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Das kleine Städtchen Burghausen an der Salzach ist sehenswert. Neben der längsten Burg Deutschlands besitzt es einen barock herausgeputzten Stadtkern direkt am linken Ufer der Salzach, die hier die Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland ist. Die Grenzerhäuschen an der Salzachbrücke sind heute abgebaut. Ein Grenzerhäuschen spielt aber für den Jazz ein wichtige Rolle: Das Mautnerschloss. Geht man vom Stadtplatz in die Fußgängerzone, dann verwandelt sich die Gasse „In den Grüben“ plötzlich in eine „Street of Fame“: Zahlreiche Gedenkplatten mit Unterschriften berühmter Musiker, die beim Festivalklassiker Jazzwoche Burghausen zu Gast waren, pflastern den Weg, an dessen Ende das 1976 renovierte Mautnerschloss steht. Seit damals finden hier die 1972 von Joe Viera gegründeten Jazzkurse Burghausen statt.
Jedes Jahr Anfang August verwandelt sich das Mautnerschloss für zwei Wochen in ein Jazzschloss. Morgens ab neun Uhr klingen aus über zehn Räumen Jazzrhythmen und und -akkorde: Es spielen Swing Bands, Bebop Bands, Salsabands, dieses Jahr gab es sogar wieder eine Free Jazz Gruppe. Morgens also Harmonielehre und Instrumentalunterricht, dann beim Mittagessen
informelle Berufsberatung und Diskussion über Jazz, nachmittags die
Arbeit in zwei Bands, abends Sessions bis in die Morgenstunden. Morgens
ab neun dann wieder Instrumentalunterricht. Ein Fulltimejob für die
Dozenten, zu denen unter anderem Posaunist Ed Kröger, Altsaxophonist
Ignaz Dinné (der Sohn von Kröger lebt in New York), Bassist
Reinhard Glöder, Gitarrist Wolfgang Ruß oder Pianist Martin
Schrack (Professor an der Musikhochschule Nürnberg), Drummer Michael
Gottwald (Regensburg) zählen. In dreißig Jahren besuchten insgesamt etwa 10.600 Teilnehmer 438 Kurse. Die Teilnehmer kommen vor allem aus Deutschland, aber auch Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien und sogar aus Ägypten und Simbabwe. Die Hauptunterschiede zwischen 1972 und 2002 macht Viera an drei Kriterien fest: Erstens spielen heute alle auf guten Instrumenten, zweitens stiegen die instrumentalen Leistungen ununterbrochen und drittens nimmt Viera die Stücke, die er früher zum Abschlusskonzert mit den Teilnehmern erarbeitet hatte, heute zum Einspielen her. Zahlreiche ehemalige Teilnehmer haben inzwischen Karriere gemacht: Peter Tuscher, Stephan Holstein, Carola Grey, Helmut Nieberle, Hubert Winter, Helmut Kagerer, Max Neissendorfer, Dieter Ilg oder auch Cornelius Claudio Kreusch, den Viera dieses Jahr vor seinem Konzert in Burghausen hinter der Bühne begrüßte. Viera erinnert sich: „Claudius sagte zu mir: ‚Weißt du noch, dass ich vor 20 Jahren in Burghausen beim Kurs war?‘ Später habe ich zu Hause in meiner Teilnehmerliste nachgeschaut. Da stand wirklich drin: ‚C.C. Kreusch, 12 Jahre, und dahinter ein Ausrufezeichen.’ Er ist mir also damals schon aufgefallen.“ Zwei Teilnehmer erzählenJazzzeitungs-Chefredakteur Andreas Kolb traf sich mit dem Leiter und Gründer des Studienzentrums, Joe Viera, beim Abschlusskonzert in Burghausen. Interviewt wurde jedoch nicht Viera, sondern zwei seiner Kursteilnehmer: der 13-jährige Trompeter Julian Wasserfuhr nahm zum ersten Mal teil, die Höchstädter Musiklehrerin Ariane Damman-Ranger ist bereits im fünften Jahr dabei. Jazzzeitung: Ariane, wie hast du von den Burghausener Jazzkursen
erfahren? Jazzzeitung: Wie bist Du zum Jazz gekommen? Jazzzeitung: Wie kommt es, dass Du Jahr für Jahr wieder
nach Burghausen kommst? Jazzzeitung: Wer sind „die Leute“? Jazzzeitung: Vom Anfänger bis zum Profi: das ist ein Gefälle,
eine Bandbreite wie an der allgemein bildenden Schule? Jazzzeitung: Wie schätzt du den Stand des Jazz an den Gymnasien
ein? Jazzzeitung: Julian, Du bist Trompeter, vierzehn Jahre alt. Wie
bist Du zum Jazz gekommen, hast Du ein Vorbild? Jazzzeitung: In welchem Alter hast Du begonnen? Jazzzeitung: Wer ist Dein Lehrer jetzt? Jazzzeitung: Was hat er Dir beigebracht? Was ist dein Eindruck
nach einer Woche. Bist Du denn in A oder F gelandet? Jazzzeitung: Denkst Du schon an eine Karriere als Musiker? Jazzzeitung: Dann hast Du möglicherweise schon eine bessere
Technik als Chet? Text und Interview: Andreas
Kolb |
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