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Giuseppe Pino: Jazz my love, Schirmer/Mosel Verlag, München 2002Giuseppe Pino ist nicht nur einer der bedeutendsten und persönlichsten Porträt-Fotografen der Gegenwart. Seine besondere Liebe gilt dem Jazz, dem er seit Jahrzehnten mit der Kamera auf der Spur ist. Bekannt von Schallplattenhüllen und diversen Magazinen ist jetzt sein erster repräsentativer Bildband erschienen. Er enthält Fotos aus mehr als drei Jahrzehnten. Beginnend in den sechziger Jahren bei den europäischen Jazz-Festivals in Perugia, Bergamo, Antibes, Lugano, Paris und Montreux zog es Pino nach New York, wo er seit 1980 lebt. Dort sind viele Bilder entstanden, die sich durch intime Nähe zu den Musikern auszeichnen. Der Band beindruckt mit insgesamt 206 Porträt-Aufnahmen. Der großformatige Band, den man nicht gerade leicht in Händen hält, muss zunächst komplett gedreht werden, um die Einführungen lesen zu können. Was mag da in den Verlag gefahren sein? Zunächst hält Clint Eastwood ein Plädoyer für „die wirklich amerikanische Kunstform Jazz“ und erzählt von Charlie Parker. Bill Crow räsoniert über die Ursprünge des Wortes „Jazz“, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen, und Philippe Carles geht als einziger auf den Fotografen Pino ein. Er „hat die ganze Palette an Grautönen und Körnungen entfaltet“, heißt es. Doch die hier versammelten Bilder bedürfen keiner Kommentare. Sie sind nicht wahllos zusammengestellt, sondern nach bestimmten Prinzipien, die sich dem Betrachter nach und nach erschließen, geordnet. Musikerpaare blicken einen an, typische Umrisse faszinieren, dann sind es Instrumente, die im Mittelpunkt stehen. Howard Johnson verschwindet hinter seiner Tuba, Kai Winding balanciert die Posaune. Dann sind es unbestimmte Blicke nach oben, die den Fotografen zu einer ganzen Serie von Bildern inspiriert haben. Überhaupt die Serien, sie machen den Bildband zu einer Art Kompendium des Jazz. Beindruckende Fotos von Saxophonisten wie Coleman Hawkins mit grimmigem Blick, Jimmy Lyons in gleißendem Licht oder Johnny Griffin, der sein Horn untersucht, lassen vergessen, dass Charlie Parker, Lester Young oder John Coltrane nie vor Pinos Kamera kamen. Besonders angenommen hat sich Pino Größen wie Dizzy Gillespie, der entspannt im Sessel sitzt, dann in Montreux joggend fotografiert wird, Duke Ellington, Bill Evans und natürlich Miles Davis, der in dem Band am häufigsten vertreten ist. Reiner Kobe |
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