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Jazzzeitung
2002/11 ::: seite 17
medien
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Giuseppe Pino: Jazz my love,
Schirmer/Mosel Verlag, München 2002
Giuseppe Pino ist nicht nur einer der bedeutendsten und persönlichsten
Porträt-Fotografen der Gegenwart. Seine besondere Liebe gilt dem
Jazz, dem er seit Jahrzehnten mit der Kamera auf der Spur ist. Bekannt
von Schallplattenhüllen und diversen Magazinen ist jetzt sein erster
repräsentativer Bildband erschienen. Er enthält Fotos aus mehr
als drei Jahrzehnten. Beginnend in den sechziger Jahren bei den europäischen
Jazz-Festivals in Perugia, Bergamo, Antibes, Lugano, Paris und Montreux
zog es Pino nach New York, wo er seit 1980 lebt. Dort sind viele Bilder
entstanden, die sich durch intime Nähe zu den Musikern auszeichnen.
Der Band beindruckt mit insgesamt 206 Porträt-Aufnahmen. Der großformatige
Band, den man nicht gerade leicht in Händen hält, muss zunächst
komplett gedreht werden, um die Einführungen lesen zu können.
Was mag da in den Verlag gefahren sein? Zunächst hält Clint
Eastwood ein Plädoyer für „die wirklich amerikanische
Kunstform Jazz“ und erzählt von Charlie Parker. Bill Crow räsoniert
über die Ursprünge des Wortes „Jazz“, ohne zu einem
Ergebnis zu gelangen, und Philippe Carles geht als einziger auf den Fotografen
Pino ein. Er „hat die ganze Palette an Grautönen und Körnungen
entfaltet“, heißt es.
Doch die hier versammelten Bilder bedürfen keiner Kommentare. Sie
sind nicht wahllos zusammengestellt, sondern nach bestimmten Prinzipien,
die sich dem Betrachter nach und nach erschließen, geordnet. Musikerpaare
blicken einen an, typische Umrisse faszinieren, dann sind es Instrumente,
die im Mittelpunkt stehen. Howard Johnson verschwindet hinter seiner Tuba,
Kai Winding balanciert die Posaune. Dann sind es unbestimmte Blicke nach
oben, die den Fotografen zu einer ganzen Serie von Bildern inspiriert
haben. Überhaupt die Serien, sie machen den Bildband zu einer Art
Kompendium des Jazz. Beindruckende Fotos von Saxophonisten wie Coleman
Hawkins mit grimmigem Blick, Jimmy Lyons in gleißendem Licht oder
Johnny Griffin, der sein Horn untersucht, lassen vergessen, dass Charlie
Parker, Lester Young oder John Coltrane nie vor Pinos Kamera kamen. Besonders
angenommen hat sich Pino Größen wie Dizzy Gillespie, der entspannt
im Sessel sitzt, dann in Montreux joggend fotografiert wird, Duke Ellington,
Bill Evans und natürlich Miles Davis, der in dem Band am häufigsten
vertreten ist.
Reiner Kobe
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