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Zum 15. Jubiläum seiner Plattenfirma ACT zeigt Siggi Loch, dass er Musik nicht nur über die Ohren aufnimmt. In 45 Jahren als Macher in der Musikszene hat er Künstler auf und abseits der Bühne begleitet und sie auf Zelluloid gebannt. Dabei sind neben vielen Live-Fotografien auch einige Schnappschüsse, stellenweise sogar intime Bilder entstanden. Zu sehen sind sie im Earbook „Love of my Life“, das verschiedene Stationen der Jazzgeschichte, aber auch von Lochs Karriere fotografisch dokumentiert. Den frühen Bildern aus Lochs Jugendtagen Ende der 50er merkt man an, dass der Fotograf noch keinen Zugang hinter die Bühne gefunden hat. Trotzdem ist ihm da ein blendend aufgelegter Louis Armstrong vor die Kamera geraten. Ab 1962 markiert Lochs Einstieg in die Plattenbranche eine sehr viel präsentere Fotografie, bei der sein Jugendfreund und zunächst wichtigster Künstler Klaus Doldinger im Mittelpunkt steht. Der jugendliche Doldinger fährt im Indio-Poncho auf dem Fahrrad durch den Garten oder gibt mit Perücke als Paulo Nero den Spaßvogel.
Bemerkenswert ist die Bilderserie aus dem Hamburger Starclub, in dem Loch in den 60ern immer wieder „jazzfremd“ agierte. Wunderbar die linkisch wirkenden Gruppenfotos, auf denen junge Bands wie die „Rattles“ mit bieder wirkenden Klamotten und albernen Pilzköpfen ihre ersten Medien-Gehversuche machen. Daneben gibt es einige sehenswerte Bühnenaufnahmen aus dem Starclub von Jerry Lee Lewis, Bill Haley und Ray Charles. Little Richard gibt es sogar oben ohne. Hier gelang es Loch wohl am besten, die Stimmung einer Zeit einzufangen. Nach einem kurzen Kapitel über Blues-Legenden wie Memphis Slim, Matt „Guitar“ Murphy und Howlin’ Wolf geht es mit den Ikonen des Modern Jazz ans Eingemachte. Schöne Momentaufnahmen zeigen Dexter Gordon, Cannonball Adderley, NHØP oder den kleinen Erroll Garner, der, wie es seine Art war, ein dickes Buch unter dem Hintern hat, um hoch genug zu sitzen. Siggi Loch hat die Musiker, offenbar häufig bei Proben, in entspannter, oft auch nachdenklicher Pose ablichten können. Zum Abschluss präsentiert Loch die Eckpfeiler seiner ACT-Zeit, bei der natürlich Nils Landgren nicht fehlen darf, hier unter anderem zu sehen beim berühmten Fotoshooting für seine erste ACT-Platte „Paint it Blue“ 1995. Auch E.S.T., Roberto Di Gioia, Nguyên Lê sind zu sehen. Von Paolo Fresu ist sogar ein Hochzeitsfoto zu bewundern. Für Musikfans hat Siggi Loch mit „Love of my Life“ eine schöne Sammlung von Bildern vorgelegt, die zwar nicht alle von bester Qualität sind, einige aber durchaus berühren können. Aufgewertet wird der Fotoband von den vier beigelegten CDs. Auf ihnen hat Loch Aufnahmen der Abgebildeten zusammengestellt, die er natürlich zum großen Teil selbst zu verantworten hat. Ein dokumentarisches Highlight sind dabei wohl die Live-Mitschnitte der Blues-CD. Mit „Red Onions“, einer Hommage an Sidney Bechet, ist sogar eine reguläre ACT-Veröffentlichung mit dabei. „Dig Doldinger“ präsentiert frühe Aufnahmen verschiedener Doldinger-Besetzungen und „ACT: Visions of Jazz“ umreißt 15 Jahre ACT, besser als es die Fotos vermögen. Jörg Lichtinger
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