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Für ihr neues Album The Calling Celebrating Sarah Vaughan hat die sonst so von der Kritik gefeierte Sängerin Dianne Reeves auch mal den einen oder anderen Verriss kassiert. Die Kollegen, die sich da etwas abfällig geäußert haben, waren angesichts der ungezählten Tribute, die die 100. Geburtstage von Louis Armstrong, Duke Ellington und George Gershwin mit sich brachten, wohl etwas Hommage-genervt. Und einige von ihnen fanden das Werk schlichtweg zu amerikanisch, sprich zu glamourös.
Die Vorwürfe der Presse nimmt Dianne Reeves beim Interview in Köln zwar gelassen hin, wehrt sich aber trotzdem: Jedes Album, das ich mache, kommt von Herzen, ist absolut ehrlich und frei von strategischen Überlegungen. Dazu kommt übrigens, dass ich die künstlerische Kontrolle über meine Aufnahmen habe und mir nicht von irgendwelchen Produzenten etwas aufschwatzen lassen muss. In der afro-amerikanischen Kultur ist es übrigens absolut üblich, denjenigen, die vor uns kamen, Hommagen auszurichten, ob es sich nun um Familienmitglieder handelt oder um Menschen, die Einfluss auf unsere Kultur, unser Leben hatten. Die Reeves setzt Sarah Vaughans Klassiker mit zeitlosen wie modernen, opulenten Orchester-Arrangements um. Schränkt es nicht ein, mit einer solch monumentalen Besetzung zu arbeiten? Dianne Reeves schüttelt die langen Dreadlocks. Wenn man mit einer kleinen Band musiziert, öffnen sich die Stücke immer horizontal, mit einem Orchester im Rücken sind die Möglichkeiten eher vertikal ausgerichtet, weil sich da so viele Farben und Texturen aufeinander schichten lassen.
Zwei Berührungspunkte mit Sarah Vaughan gab es im Leben von Dianne Reeves. Einmal, da war sie gerade süße 17 Jahre alt, sang sie mit der Band von Clark Terry und im Publikum saß ihr großes Idol und soll sich hinterher sehr wohlwollend über das Jazzküken geäußert haben. Dann, 1975, hat Dianne Reeves sich sogar einmal länger mit Sassy unterhalten ohne zu wissen, wen sie da vor sich hat. Die Dame, mit der ich sprach, fragte mich, welche Jazzsängerinnen ich mögen würde und ich fing an, von Sarah Vaughan zu schwärmen. Und mein Gegenüber grinste nur und sagte: Soso, lacht Dianne Reeves. Nach Sarah Vaughans unsterblichen Tugenden befragt, sagt ihr prominenter Fan: Sie besaß einen unglaublichen Stimmumfang und brachte in jeder Lage eine Vielzahl von Farben und Nuancen hervor. Sie war sich bewusst, dass ihre Stimme ein Instrument war, aber sie nutzte sie nicht, um andere Instrumente zu imitieren. Sie kannte sich bestens mit Harmonien aus, beschritt melodisch ganz eigenständige Wege und war immer sehr spontan. Ihre Gesangsweise brachte mich dazu, meine eigene Stimme anders wahrzunehmen und zu entwickeln. Wenn uns etwas gemeinsam ist, dann wohl das Bewusstsein, für die Einzigartigkeit, die jede Stimme hat. Die Persönlichkeit hinter deiner Stimme in den Vordergrund zu bringen, war eine der Botschaften von ihr, die ich beherzigt habe. Ssirus W. Pakzad platten-tipp
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