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Am Schwarzen Brett der Unterfahrt beschwert sich einer. Da
kann man sinngemäß lesen, dass innerhalb der vergangenen Monate
alles irgendwie schlechter geworden sei und der neue Mann am Ruder die
alte Linie verwässert habe. Aus der Perspektive des Nostalgikers
mag da etwas dran sein. Der Realist sieht die Situation anders. Denn eine
Beobachtung ist signifikant: Es kommen mehr Leute in den Club. Vielleicht
nicht zu jedem Konzert. Aber insgesamt passiert es immer häufiger,
dass man sich um neun Uhr abends zu Beginn der Veranstaltungen nur noch
hinten im Eck herumdrücken kann. Und das ist gut so.
Die Ernüchterungen kommen trotzdem: Es ist eine ziemliche Herausforderung. Christiane hatte mir einen stilistisch bunten Gemüsegarten hinterlassen. Ihr Ziel war die Ausgewogenheit gewesen, was so viel bedeutete, dass alles seinen Platz bekommen sollte. Ich wollte dem Ganzen jedoch mehr Profil geben und eindeutigere thematische Schwerpunkte setzen. Das sollte sich als durchaus problematisch herausstellen. Es ist unverständlich und klingt nach Klischee. Aber die Leute kommen noch immer am liebsten, wenn ein Schwarzer mit Saxophon auf der Bühne steht. Bei anderen Besetzungen wie etwa Klaviertrios herrscht manchmal gähnende Leere. Also: Es wird besser, aber es ist noch lange nicht gut. Auch wenn Seizers Programm nach der Orientierungsphase inzwischen eine Linie bekommen hat, die modernen Mainstream mit experimentellen Momenten bevorzugt, gibt es noch zahlreiche Hürden zu nehmen. Kollege Thomas Vogler von der gleichnamigen Jazzbar brachte die geheimen Ängste auf den kurzen Nenner: Wenn es von jetzt an bis Ende Juli schneit, könnte es eine gute Saison werden! Denn das Problem Biergarten, Sonne, Freizeit haben alle Clubs. Seizer hilft sich mit der Ausdehnung der Wochenengagements im Sommer, die wenigstens den Aufwand des täglichen Programmwechsels minimieren. Außerdem soll es mal Zeiten gegeben haben, als diese Art der Künstlerpflege die Regel war und die Menschen scharenweise in die Läden lockte. Man kann es ja mal probieren. Ralf Dombrowski
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