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Begegnet man Ledisi im Gespräch, so sieht man sich einer zierlichen, quirligen und nur dezent gestylten jungen Frau gegenüber, die gerne lacht und auch so manches zu sagen hat. Erlebt man Ledisi hingegen live auf der Bühne (im September ‘07 gab es zur Popkomm einen ersten Showcase in Berlin), legt sie durch Highheels und luftiges Kleidchen reichlich an Länge und Showappeal zu. Ledisi, deren Name auf Yoruba in etwa bedeutet, „auf ein Ziel zusteuern“, kennt Musik- und Showgeschäft in- und auswendig und weiß sich darin zu bewegen. So absolvierte die in New Orleans geborene Künstlerin, die inzwischen auch ihr Debüt als Schauspielerin hinter sich hat, eine Ausbildung als klassische Opernsängerin und Pianistin, um intensiv zu lernen.
Auf ihrem ersten Album für Verve-Records „Lost & Found“ setzt Ledisi musikalische Akzente außer im Jazz auch im Bereich von Funk, R’n’B und HipHop – und stellt damit die eher jazzgeprägte Verve-Tradition leicht auf den Kopf. Falsch liegt sie mit dieser Tendenz nicht, schließlich zeigt insbesondere der Vocaljazz sich heutzutage immer mehr von anderen Stilistiken unterwandert – und das steht ihm gut! Vergessen sollte man aber nicht, dass Ledisis Debüt vor großem Publikum im Jahr 2006 ja anlässlich der Ella-Fitzgerald-Tribute-Fernsehshow „We All Love Ella“ erfolgte und sie dort von niemand geringerem als Quincy Jones präsentiert worden war. Und so sieht sich Ledisi eben doch in einer Linie mit jazzigen Gesangsvorbildern, die sie sich in der ersten Liga sucht – Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Abbey Lincoln nennt sie auf die Frage hin. Wobei sie Abbey Lincoln gewissermaßen als eine ihrer Mentorinnen versteht. „Abbey,“ weiß Ledisi zu erzählen, „geht ans Singen auf eine ganz geniale Weise ran. Sie erreicht ihr Publikum, indem sie mit dem ersten Ton voll da ist, mit der ersten Note, die sie singt. So nach dem Motto: Ich krieg dich, auch wenn du mich jetzt noch nicht kennst. Nur durch die Songtexte und den Klang ihrer Stimme. Und das haben Shirley Horn und die anderen Sängerinnen genauso gemacht, phantastisch!“ Es ist nur folgerichtig, dass Ledisi, auch wenn ihre Songs sich auf
den ersten Höreindruck hin thematisch eher an der Oberfläche bewegen,
sehr viel Wert auf die Botschaft in ihnen legt. Und hinter dieser scheinbaren
Oberflächlichkeit findet man, sofern man sucht, dann einiges an
Tiefe: „Musik verlangt nach Gedanken,“ erklärt Ledisi
ihr Motiv. „Sie verlangt danach, dass man reflektiert und Erkenntnisse
hineinlegt. Manche Leute sagen, meine Texte seien zu eingängig oder
zu fröhlich. Ich mag so etwas aber, und deshalb sind sie so. Aber
wenn man genau hinschaut, merkt man, dass da mehr drinsteckt!“ Neben
der Energie, die sie aus dem Singen selbst zieht, bildet ein weiteres
Motiv Ledisis starkes emotionales Mitteilungsbedürfnis: „Es
ist wie eine Erlösung, wenn man seine Gefühle nach außen
tragen kann,“ erklärt sie. „Für mich ist das eine
Notwendigkeit, ein Ventil. Ich brauche das. Sonst ersticke ich.“ Carina Prange
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