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Jazzzeitung

2008/01 ::: seite 8

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Inhalt 2008/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Musikerschicksal
Die Geschichte des Jazztrompeters Werner Steinmälzl – Teil 1


DOSSIER
- Musikbücher
Die wilden Zwanziger
Robert Nippoldt und Hans-Jürgen Schaal und ihr opulentes Buch über New York

Jazz-Visionen aus 40 Jahren
Ein Bildband von Siggi Loch

Drei Wünsche frei
Pannonica de Koenigswinter und ihre Labour of Love

Ein kleines Meisterwerk
Der Fotograf Jimmy Katz und seine Musikerporträts


Portraits

Stéphane Grappelli, Sabine Kühlich, Gilad Atzmon, Hyperactive Kid, Soulsängerin Ledisi, Daniel Glatzel

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Du musst dranbleiben

Die Soulsängerin Ledisi im Interview

Begegnet man Ledisi im Gespräch, so sieht man sich einer zierlichen, quirligen und nur dezent gestylten jungen Frau gegenüber, die gerne lacht und auch so manches zu sagen hat. Erlebt man Ledisi hingegen live auf der Bühne (im September ‘07 gab es zur Popkomm einen ersten Showcase in Berlin), legt sie durch Highheels und luftiges Kleidchen reichlich an Länge und Showappeal zu. Ledisi, deren Name auf Yoruba in etwa bedeutet, „auf ein Ziel zusteuern“, kennt Musik- und Showgeschäft in- und auswendig und weiß sich darin zu bewegen. So absolvierte die in New Orleans geborene Künstlerin, die inzwischen auch ihr Debüt als Schauspielerin hinter sich hat, eine Ausbildung als klassische Opernsängerin und Pianistin, um intensiv zu lernen.

Soulsängerin Ledisi

Bild vergrößernSoulsängerin Ledisi

Auf ihrem ersten Album für Verve-Records „Lost & Found“ setzt Ledisi musikalische Akzente außer im Jazz auch im Bereich von Funk, R’n’B und HipHop – und stellt damit die eher jazzgeprägte Verve-Tradition leicht auf den Kopf. Falsch liegt sie mit dieser Tendenz nicht, schließlich zeigt insbesondere der Vocaljazz sich heutzutage immer mehr von anderen Stilistiken unterwandert – und das steht ihm gut! Vergessen sollte man aber nicht, dass Ledisis Debüt vor großem Publikum im Jahr 2006 ja anlässlich der Ella-Fitzgerald-Tribute-Fernsehshow „We All Love Ella“ erfolgte und sie dort von niemand geringerem als Quincy Jones präsentiert worden war. Und so sieht sich Ledisi eben doch in einer Linie mit jazzigen Gesangsvorbildern, die sie sich in der ersten Liga sucht – Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Abbey Lincoln nennt sie auf die Frage hin. Wobei sie Abbey Lincoln gewissermaßen als eine ihrer Mentorinnen versteht. „Abbey,“ weiß Ledisi zu erzählen, „geht ans Singen auf eine ganz geniale Weise ran. Sie erreicht ihr Publikum, indem sie mit dem ersten Ton voll da ist, mit der ersten Note, die sie singt. So nach dem Motto: Ich krieg dich, auch wenn du mich jetzt noch nicht kennst. Nur durch die Songtexte und den Klang ihrer Stimme. Und das haben Shirley Horn und die anderen Sängerinnen genauso gemacht, phantastisch!“

Es ist nur folgerichtig, dass Ledisi, auch wenn ihre Songs sich auf den ersten Höreindruck hin thematisch eher an der Oberfläche bewegen, sehr viel Wert auf die Botschaft in ihnen legt. Und hinter dieser scheinbaren Oberflächlichkeit findet man, sofern man sucht, dann einiges an Tiefe: „Musik verlangt nach Gedanken,“ erklärt Ledisi ihr Motiv. „Sie verlangt danach, dass man reflektiert und Erkenntnisse hineinlegt. Manche Leute sagen, meine Texte seien zu eingängig oder zu fröhlich. Ich mag so etwas aber, und deshalb sind sie so. Aber wenn man genau hinschaut, merkt man, dass da mehr drinsteckt!“ Neben der Energie, die sie aus dem Singen selbst zieht, bildet ein weiteres Motiv Ledisis starkes emotionales Mitteilungsbedürfnis: „Es ist wie eine Erlösung, wenn man seine Gefühle nach außen tragen kann,“ erklärt sie. „Für mich ist das eine Notwendigkeit, ein Ventil. Ich brauche das. Sonst ersticke ich.“
Im Frühjahr 2008, kurz nach Erscheinen ihres Albums auf Verve, dem sie sicher eine Tour schuldet, sehen wir Ledisi auf der Kinoleinwand in George Clooneys Film „Leatherheads“. Für den in den 20er Jahren spielenden Film zum Thema Football wurde Ledisi nach einem Casting für die Rolle einer Bluessängerin ausgewählt. Von George Clooney, so erzählt sie begeistert, sei sie hin und weg. 2008 verspricht also DAS Jahr für Ledisi zu werden, könnte ihrer Karriere einen absoluten Sprung vorwärts verschaffen. Warten wir ab, wie es weitergeht. Da sich die junge Musikerin vorgenommen hat, stellvertretend die Karriere ihrer ebenfalls singenden Mutter, die leider nie einen Plattenvertrag erhalten hat, fortzusetzen, gibt es viel zu tun. Harte und weniger erfolgreiche Zeiten liegen hinter Ledisi. Ihr Motto ist nun: „Hab acht mit dem, was du sagst, aber bedaure nichts. Und bleib dran!“ In dieser Zielstrebigkeit wird Ledisi der Bedeutung ihres Namens einmal mehr gerecht.

Carina Prange

CD-Tipp

Ledisi: Lost & Found
Verve/Universal

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