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Ausgabe November 1998

GLOSSE

Grungalizer

Autor:
Felix Janosa

Ich sag’s Ihnen ehrlich: ich kann die Perfektion meiner neu gekauften Jazz–CDs nicht mehr ertragen. Früher, da gab es immer dieses heimelige und gleichzeitig bis zum Bersten spannende Knistern, Knacken und Rauschen nachdem der Diamant sich sanft auf dem schwarzen Vinyl niedergelassen hatte! Und das Schöne – von Mal zu Mal wurden diese Geräusche intensiver, denn Jazzplatten-Abstauben war reaktionär und spießig. Und heute? Keinerlei Warnung, wenn man den Lautstärkeregler aus Versehen zu laut eingestellt hat. 0,0 dB, nichts, niente und dann Drums und Saxophon so grell digital, daß einem die Ohrmuscheln abfallen. Wie gesagt, ich konnte es nicht mehr ertragen. Die Rettung: ein Computer–Freund steckte mir den "Grungalizer" auf Diskette zu, ein feines Programm, mit dem man cleanen Sound wieder auf menschliches Maß zurückschrauben kann. Das Programm zum Beispiel auf 1950 gestellt, und es knistern Tekk-no–Takes in angenehm baßlosen Mono; der Zeiger etwa auf 1910 gestellt, und man wähnt statt der eigenen Stimme eine kaum dechiffrierbare Flottenrede Willems des Zwoten zu vernehmen. Und so knistert nun mein 98er Till Brönner so angenehm vor sich hin, daß ich getrost das große DDD auf der CD durchstreichen und durch ein herrliches AAA (Jahrgang 1958) ersetzen kann. Ein Wermutströpflein: für wirklich guten Jazz intoniert der Mann eigentlich etwas zu sauber – aber da gibt es bald bestimmt auch ein Programm für.

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