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Es gibt wenige Jazzmusiker, die nicht nur die Spielweise ihres Instruments für Jahrzehnte prägten, sondern ihm ein für allemal den Außenseiterstatus nahmen: Coleman Hawkins, Lionel Hampton, Jimmy Smith… Der französische Geiger Jean-Luc Ponty ist einer von ihnen und somit einer der ganz wenigen Europäer in dieser illustren Runde. Zugegeben, die Jazzgeige ist so alt wie der Jazz selbst, doch ihre Entwicklung stagnierte bereits, als Ponty 1942 in den Windeln lag. In den 50ern wurde sie schon als Kuriosum belächelt, das nur von ganz wenigen Begnadeten jazzmäßig gespielt werden kann. Erst als Ponty in den 60ern die Geige aus dem Dornröschenschlaf weckte, rückten auch seine „musikalischen Großväter“ Joe Venuti, Stéphane Grappelli und Stuff Smith wieder ins Rampenlicht. Seine „musikalischen Väter“ musste sich der Innovator freilich bei den großen Bläsern der Moderne suchen. Der Mann mit der fünfseitgen Geige hat unglaubliche Pionierarbeit geleistet, indem er die ganze 20-jährige Entwicklung des modernen Jazz von Parker bis Coltrane auf der Geige aufarbeitete, die in seine Händen dank seiner ungemein flüssigen Phrasierung und seines langsamen Vibratos sehr saxophonistisch klingt. „Er spielt Geige wie Coltrane Saxophon“ urteilte Stuff Smith; dem folgte der Chor der Kritiker. Doch der Initiator der Geigenwelle begnügte sich nicht mit virtuos gehandhabten Bopläufen und modalen Tonkaskaden und wurde Jazzrock-Pionier. Durch seine brillante Handhabung elektronischer Mittel wie Wah-Wah, Phase Shifter und Echokammer wurde er zum Vorbild einer ganzen Generation von Fusiongeigern. Marcus A. Woelfle |
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