Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Höher, schneller, weiter: Dieses Motto der vielzitierten Spaßgesellschaft scheint auch auf das traditionelle Montreux Jazz Festival zuzutreffen. Nur müsste es hier eigentlich bunter, vielfältiger und anspruchsvoller heißen. So zeigte die 36. Auflage der wohl facettenreichsten Musik-Veranstaltung unserer Zeit vom 5. bis 21. Juli erneut eine breite Stilpalette. Organisator Claude Nobs geht mit Niveau in die Breite, lotet mit Vorliebe neue Grenzen aus, betritt unerforschtes Land… und bleibt doch seinen Wurzeln und seiner Leidenschaft treu: dem Jazz, Namensgeber, Inspiration und nimmermüder Motor des Festivals.
Über 200 kostenlose „Festival Off“ Jazz-Konzerte auf Freilichtbühnen, in Kneipen und entlang der Strandpromenade manifestieren die große Bedeutung der „Blue Notes“ für das Montreux Jazz Festival, wenngleich natürlich auch das Auditorium Stravinski wieder eine ganze Palette hochkarätiger Jazz-Musiker aufzubieten hatte: So zeigten die beiden Virtuosen Gary Burton (Vibraphon) und Makoto Ozone (Klavier) in einem besinnlichen Duo-Konzert ihr feines Händchen für die faszienierende Melange aus Jazz und klassischer Musik, spielten wunderschöne Interpretationen von George Gershwin, Sergej Rachmaninoff oder Tangokönig Astor Piazolla. Ein weiteres, brillantes Duo hatte sich in Person von Charlie Haden und Pat Metheny angesagt, die kurzerhand für den verhinderten Joshua Redman eingesprungen waren: Charlie Haden reduzierte sich bei den „Missouri Sky Duets“ in gewohnter Schnörkellosigkeit auf das Wesentliche, so dass sich Pat Metheny auf einem grundsoliden Bassgerüst nach Herzenslust austoben konnte. Geschätzte acht Gitarren ließ sich der langmähnige Perfektionist während des sechzigminütigen Sets anreichen; hier wurde wahrlich nichts dem Zufall überlassen. Da ging das All-Star-Quartett, bestehend aus Joe Lovano, John Scofield, Dave Holland und Al Foster doch deutlich entspannter zur Sache: Ausschließlich neue Stücke im Repertoire, spielten die vier Superstars so unprätentiös locker und harmonierten zugleich dermaßen perfekt, als hätten sie die letzten zehn Jahre nichts anderes getan. Ohne Führungsfigur wurde der Jazz-Ball hier traumwandlerisch sicher jongliert, kam niemals auch nur annähernd in Bodennähe – einer der großen Höhepunkt dieses Festivals. Der Schlussakkord war indes, wie schon im vergangenen Jahr, einzig Keith Jarrett und seinen kongenialen Partnern Gary Peacock und Jack DeJohnette vorbehalten. Auf einsamen Pfaden schreitend, die wohl nur diesen drei Ausnahmemusikern zugänglich sind, ließen sie das 36. Montreux Jazz Festival in hinreißender Genialität ausklingen. Collin Klostermeier |
|