dankbar sein. | |
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