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Angefangen hat alles im vergangenen Jahr. Als sich Jacques Chirac und Gerhard Schröder zum deutsch-französischen Gipfel in Freiburg trafen, fand parallel dazu ein Jazz-Gipfel statt. Das mehrtägige Festival, das illustre Namen des französischen Jazz vorstellte, schlug ein wie eine Bombe. Öffentliche Plätze und Clubs konnten sich vor interessiertem Publikum kaum retten. Ende dieses Sommers nun stieg der zweite Gipfel, der diesmal seinen Blick auf Italien richtete. „Der italienische Jazz nämlich“, erkannte das veranstaltende Kulturamt, „befindet sich in einer Phase der Neuorientierung, denn der Blick der Musiker richtet sich zunehmend auf die reichhaltige und facettenreiche eigene Musikkultur“. So kamen mehr als ein halbes Hundert Musiker von jenseits der Alpen in die Schwarzwald-Hauptstadt, um ihr Konzept eines neuen italienischen Jazz zu präsentieren. Herausragende Vertreter waren natürlich Gianluigi Trovesi, der im Freien ein großes Publikum mit seiner spielerischen Integration von Barockmusik und typisch italienischen Folk-Instrumenten wie Tambourin und Akkordeon anzog. Oder Pino Minafra mit seinem Ensemble Sud. Seine hinreißend gelungene Mixtur europäischer Stilmittel, afroamerikanischer Formen und mediterraner Temperaments löste im Jazzhaus wahre Begeisterungsstürme aus. Nicht ganz so begeisternd war der Auftritt Gabriele Mirabassis, der sein neues Projekt „Il Stortino“ vorstellte. Seine expressiven Soli gaben außerdem der Rabih Abou-Khalil Group ihr Gepräge. Der absolute Höhepunkt des sechstägigen (!) Spektakels jedoch war das Gipfel-Blasorchester. Rund fünfzig Bläser einheimischer Musikvereine musizierten zusammen mit den italienischen Spitzenjazzern, schufen echte Begegnungen. Grenzen gleich in mehrfacher Hinsicht wurden überwunden, musikalisch-stilistisch wie instrumentaltechnisch. Michel Godard – einer der Mitinitiatoren des Projektes – stimmte mit der Vokalistin Linda Bsiri ein schmissiges „La Rosina“ an, ehe Pino Minafra die wirkliche Synthese von Bierzelt und Avantgarde gelang. Der quirlige Trompeter erregte Aufsehen als clownesker Dirigent seiner Komposition „Fantozzi“. Er lockte die Musiker aus der Reserve, schuf ein Orchester wie aus einem Guss. Allein diese Begegnung machte aus dem Jazz-Gipfel ein Volksfest. Weitere Projekte mit Freiburger Musikern kamen zustande: Nino Rotas Musik wurde von einer frei agierenden Band zelebriert und sechs Stimmen musizierten, mit dabei Elena Ledda und Simonetta Soro aus Sardinien. Besinnlicher und intimer – auch diese Seiten wurden gezeigt – gestaltete sich die nachmittägliche Solo-Reihe in einem kleinen Museum. Saxophonist Carlo Actis Dato, Bassist Giovanni Maier und Perkussionist Carlo Rizzo zeigten ihr Können. Insgesamt brachte der Freiburger Jazz-Gipfel jene mediterrane Lockerheit mit sich, mit der Freiburg so gerne für sich wirbt. Pino Minafra, ganz angetan, bedankte sich bei seinem Friburgo-Publikum. Reiner Kobe |
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