Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Versuche, die langen Töne besser stehen zu lassen, weist Franz-David Baumann, Trompeter und Dozent an der Neuen Jazz School München, die Sängerin an. Pass auf, dass während des Bass-Solos deine Akkorde auf der Eins pünktlich kommen, wendet er sich an die Pianistin. Satin Doll steht auf dem Probenplan des Bandworkshops. Anhand von Standards, so das Credo an der Neuen Jazz School München e.V., lassen sich bei neuen Schülern Phrasierungstechniken und erste Schritte zum professionellen Zusammenspiel besonders gut einstudieren. Wir sehen uns als Berufsschule, sagt Schulleiter Max Neissendorfer, seines Zeichens Pianist und Sänger. In einem zweijährigen Intensivstudium sollen die Schüler ihr Können und Wissen über den Jazz vertiefen. Auch als Vorbereitung für ein Hochschul- oder Konservatoriumsstudium kann die Ausbildung dienen, doch sieht man sich an der Jazz School nicht nur als Vorbereiter eines Hochschulstudiums, sondern durchaus auch als Alternative. Neben dem Instrumentalunterricht gehören Gehörbildung, Rhythmik, Arrangement und Komposition, Harmonielehre, Improvisation und das Zusammenspiel in Bands und Ensembles zum Lehrplan. 5.820 Mark zahlt man als Jahresgebühr für die Ausbildung an der 1974 von Joe Haider gegründeten Schule, die als gemeinnütziger Verein geführt wird. 90 Schüler tummeln sich derzeit in den von der Jazz School angemieteten
Unterrichts- und Proberäumen der Die Lehrer und Dozenten sind arrivierte Jazz-Musiker, neben Neissendorfer und Baumann etwa Bassist Lietschie Hrdlicka, Gitarrist Thomas Reimer, Sängerin Barbara Mayr und andere. Im Umgang zwischen Schülern und Lehrern legt man Wert auf das, was im oft harten Konkurrenzkampf der Jazz-Szene unter den Musikern eher selten gepflegt wird: einen kollegialen Umgang. Was wir an einem virtuosen Musiker bewundern, ist seine Lockerheit, sagt Neissendorfer; diese Lockerheit und auch inspiriertes Improvisieren haben etwas mit Loslassen zu tun, deshalb muss man sich auf jeden individuellen Schüler einlassen und ihn ernst nehmen. Fragt man den Schulleiter nach Möglichkeiten, den engen Arbeitsmarkt der Jazz-Musiker etwas zu erweitern, so muss er nicht lange überlegen: Man muss das Play-Back abschaffen. Das ergäbe mehr Engagements und es würden diejenigen Musik machen, die wirklich etwas können. Das Wiedererwecken der Wertschätzung von Live-Musik in der großen Schar der heutigen Musik-Konsumenten ein angenehmer Nebeneffekt. Seit den Beatles, seufzt denn auch Bass-Lehrer Hrdlicka, gäbe es in der Live-Musik-Kultur eine tragische Rückwärtsentwicklung. Die Jazz-School-Schüler jedenfalls sollen ihr Scherflein zur Live-Kultur demnächst durch vermehrte Auftritte in Gerrys Swingland beitragen. Eike Brunhöber
|
||||||||||||||||||||||||||||||
|