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Jazzzeitung
2008/01 ::: seite 18
jazz heute
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Wer in den letzten Jahren viel auf Europas Jazzfestivals herumgereist
ist, der hätte aus der vielfachen Abwesenheit deutscher Bands auf
internationalen Bühnen leicht den Schluss ziehen können, dass
der hiesige Jazz wohl nicht viel zu bieten hat. Das große Interesse
an der Jazzmesse jazzahead! zeigt aber, dass die geringe Bühnenpräsenz
deutscher Musiker im Ausland kein Dauerzustand sein muss. Seit 2006 bietet
die jazzahead! in Bremen nicht nur einen Treffpunkt für die deutsche
Jazzszene, sondern auch eine zentrale Anlaufstelle für internationale
Veranstalter, die sich über deutsche Jazzproduktionen informieren
wollen. Vom 17. bis 20. April 2008 findet nun die dritte Auflage der
Jazzmesse statt. Jörg Lichtinger hat mit der Projektleiterin Sybille
Kornitschky gesprochen.
jazzzeitung: Frau Kornitschky, im Rahmen der vergangenen beiden Ausgaben
der jazzahead! haben Sie erfolgreich das German Jazz Meeting und den
European jazzXchange einer nationalen und internationalen Öffentlichkeit
vorgestellt. Was haben Sie sich für die dritte jazzahead! vorgenommen?
Sybille Kornitschky: Die erste Veranstaltung 2006 sollte uns in Deutschland
bekannt machen, das hat wunderbar geklappt. Beim zweiten Mal haben wir
schon die Fühler nach Europa ausgestreckt, denn wir haben die jazzahead!
von Anfang an als internationalen Event gesehen. Auch dabei waren wir
recht erfolgreich, denn der Anteil der Messeteilnehmer aus dem Ausland
lag 2007 bei über 50 Prozent. Diesen Weg wollen wir im dritten Jahr
konsequent weitergehen mit dem Ziel, die jazzahead! als Treffpunkt der
europäischen Jazzszene weiter zu etablieren und dies auch außerhalb
Europas zu kommunizieren.
jazzzeitung: Wie erklären Sie sich den raschen Erfolg dieser Veranstaltung,
die nicht nur in Deutschland unmittelbar zu einer festen Größe
in der Jazzszene geworden ist, sondern auch in den Szenen anderer Länder
so starkes Interesse geweckt hat?
Kornitschky: In Deutschland lag die Notwendigkeit für einen Branchentreffpunkt
ja auf der Hand, denn es gab ihn einfach noch nicht. Deutschland war
europaweit, was zum Beispiel den Export von Bands anging, ein weißer
Fleck auf der Landkarte. Quasi ein Gastgeberland für Musiker aus
anderen Ländern. Dieser Bedarf eines Forums für deutsche Musiker
erklärt den Erfolg des German Jazz Meetings in Deutschland. Dass
wir jetzt zu einer internationalen Drehscheibe für die Jazzszene
Europas geworden sind, zeigt, dass es offenbar auch anderswo das Bedürfnis
nach einem Ort gibt, an dem die Belange dieser Branche gebündelt
diskutiert werden und man ganz gezielt Jazz hören und gleichzeitig
buchen kann. Festivals gibt es überall in Europa, ein Ort wie die
jazzahead! musste erst geschaffen werden.
jazzzeitung: Sie sagten, das German Jazz Meeting
innerhalb der jazzahead! soll deutschen Künstlern und Bands ein Forum bieten, um Kontakte
zu Veranstaltern aufzubauen. Können Sie von konkreten Auftrittsangeboten
berichten, die aus diesem Umfeld deutschen Künstler gemacht worden
sind?
Kornitschky: Das hat es auf jeden Fall gegeben. Nils Wogram zum Beispiel,
Thärichens Tentett oder auch Michael Schiefel als Solist wurde direkt
von der jazzahead! engagiert. Da sind die Kontakte teilweise nach den
Konzerten oder bei Meetings entstanden, die dann zu Engagements geführt
haben. Manches hat sich auch im so genannten Nachgeschäft ergeben.
Dasselbe gilt im Übrigen für die Veranstaltung European jazzXchange,
die wir 2007 im Programm hatten und die dem gleichen Zweck wie das German
Jazz Meeting dienen sollte, nur eben auf europäischer Ebene.
jazzzeitung: Ihre Ausrichtung auf den europäischen Markt spiegelt
sich in diesem Jahr in einer neuen Konzertreihe wider, den Late-Night-Konzerten.
Welchen Rahmen haben Sie sich dafür gesteckt?
Kornitschky: Das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindende
Late-Night-Programm ist die Fortführung des Off-Programms aus dem letzten Jahr und soll
ein wesentlicher Schritt bei unserer Etablierung als internationaler
Treffpunkt sein. Dabei werden junge Bands am Anfang ihrer internationalen
Karriere die Gelegenheit bekommen, sich vor internationalem Fachpublikum
und Jazzliebhabern zu präsentieren. Das Fachpublikum erwarten wir
zum zweiten German Jazz Meeting und ich bin mir sicher, dass davon auch
die Bands des Late-Night-Programms profitieren werden. Ausgewählt
wurden diese Bands übrigens nicht von uns, sondern von einer unabhängigen
Jury. Dabei hat sich ein Schwerpunkt aus Frankreich, Belgien, und Holland
herausgebildet. Es wird aber auch jeweils eine Band aus Dänemark,
England und Deutschland dabei sein. Ein absolut spannendes Programm,
wobei und anderem der Pianist Yaron Herman den Auftakt am Donnerstag
machen wird.
jazzzeitung: Die jazzahead! ist allerdings
in der Hauptsache keine Nachwuchsveranstaltung. Neben dem German Jazz
Meeting und dem Festival ist die Messe mit ihren
Ausstellern der Hauptbestandteil des Angebots und auch ein internationaler
Kongress, der sich mit Fragen der Musikbranche beschäftigt, gehört
dazu. Was ist in dieser Hinsicht 2008 zu erwarten?
Kornitschky: Was die Messe angeht, werden wir das Angebot
in diesem Jahr vergrößern, das heißt der Endverbraucher, Musiker oder
Jazzliebhaber, wird mehr Produkte und mehr Dienstleistungsangebote vorfinden.
Dazu wird die Messe kompakter gegliedert sein in einem zusammenhängenden
Messebereich. Im Rahmen der Konferenz werden wir diesmal gezielt Angebote
für die Gruppe der Veranstalter und Verwerter anbieten. Das heißt
Vorträge über aktuelle Fragen des Musikrechts wie Ausländersteuer
und Künstlersozialkasse aber auch Möglichkeiten der Jazzförderung
wie die Spielstättenförderung. Außerdem ist immer auch
ein Fachsymposium Teil der Konferenz. In diesem Jahr wird es einen pädagogischen
Schwerpunkt haben. Da sind wir aber noch in der Planungsphase.
jazzzeitung: Sie stehen mit Ihrem Projekt trotz
des Erfolgs noch relativ am Anfang. Ist der Entwicklungsprozess der jazzahead
schon beendet oder
haben Sie über die Planung der diesjährigen Messe hinaus noch
Ideen zur Weiterentwicklung der jazzahead!?
Kornitschky: Natürlich haben wir die! Wie Sie vielleicht wissen,
findet das German Jazz Meeting im Gegensatz zur jazzahead! im zweijährigen
Turnus statt. Wir wollen den deutschen Markt aber nicht aus den Augen
verlieren und planen deshalb ab 2009, den Schwerpunkt des Late-Night-Programms
im jährlichen Wechsel durchzuführen. Wir stellen uns das im
kommenden Jahr so vor, dass sich an den Nachmittagen überwiegend
europäische Produktionen präsentieren sollen und das Late-Night-Programm
dann von vornehmlich deutschen Bands bestritten wird. Was den europäischen
Fokus angeht, so versuchen wir, uns langfristig von institutionellen
Fördergeldern, wie wir sie zum Beispiel von der Europäischen
Kommission erhalten, unabhängiger zu machen. Dies wollen wir erreichen,
indem wir auf internationaler Ebene nach Kooperationspartnern suchen,
die mit uns gemeinsam dieses Programm gestalten wollen, denn irgendwann
soll sich dieses Projekt natürlich selbst tragen können. Das
scheint aufzugehen: Das Interesse daran, die jazzahead! zur festen Institution
werden zu lassen, scheint so groß zu sein, dass wir zuversichtlich
in die Zukunft blicken und wahrscheinlich schon im nächsten Jahr
gemeinsam mit unseren europäischen Partnern ein international besetztes
Nachmittagsprogramm aufstellen können.
jazzzeitung: Auch ein Jazzpreis wird im Rahmen
der jazzahead! verliehen. Der Jazzahead!-Skoda-Award. Darf man schon
erfahren wer den in diesem
Jahr bekommen wird?
Kornitschky: Nein, der Preisträger steht zwar schon fest, aber ein
bisschen müssen Sie sich noch gedulden. Nur soviel sei Ihnen verraten:
Es wird diesmal kein Musiker sein.
jazzzeitung: Frau Kornitschky, vielen Dank
für das Gespräch
und viel Erfolg für die jazzahead! 2008.
www.jazzahead.de
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