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Irgendwo zwischen Nürnberg und München liegt… – nein, nicht ein letztes gallisches Dorf, welches allein Widerstand leistet! Wohl aber eine Bastion des Jazz: In Ingolstadt tobt sich seit nunmehr 24 Jahren einmal jährlich während rund zwei Wochen die Jazzszene aus. In dieser Zeit wird die Stadt zum Magneten für ein Publikum, das in sich die Fraktionen der Jazzpuristen, aber auch derjenigen vereinigt, die einfach nur mal gute Musik erleben wollen. Ein viertägiger Clubabend bildet gleichzeitig den gefeierten Abschluss wie den Höhepunkt des Festivals. Auf die ganze Innenstadt verteilt kann der Festivalbesucher nach Gusto und Geschmack von Konzert zu Konzert flanieren. Am Programm gab es nichts auszusetzen: Texmex-Blues mit Rad Gumbo, Modern Jazz mit dem Avishai Cohen Trio, Gipsy-Swing mit dem Dotschy Reinhardt Quintet, Vocaljazz mit Milla Kay, Weltmusik mit Chris Karrer & John Weinzierl, mit Ben’s Belinga oder Ras Dashan – breit war das musikalische Angebot, aus dem man die Auswahl treffen konnte und musste. Die Rezensentin verschrieb sich an diesem Donnerstag ganz dem Instrumentaljazz des Avishai Cohen Trios. Cohen gilt inzwischen anerkanntermaßen nicht nur als begnadeter Kontrabassist und Komponist, sondern auch als ausgezeichneter Bandleader. Sein Konzert erwies sich als ein Höhepunkt des Festivals, zeichnete sich durch spannungsreiche musikalische Dialoge und zahlreiche herausragende Soli aus. Die beiden folgenden Abende liefen unter dem Motto „Jazzparty“ – sämtliche Konzerte fanden in den Räumen des Hotels „NH Ambassador“ statt. Am Freitag sorgten die Funk- und Soulmeister Ola Onabule und Maceo Parker in der Tat für Partystimmung und brachten die begeisterungsfreudige Menge zum Kochen. Zurückhaltender, aber nicht weniger gediegen bot nebenan das Susan Weinert Duo expressiven Instrumentaljazz und die Bands von Curtis Stigers sowie Frederika Stahl samtenen Vocaljazz. Der Samstagabend sollte dies aber noch toppen – Kristin Asbjörnsen sorgte für eine individuelle Reinkarnation amerikanischer Gospelstücke im norwegischen Gewand und auch anschließend ging es nordisch weiter: Die Sängerin Caecilie Norby verbreitete mit Popappeal eine angenehm entspannte Atmosphäre. All denjenigen, die sich eher dem Funk und Groove verschrieben hatten, zog hingegen die Bill Evans Group, das Nils Landgren Funk Unit und die Band Incognito in die Nachbarveranstaltung. Wobei hier betont werden soll, dass für die Autorin die Gruppe von Bill Evans der Höhepunkt des Abends darstellte: Musikalisch ist der Saxophonist, wie für ihn typisch, nicht stehengeblieben – immer neue und andere Musikrichtungen fließen in seine ganz eigene, anspruchsvolle Art des Funkjazz ein – derzeit sind es Banjo (Ryan Cavanaugh) und Fiddle (Christian Howes), die seinen Stücken einen Hauch von Americana und enormen Roots-Kick verpassen. Ähnlich groovig war der nachfolgende Auftritt von Nils Landgrens Funk Unit, die mit Ray Parker an der Gitarre, Magnum Coltrane Price am Bass und dem Weltklasseschlagzeuger Wolfgang Haffner aufwarten kann und als sicherer, partytauglicher Publikumsmagnet großen Zuspruch fand. Mit Incognito, der zehnköpfigen Band um Jean-Paul Maunick, klang der Abend würdig aus – ein grandioses Festival, das kann nicht oft genug wiederholt werden! Carina Prange |
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