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Seit zwei Jahren macht auf Festivals und in Clubs ein junger Trompeter aus Kamerun auf sich aufmerksam, der mit einer gleichfalls jungen Band frischen, ideenreichen Jazz mit eigenem Profil spielt. Beschäftigt man sich mit seiner Karriere, stellt man mit Erstaunen fest, dass er Student an der Hochschule für Musik in Köln ist, seit eben den letzten beiden Jahren und bei Manfred Schoof studiert. Obendrein noch hat er im Jahr 2002 zusammen mit Florian Ross den Förderpreis der Stadt Köln im Bereich Jazz und Improvisierte Musik gewonnen. Was ist dies für ein Mensch, bei dem Studium und bereits eingetretener Erfolg dicht beieinander liegen?
1960 ist er in Bamenda in Kamerun geboren. Seit Vater ist heute noch ein bekannter und beliebter Trompeter, der diese Begabung und Leidenschaft an seinen Sohn weitergab, vielleicht das wichtigste, was er für ihn getan hat, meint Ngassa heute, wenn er darüber nachdenkt, was aus ihm sonst geworden wäre. Frühzeitig musste er in seiner großen Familie als ältester Sohn seine Entscheidungen oft selbst treffen. So nahm er sein Schicksal schon bald in die Hand, organisierte immer alles, war beim Fußball der Kapitän und gründete gleich nach dem Beginn des Studiums die Band mit gleichgesinnten Kommilitonen. Nach Schulabschluss fing er an, an der Universität Geschichte zu studieren. Aber die Musik, die er längst praktizierte, ließ ihn nicht los. Er spielte auf allen erreichbaren Festivals, vor allem auf dem in Yaounde, der Hauptstadt Kameruns, wo er ab 1994 mehrfach die Auszeichnung als bester Trompeter Kameruns errang. Der Direktor des Goethe Instituts in Kamerun nahm sich seiner an, förderte
ihn, wie es nur ging und machte ihm den Vorschlag, eine Deutsche Musikhochschule
zu besuchen. Nach vielen Irrungen und Hindernissen, die er mit seinem
„eisernen“ Willen überwand, landete er schließlich
im Jahr 2000 bei Manfred Schoof an der Kölner Musikhochschule, ausgestattet
mit einem Stipendium des DAAD. Zu diesem Zeitpunkt wusste er bereits genau,
was er musikalisch wollte, hatte die Musik, die Klänge und Traditionen
der westafrikanischen Musikkultur in sich, konnte aber keine Noten lesen,
geschweige denn kannte er das theoretische Gerüst der Musik. Und er denkt an die Zukunft, möchte nach dem Studium, für das er noch ungefähr eineinhalb Jahre braucht, seine neuen Fähigkeiten im Kulturleben seines Landes nutzbar machen. Er denkt an ein Kulturzentrum, in dem junge Musiker in Workshops lernen können, in dem es natürlich auch Spielmöglichkeiten und vor allem Instrumente gibt. Ein großes Defizit in Kamerun besteht darin, dass es keine oder nicht genügend Instrumente gibt. Den ersten Schritt hat er schon getan, indem er MAD (Music Action Diffusion) gegründet hat, eine gemeinnützige Organisation, mit der er die Ziele in der Zukunft erreichen will und mit deren Hilfe er Partner und Förderer der Idee zu finden hofft. Seine eigene Band, das Terrence Ngassa Afro Ethno Sextet besteht aus Laia Genc, Klavier, Pascal Niggenkemper, Bass, Miroslaw Pyschny, Schlagzeug, Maxim Begun, Altsaxophon, und Peter Ehwald, Tenorsaxophon, junge Musiker, die wie er noch an der Kölner Hochschule studieren, sich aber bereits mit verschiedenen Ensembles, Wettbewerben et cetera auseinandersetzen. Auch Ngassa geht verschiedene Wege: Er ist als einziger Bläser Mitglied von Jasper van’t Hofs Pili Pili und spielt im französischen Europe Africa Jazz Orchestra unter der Leitung Francois Janneau, zwei Mal eine Woche im Jahr. Bei all seinen Aktivitäten geht im eines nicht verloren, die Erinnerung an die Klangwelt seiner Heimat, aus der er seine Kreativität, seine Ideen schöpft, die seiner Musik das besondere Profil verleihen. Man wird noch viel von ihm hören, dem Trompeter Terrence Ngassa aus Kamerun. Hans-Jürgen von Osterhausen |
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