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In ihrem Bericht über das Friedrichshafener Konzert des Pianisten und Klarinettisten Michael Christensen in der Schwäbischen Zeitung vom 26. April 2003 schreibt Christel Voith wörtlich: „Aggressiver dann ‚Steeplechase‘ von Charlie Parker, dem einflussreichsten Jazz-Klarinettisten nach Louis Armstrong, der Standards gesetzt hat für den modernen Jazz.“ Wie das? Haben wir nicht bisher immer geglaubt, Charlie Parker war Altsaxophonist (gelegentlich auch Tenorsaxophonist) und Louis Armstrong Trompeter? Sollten sich Zuhörer wie Plattenkäufer und die Autoren ungezählter Kritiken, Aufsätze und Bücher so getäuscht haben? Aber es muss wohl so sein, wenn jemand, der sich auskennt, und andere dürfen in unseren Zeitungen ja gar nicht schreiben, uns dies sagt. Freilich erhebt sich jetzt die bange Frage: Wer hat dann die genialen Solos in „Cornet Chop Suey“ (1926) und „Swing that music“ (1936) geblasen, wer die wirbelnden Figuren in „Ko Ko“ (1945) und die ergreifenden Melodielinien in „Parker’s Mood“ (1948)? Und wer war der Trompeter, den ich mit seiner Band unter dem Namen „Louis Armstrong and his All Stars“ in den 50er-Jahren im Kongresssaal des Deutschen Museums in München erlebt habe? Fragen über Fragen! Aber Frau Voith sollte es bei dieser Klarstellung nicht bewenden lassen. Ahnen wir nicht schon seit Längerem, dass Svjatoslav Richter und Vladimir Horowitz gar nicht die sind, für die sie immer gehalten werden, nämlich zwei der größten Pianisten klassischer Musik im 20. Jahrhundert? Sicher wird uns die Musikkennerin bald mitteilen, dass Richter in Wirklichkeit der größte Mundharmonikavirtuose nach Larry Adler und Horowitz langjähriger Schlagzeuger bei Woody Herman war. Der Schwäbischen Zeitung kann man zu ihrer Mitarbeiterin nur gratulieren. Joe Viera |
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