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Sie haben wahrscheinlich schon davon gehört: Ein gewisser Ken Burns hat den Jazz entdeckt und ließ die gesamte US-Bevölkerung an seiner Entdeckung teilhaben. 19 Stunden TV, 10 CD-Roms, ein dickes Buch, ganze Musik-Editionen: alles Jazz. Einen ähnlichen Aufwand hat Burns früher schon mit den Themen Civil War und Baseball betrieben, der Mann ist also vielseitig. Neu war für ihn nur das Neider- und Besserwisser-Potenzial der Jazzwelt, die geballt über ihn herfiel: Erstens komme in seiner Darstellung der Jazz nach 1960 zu kurz, zweitens vernachlässige er die weißen Musiker, drittens habe er sich die falschen Berater gesucht, nämlich Wynton Marsalis und Stanley Crouch was wiederum die unter erstens und zweitens genannten Mängel erkläre. Freunde, genug gemeckert: Hier kommt die Ehrenrettung für Ken Burns. Erstens ist Wynton Marsalis ein netter, bescheidener Südstaatler. Da er im Jahr 1961 geboren wurde, hätte das Kapitel Jazz nach 1960 vor allem von seiner eigenen beispiellosen Karriere handeln müssen: Das wollte Marsalis natürlich nicht. Zweitens haben Amerikas Sklavenhalter den Schwarzen einst das Trommeln verboten. Da darf man im Gegenzug auch mal verschweigen, dass Weiße ein Saxophon an den Mund halten können. Und drittens: Burns hat in der Tat Beispielloses geleistet. Millionen von Amerikanern, die sich nie weiter als 100 Yards von ihrem TV-Set entfernen, haben durch ihn erstmals etwas über Amerikas einzige genuine Kunstform erfahren und erstmals Namen wie Charlie Parker und Coleman Hawkins gehört. Dass das Thema Jazz gleich nach Baseball abgehandelt wurde, hinterließ einen besonders tiefen Eindruck. Man stelle sich vor: Ein Solo von Louis Armstrong könnte demnach fast so wertvoll sein wie ein Run von Walter Alston! Rainer Wein |
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