Im wunderschönen Sonnenuntergang auf einer saftigen Wiese hinter
dem Fürstenfelder Kloster standen uns drei der De-Phazz-Köpfe,
Pat Appleton (voc), Karl Frierson (voc) und Otto Engelhardt (tb) zur Verfügung
und sprachen über Bayern, Jazz und die damit verbundenen Vorurteile.
Otto: Naja, NuJazz möchte ich unseren Sound gar nicht
nennen, denn um eine neue Form von Jazz handelt es sich nicht. Die Musik
von De-Phazz hat mit der edlen Tradition des Jazz im Grunde sehr wenig
zu tun. Nichtsdestotrotz wäre unsere Musik ohne die der großen
Jazzer wie John Coltrane, Count Basie oder Ella Fitzgerald wohl undenkbar.
Die Harmonien und Melodien, die wir verwenden und schreiben, wurzeln
natürlich zu einem ganz großen Teil in diesen Fundament.
Karl: Trotzdem haben wir aber Samples von großen Bigbandarrangements
in unserem Sound, das ist unsere Inspiration.
Pat: Jazzpuristen würden uns sicher nicht als Jazzer zu
bezeichnen, aber unsere Wurzeln liegen eben einfach dort.
Otto: Wenn man einigermaßen offen auf die Musik zugeht,
dann spürt man das auch. Die Art, wie Karl und Pat phrasieren,
wie die Bläser eingesetzt werden, dass überhaupt Bläser
eingesetzt werden, das sind eindeutige Indizien für heftigen Jazzalarm.
Ich habe zwar mein Instrument studiert, Jazz wirklich erlernt habe ich
aber „by doing“.
Pat: (kopfschüttelnd) ...in Deutschland braucht man aber
eben immer für alles einen Abschluss! Es ist ein Vorurteil, dass
man Jazz studieren muss, um ihn gut zu spielen!
Karl: Wenn junge Jazzer in die USA, etwa nach New Orleans, kommen,
vergessen sie zuerst alles, was sie in ihrem Studium gelernt haben,
und spielen erst dann frei drauf los! Erst in den Jamsessions entsteht
Jazz, nicht in Hochschulen.
Otto: De-Phazz ist eine eigene Sache, hier vermisse ich es nicht,
viel improvisieren zu können, lange Solos zu spielen. Hier bringe
ich mich anders ein, schreibe an Songs mit, schreibe an Texten mit.
Karl: Für solche Sachen gibt es eben Jamsessions. Als wir
vor kurzem auf dem Jazz-Festival in Montreal/Kanada gespielt haben,
waren natürlich Top-Musiker aus aller Welt da, und abends gab es
dann immer tolle Sessions. Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht,
existiert aber völlig unabhängig von De-Phazz!
Otto: Allerdings wollen wir uns in Zukunft auch etwas mehr Spielraum
auf der Bühne lassen.