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Jazzzeitung

2008/01  ::: seite 18

jazz heute

 

Inhalt 2008/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Musikerschicksal
Die Geschichte des Jazztrompeters Werner Steinmälzl – Teil 1


DOSSIER
- Musikbücher
Die wilden Zwanziger
Robert Nippoldt und Hans-Jürgen Schaal und ihr opulentes Buch über New York

Jazz-Visionen aus 40 Jahren
Ein Bildband von Siggi Loch

Drei Wünsche frei
Pannonica de Koenigswinter und ihre Labour of Love

Ein kleines Meisterwerk
Der Fotograf Jimmy Katz und seine Musikerporträts


Portraits

Stéphane Grappelli, Sabine Kühlich, Gilad Atzmon, Hyperactive Kid, Soulsängerin Ledisi, Daniel Glatzel

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Drehscheibe für den europäischen Jazz

Ein Interview mit Sybille Kornitschky zur Bremer Jazzmesse jazzahead! 2008

Wer in den letzten Jahren viel auf Europas Jazzfestivals herumgereist ist, der hätte aus der vielfachen Abwesenheit deutscher Bands auf internationalen Bühnen leicht den Schluss ziehen können, dass der hiesige Jazz wohl nicht viel zu bieten hat. Das große Interesse an der Jazzmesse jazzahead! zeigt aber, dass die geringe Bühnenpräsenz deutscher Musiker im Ausland kein Dauerzustand sein muss. Seit 2006 bietet die jazzahead! in Bremen nicht nur einen Treffpunkt für die deutsche Jazzszene, sondern auch eine zentrale Anlaufstelle für internationale Veranstalter, die sich über deutsche Jazzproduktionen informieren wollen. Vom 17. bis 20. April 2008 findet nun die dritte Auflage der Jazzmesse statt. Jörg Lichtinger hat mit der Projektleiterin Sybille Kornitschky gesprochen.

Sybille Kornitschky

Bild vergrößernSybille Kornitschky

jazzzeitung: Frau Kornitschky, im Rahmen der vergangenen beiden Ausgaben der jazzahead! haben Sie erfolgreich das German Jazz Meeting und den European jazzXchange einer nationalen und internationalen Öffentlichkeit vorgestellt. Was haben Sie sich für die dritte jazzahead! vorgenommen?
Sybille Kornitschky: Die erste Veranstaltung 2006 sollte uns in Deutschland bekannt machen, das hat wunderbar geklappt. Beim zweiten Mal haben wir schon die Fühler nach Europa ausgestreckt, denn wir haben die jazzahead! von Anfang an als internationalen Event gesehen. Auch dabei waren wir recht erfolgreich, denn der Anteil der Messeteilnehmer aus dem Ausland lag 2007 bei über 50 Prozent. Diesen Weg wollen wir im dritten Jahr konsequent weitergehen mit dem Ziel, die jazzahead! als Treffpunkt der europäischen Jazzszene weiter zu etablieren und dies auch außerhalb Europas zu kommunizieren.

jazzzeitung: Wie erklären Sie sich den raschen Erfolg dieser Veranstaltung, die nicht nur in Deutschland unmittelbar zu einer festen Größe in der Jazzszene geworden ist, sondern auch in den Szenen anderer Länder so starkes Interesse geweckt hat?
Kornitschky: In Deutschland lag die Notwendigkeit für einen Branchentreffpunkt ja auf der Hand, denn es gab ihn einfach noch nicht. Deutschland war europaweit, was zum Beispiel den Export von Bands anging, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Quasi ein Gastgeberland für Musiker aus anderen Ländern. Dieser Bedarf eines Forums für deutsche Musiker erklärt den Erfolg des German Jazz Meetings in Deutschland. Dass wir jetzt zu einer internationalen Drehscheibe für die Jazzszene Europas geworden sind, zeigt, dass es offenbar auch anderswo das Bedürfnis nach einem Ort gibt, an dem die Belange dieser Branche gebündelt diskutiert werden und man ganz gezielt Jazz hören und gleichzeitig buchen kann. Festivals gibt es überall in Europa, ein Ort wie die jazzahead! musste erst geschaffen werden.

jazzzeitung: Sie sagten, das German Jazz Meeting innerhalb der jazzahead! soll deutschen Künstlern und Bands ein Forum bieten, um Kontakte zu Veranstaltern aufzubauen. Können Sie von konkreten Auftrittsangeboten berichten, die aus diesem Umfeld deutschen Künstler gemacht worden sind?
Kornitschky: Das hat es auf jeden Fall gegeben. Nils Wogram zum Beispiel, Thärichens Tentett oder auch Michael Schiefel als Solist wurde direkt von der jazzahead! engagiert. Da sind die Kontakte teilweise nach den Konzerten oder bei Meetings entstanden, die dann zu Engagements geführt haben. Manches hat sich auch im so genannten Nachgeschäft ergeben. Dasselbe gilt im Übrigen für die Veranstaltung European jazzXchange, die wir 2007 im Programm hatten und die dem gleichen Zweck wie das German Jazz Meeting dienen sollte, nur eben auf europäischer Ebene.

jazzzeitung: Ihre Ausrichtung auf den europäischen Markt spiegelt sich in diesem Jahr in einer neuen Konzertreihe wider, den Late-Night-Konzerten. Welchen Rahmen haben Sie sich dafür gesteckt?
Kornitschky: Das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindende Late-Night-Programm ist die Fortführung des Off-Programms aus dem letzten Jahr und soll ein wesentlicher Schritt bei unserer Etablierung als internationaler Treffpunkt sein. Dabei werden junge Bands am Anfang ihrer internationalen Karriere die Gelegenheit bekommen, sich vor internationalem Fachpublikum und Jazzliebhabern zu präsentieren. Das Fachpublikum erwarten wir zum zweiten German Jazz Meeting und ich bin mir sicher, dass davon auch die Bands des Late-Night-Programms profitieren werden. Ausgewählt wurden diese Bands übrigens nicht von uns, sondern von einer unabhängigen Jury. Dabei hat sich ein Schwerpunkt aus Frankreich, Belgien, und Holland herausgebildet. Es wird aber auch jeweils eine Band aus Dänemark, England und Deutschland dabei sein. Ein absolut spannendes Programm, wobei und anderem der Pianist Yaron Herman den Auftakt am Donnerstag machen wird.

jazzzeitung: Die jazzahead! ist allerdings in der Hauptsache keine Nachwuchsveranstaltung. Neben dem German Jazz Meeting und dem Festival ist die Messe mit ihren Ausstellern der Hauptbestandteil des Angebots und auch ein internationaler Kongress, der sich mit Fragen der Musikbranche beschäftigt, gehört dazu. Was ist in dieser Hinsicht 2008 zu erwarten?
Kornitschky: Was die Messe angeht, werden wir das Angebot in diesem Jahr vergrößern, das heißt der Endverbraucher, Musiker oder Jazzliebhaber, wird mehr Produkte und mehr Dienstleistungsangebote vorfinden. Dazu wird die Messe kompakter gegliedert sein in einem zusammenhängenden Messebereich. Im Rahmen der Konferenz werden wir diesmal gezielt Angebote für die Gruppe der Veranstalter und Verwerter anbieten. Das heißt Vorträge über aktuelle Fragen des Musikrechts wie Ausländersteuer und Künstlersozialkasse aber auch Möglichkeiten der Jazzförderung wie die Spielstättenförderung. Außerdem ist immer auch ein Fachsymposium Teil der Konferenz. In diesem Jahr wird es einen pädagogischen Schwerpunkt haben. Da sind wir aber noch in der Planungsphase.

jazzzeitung: Sie stehen mit Ihrem Projekt trotz des Erfolgs noch relativ am Anfang. Ist der Entwicklungsprozess der jazzahead schon beendet oder haben Sie über die Planung der diesjährigen Messe hinaus noch Ideen zur Weiterentwicklung der jazzahead!?
Kornitschky: Natürlich haben wir die! Wie Sie vielleicht wissen, findet das German Jazz Meeting im Gegensatz zur jazzahead! im zweijährigen Turnus statt. Wir wollen den deutschen Markt aber nicht aus den Augen verlieren und planen deshalb ab 2009, den Schwerpunkt des Late-Night-Programms im jährlichen Wechsel durchzuführen. Wir stellen uns das im kommenden Jahr so vor, dass sich an den Nachmittagen überwiegend europäische Produktionen präsentieren sollen und das Late-Night-Programm dann von vornehmlich deutschen Bands bestritten wird. Was den europäischen Fokus angeht, so versuchen wir, uns langfristig von institutionellen Fördergeldern, wie wir sie zum Beispiel von der Europäischen Kommission erhalten, unabhängiger zu machen. Dies wollen wir erreichen, indem wir auf internationaler Ebene nach Kooperationspartnern suchen, die mit uns gemeinsam dieses Programm gestalten wollen, denn irgendwann soll sich dieses Projekt natürlich selbst tragen können. Das scheint aufzugehen: Das Interesse daran, die jazzahead! zur festen Institution werden zu lassen, scheint so groß zu sein, dass wir zuversichtlich in die Zukunft blicken und wahrscheinlich schon im nächsten Jahr gemeinsam mit unseren europäischen Partnern ein international besetztes Nachmittagsprogramm aufstellen können.

jazzzeitung: Auch ein Jazzpreis wird im Rahmen der jazzahead! verliehen. Der Jazzahead!-Skoda-Award. Darf man schon erfahren wer den in diesem Jahr bekommen wird?
Kornitschky: Nein, der Preisträger steht zwar schon fest, aber ein bisschen müssen Sie sich noch gedulden. Nur soviel sei Ihnen verraten: Es wird diesmal kein Musiker sein.

jazzzeitung: Frau Kornitschky, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die jazzahead! 2008.

www.jazzahead.de


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