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Keine Musik ist so oft tot gesagt worden wie der Jazz. Warum eigentlich? Warum flößt Jazz scheinbar so viel Angst ein, dass man ihn am liebsten tot sähe? Natürlich sind der populäre Swing, der wilde Bebop, der avantgardistische Cooljazz, der egozentrische Freejazz inzwischen eine vergangene Epoche. Doch auch wenn Jazz als Entertainment, als reine Lehre, Lebenshaltung oder gar als politischer Wille (siehe unser Farewell zu Max Roach) heute so gut wie nicht mehr vorkommt, seine Vitalität ist ungebrochen und durchdringt die gesamte schöpferische Musikszene vom Kellerclub bis in die Zirkel der Neuen Musik.
Beispiele: Was das österreichische Ensemble „Franui“ oder der Posaunist Bertl Mütter mit den Liedern Schuberts machen, das ist Jazz; wie das „Duo Fragile“ von Petra Woisetschläger und Udo Betz mit Popsongs der vergangenen drei Jahrzehnte umgeht, und was Erika Stucky auf swiss-amerikanische Weise mit Jimi Hendrix und Michael Jackson anstellt, das ist auch Jazz. Sogar wenn Roger Cicero mittels Swing den deutschen Schlager zum Leben wiedererweckt, dann ist das Jazz. Und wenn ein Neue-Musik-Komponist wie Jens Joneleit sich mit Roscoe Mitchell zusammentut oder junge Musiker wie „Hyperactive Kid“ den Freejazz für sich wiederentdecken (siehe Seite 7), dann ist dieser Musikstil als Lust am Experiment, an spielerischer Improvisation und Aneignung der Traditionen wieder bei der ganz jungen Generation angekommen – und zeitgemäß wie eh und je. Also: keine Angst vor der Lebendigkeit des Jazz. Andreas Kolb |
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