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Jazzzeitung
2003/02 ::: seite 17
rezensionen
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Burt Korall: Drummin’ Men – The Bebop Years, Oxford
University Press New York, 308 Seiten
Auch in diesem Buch, dem Folgeband von „The Swing Years“
(siehe Jazzzeitung September 1999) erweist sich Burt Korall, selbst
Schlagzeuger, als exzellenter Kenner der Szene, der uns auch manche
Musiker nahe bringt, die außer bei ihren Kollegen weitgehend unbekannt
blieben. So lesen wir die Kapitel über Lou Fromm, Billy Exiner,
Irv Kluger, Jackie Mills und Ike Day mit besonderer Spannung. Über
150 Interviews (wann wurden sie gemacht?) vermitteln mit einer Fülle
von Details ein anschauliches Bild von dem großen Wandel des Schlagzeugspiels
in den 30er-, 40er- und frühen 50er-Jahren mit vielen sehr gut
ausgewählten Plattenempfehlungen.
Der Autor hat völlig Recht, wenn er sagt: „Bebop was a master
stroke of invention that made possible a fruitful future of jazz.“
(S. 6) Man kann immer wieder lesen, der Jazz habe mit dem Bebop etwas
verloren, nämlich seine Rolle als populäre Musik. Das stimmt
– aber gleichzeitig gewann er auch, und zwar mehr als er verlor:
mehr Freiheit von kommerziellen Zwängen und eine starke Zunahme
an künstlerischen Möglichkeiten.
Anfechtbar ist Burt Koralls Verwendung des Begriffs Bebop. Dieser ist
inzwischen immer mehr zu einem Oberbegriff geworden, dessen erste Phase
der vom Autor behandelte Zeitraum ist; dafür wäre die Bezeichnung
Early Bop viel sinnvoller.
Bemerkenswert ist die Einbeziehung von Stan Levey und Don Lammond
bei den innovativen Schlagzeugern des Bebop. Der Autor begründet
dies ausführlich und überzeugend. Sehr sympatisch, wie Burt
Korall immer wieder die Fähigkeiten der großer Schlagzeuger
als Teamspieler herausstellt, die ihren Mitspielern zuhören und
dafür sorgen, dass diese sich wohlfühlen und ihr Spiel entwickeln
können, ohne ständig bedrängt oder gar unterbrochen zu
werden. Dazu Dave Tough: „You’re in charge! Don’t
think of yourself as a soloist. Just keep the time feeling strong, hold
the band together, and make the whole thing work!“ (S. 44/45).
Auch deshalb gehört dieses Buch in die Hände aller junger
Schlagzeuger.
Leslie Gourse: Art Blakey Jazz Messenger, Schirmer Trade Books
New York, 209 Seiten
Endlich eine detaillierte Biographie des großen Schlagzeugers
und Bandleaders. Die Bedeutung seiner Jazz Messengers als Schule des
Bebop kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden (Benny Golson
sagte bei Blakeys Tod: „University has closed“). Einige
seiner Platten gehören zum Pflichtrepertoire eines jeden, der etwas
vom Jazz verstehen will, so etwa „A Night at Birdland“,
„The Jazz Messengers at Cafe Bohemia“ und „Moanin’“
alle auf Blue Note. Er hatte insgesamt mehr künftige Stars in seiner
Band als Dizzy Gillespie und Miles Davis zusammen in den ihren. Sein
immer vorwärtstreibendes Spiel und seine unerschöpfliche Energie
machten ihn berühmt; seine Presswirbel und seine HiHat wurden zu
seinen Markenzeichen, an denen man ihn sofort erkennt. Aber nicht nur
seine Jazz Messengers sind in die Musikgeschichte eingegangen; er spielte
auch als Sideman in vielen Gruppen und war beispielsweise der ideale
Schlagzeuger für Thelonious Monk. Sehr hoch einzuschätzen
für seinen Erfolg sind freilich auch Horace Silver, Benny Golson,
Bobby Timmons und Wayne Shorter, nicht nur als Musiker, sondern ebenso
auch als Themenkomponisten. Als solche haben sie Maßstäbe
gesetzt, die noch heute bei vielen Themen wesentlich jüngerer Musiker
deutlich werden. Art Blakey war ein verkappter Big Band Drummer. Seine
Zeit bei Fletcher Henderson (1943) und Billy Eckstine (1944-47) prägten
ihn. Nur selten hatte er später Gelegenheit, in einer Big Band
(oder Beinahe-Big Band) zu spielen, aber er gab jeder Combo, in der
er spielte, die Energie eines großen Ensembles mit.
Leslie Gourse, die schon mehrere Biographien verfasste, unter anderem
über Thelonious Monk (siehe Jazzzeitung Dezember 1997) schreibt
knapp, angenehm sachlich und kenntnisreich. Leider enthält das
Buch keine Diskografie und keine Fotos aus der Zeit vor 1965.
Joe Viera |