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Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie ähnlich sich Musiker und Politiker sind? Beide stellen sich frech vor ein Mikro auf die Bühne, buhlen um die Gunst von Publikum und Medien, zieren und spreizen sich im Scheinwerferlicht, singen ein Lied in eigener Sache und achten nicht viel auf die Begleitleute. Da wird Stimmenvielfalt leicht zu Kakophonie, nicht nur in der SPD. Denken Sie an die UNO-Jam oder das Globe Unity Orchestra. Nicht umsonst heißen bei uns Gewerkschaften wie Opernkomponisten: Bühnenlicht, Kostüme, grandiose Illusionen. Für Politiker ist es jedenfalls ein Leichtes, ins singende, klimpernde oder blasende Fach zu wechseln, und umgekehrt zieht es immer mehr erfahrene Musikdarsteller auf die politische Bühne. Den Anfang machte einst Melina Mercouri: Ein besseres politisches Konzept als „Ein Schiff wird kommen“ kann sich eine Ministerin auch gar nicht wünschen. Und wer könnte Brasiliens Kulturpolitik sanfter ins Swingen bringen als Gilberto Gil? War also gar nicht so abwegig, den Vokalartisten Karel Gott als Nachfolger des Stückeschreibers Vaclav Havel vorzuschlagen. Niemand hat Tschechiens Grenze nach Westen nachhaltiger durchlöchert als die Prager Rohrdommel. Weine nicht, fang das Licht, wenn du aufwachst, bin ich da: Das wäre schon ein komplettes Regierungsprogramm gewesen. Und wäre es mal steil bergab gegangen, hätte Karel Gott auch die schönsten Schicksals-Arien parat gehabt. Na ja, vielleicht erleben wir wenigstens noch Luciano Pavarotti als Finanzminister unter Berlusconi. Die Voraussetzungen wären ideal. Oder Michael Jackson im Weißen Haus als Berater in erziehungs- und gesundheitspolitischen Fragen. Oder sollte man sich lieber gleich einen neuen US-Präsidenten wünschen? Wynton Marsalis hätte das Zeug dazu. Eindrucksvoll die Backen aufblasen kann er ja schon länger. Rainer Wein |
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