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Die Tonne in Dresden kannte wohl jeder, der sich ein wenig für Musik begeistern konnte. In der Stadt sowieso, in Sachsen auch, sogar Jazz-Fans in ganz Deutschland hörten bei dem Namen, der irgendwie nach altem Wein klingt, auf. Dann war die Tonne pleite, die Gründe dafür wurden ausgiebig geschildert und sollten hinlänglich bekannt sein. Schlecht war dies für die Fans und für die Musiker, die sich mit einem Auftritt in dieser Institution einen Namen machen wollten. Oder auch für die Jazzer, die dank der Tonne einen Namen gemacht hatten (Charles Gayle sei an dieser Stelle erwähnt, der für einen ehemaligen Straßenmusikant ganz schön horrende Gagen für einen Abend verlangt und wohl auch verlangen kann – der Tonne sei Dank!). Doch wo sich Wille, Geschmack und musikalischer Fanatismus treffen, da ist auch ein Weg. So kann sich der Jazzclub Neue Tonne e.V. glücklich schätzen, wieder das zu machen, was sie am besten können: anspruchsvollen Jazz nach Dresden zu holen. Seit dem 13. September gibt es zwar unregelmäßig, aber doch angenehm gehäuft Konzerte im neuen Domizil des Vereins, auf der Königstraße 15 in der inneren Neustadt (im Keller des Kulturrathauses). Das erste Highlight des Jahres dürfte wohl das Italienische Jazzwochenende sein, beginnend mit dem Gastspiel von Tuba Trio. Kein Geringerer als Giancarlo Schiaffini will dann (unterstützt von Enzo Rocco an der Gitarre und Ettore Fioravanti am Schlagzeug) an Tuba und Posaune dem Publikum mit einem wilden Mix irgendwo zwischen Experiment und Mainstream einheizen. Als nächstes sollte man sich unbedingt schon erwähnten Charles Gayle vormerken, der am 3. November in den Dresdner Untergrund kommt. Dann, am 13. November, wird das rund hundert Mann fassende Gewölbe wohl aus allen Nähten platzen, den New York’s Finest „Gutbucket“ geben sich an diesem Tag ein Stelldichein in der Tonne. Kommentar überflüssig. Dass mit „Blue Box“ die erfolgreichste deutsche Jazz-Combo aller Zeiten am 6. Dezember eine musikalische Duftmarke abgeben will, rundet das ausgewogene Herbstprogramm des Jazzclubs ab. Trotz dieser quantitativ wie qualitativ runden Sache muss noch ein Wort zu den Rahmenbedingungen des Vereins gesagt werden. Laut Tonne-Chef Helmut Gebauer ist auch für die kommenden Jahre keine Planungssicherheit gegeben, was institutionelle Förderung von Seiten des Dresdner Kulturamtes betrifft. Der neue Kulturbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) hat zwar angemerkt, dass die Tonne weiterhin von Seiten der Kommune unterstützt werden soll, finanzielle Sicherheit geben solche Aussagen aber bei weitem nicht. Und sollten einmal die Gelder aus dem Stadthaushalt nicht mehr fließen, würde der Verein erneut vor dem Nichts stehen. Es sei zwar, so Gebauer, das langfristige Ziel, viele Sponsoren mit ins Tonne-Boot zu hieven, trotzdem sei man von den Gelder der Stadt abhängig, da Sponsoren vor allem auch nur dort einsteigen, wo eine kommunale Absicherung vorhanden ist. Im Verein überwiege aber ein positives Gefühl, was Zukünftiges anbelangt. Und schließlich, so betont Gebauer abschießend, wolle der Verein der Tonne wieder zu dem Ruf verhelfen, den sie sehr lange innehatte. Thomas Eisenhuth |
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