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Jazzzeitung

2007/05  ::: seite 20

jazz heute

 

Inhalt 2007/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Endzeitstimmung
Wir erleben die Apokalypse des Jazz


DOSSIER

Individualisten aus Chicago
Zum Tod des Pianisten Andrew Hill und des Geigers Johnny Frigo

I like the way you play
Abschied von Joe Zawinul mit Erinnerungen an eine bewegte Zeit


Portraits

Jean-Luc Ponty, Kristin Asbjørnsen, Daniel Smith, Harald Banters Media Band, Besuch bei Richie Beirach

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Die Club Connection

Vernetzte Jazzclubs – eine Podiumsdiskussion in Regensburg

Was können die bayerischen Clubs für die Musiker tun, was fürs Publikum? Welche Möglichkeiten stecken in einer engeren Kooperation von Jazzclubs? Welche Vorteile könnte eine gemeinsame Internetplattform bieten? Das waren die Ausgangsfragen einer Podiumsdiskussion „Club Connection – Konkurrenz oder Kooperation“, die der Jazzclub Regensburg im Rahmen der Feierlichkeiten zu seinem zwanzigjährigem Jubiläum ausrichtete. Als Referenten waren Dr. Christine Fuchs, Geschäftsführerin des Arbeitskreises gemeinsame Kulturarbeit bayerischer Städte e.V. und Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk eingeladen. Die Jazzzeitung war Medienpartner und druckt im Folgenden Auszüge aus einer Podiumsdiskussion mit den beiden soeben genannten und Christiane Böhnke-Geisse (Unterfahrt), Reinhold Horn (Jazzstudio Nürnberg), Michael Martius (IG Jazz Burghausen) und Winnie Freisleben (Jazzclub Regensburg). Es moderierte Andreas Kolb (Jazzzeitung).

Diskutierten im Leeren Beutel (v.l.): Winnie Freisleben, Roland Spiegel, Andreas Kolb und Christine Fuchs. Foto: René Nahrath

Bild vergrößernDiskutierten im Leeren Beutel (v.l.): Winnie Freisleben, Roland Spiegel, Andreas Kolb und Christine Fuchs. Foto: René Nahrath

Andreas Kolb: Frau Fuchs, was verbirgt sich hinter dem Begriff des Arbeitskreises gemeinsame Kulturarbeit bayerischer Städte e.V.?

Christine Fuchs: Wir sind ein Zusammenschluss von 50 Kommunen in Bayern, die sich zusammengetan haben um Projekte zu realisieren, die eine Stadt alleine nicht realisieren kann. Eine Reihe der hier anwesenden Jazzclubs sind Mitglied bei uns. Wir haben im Bereich der Literatur zwei bayernweite Festivals organisiert, „Die Literaturlandschaften Bayerns“. Wir arbeiten mit den Kulturakteuren der Städte zusammen, die qualitativ wertvolle Projekte beitragen können. Wir bewerben die Veranstaltungen und organisieren auch Fördermittel. Außerdem haben wir im Internet ein Portal geschaffen zum Austausch von Kulturveranstaltungen, das sich „Angebotsbörse“ nennt und in erster Linie eine Organisationsplattform darstellt. Alle Kultursparten sind hier vertreten. Veranstalter können ihre Angebote selbst hinzufügen und über andere sich informieren.

Kolb: Roland Spiegel, der BR hat in Bayern als Jazzmultiplikator und -veranstalter eine besondere Funktion. Wie stellt sich unser Thema für Dich dar?

Roland Spiegel: 1. Clubs müssen untereinander stärker zusammenarbeiten. Viele, besonders thematische Veranstaltungen lassen sich alleine nicht stemmen. Die Clubs müssen sich vernetzen und an einem Strang ziehen, gegen den Mainstream, für eigene Programme.
2. Ich bin Redakteur von „Jazz auf Reisen“. In diesem Programm reisen wir durch Bayern und schneiden in den Clubs Konzerte mit. Interessant ist es, wenn jeder Club genauso wie jeder Ort und jede Szene unverwechselbar ist. Kulturelle Besonderheit ist immer am wirkungsvollsten. 3. Oftmals haben die Jazzclubs nur zu den ortsansässigen Medien engen Kontakt. Als BR-Redakteur etwa bekomme ich fast nur Emails von Clubs, wo wir bereits Aufnahmen gemacht haben. Das müsste sich auch ändern.

Kolb: Wie kann Zusammenarbeit zwischen Clubs überhaupt aussehen?

Reinhold Horn: Es wird selten passieren, dass Nürnberger Jazzbesucher in die Unterfahrt fahren und umgekehrt. Aber wir können uns auf ein „Jazzland“ konzentrieren, dann könnte man versuchen, gemeinsam an Fördergelder zu kommen.
Michael Martius: Ich denke, es ist kein Widerspruch, sein eigenes Profil zu wahren und trotzdem zusammen zu arbeiten. Man muss sich im Programmbereich durchaus abgrenzen. Früher gab es Pendler, die nach Burghausen gekommen sind. Jetzt gibt es die Programmvielfalt nicht mehr und es gibt keinen Grund mehr nach Burghausen zu fahren. Früher gab es die Regelung, im Umkreis von 200 Kilometern keinen Auftritt mehr absolvieren zu dürfen, heute hält sich niemand mehr daran. Dieser Vorwurf geht an die Agenturen. Außerdem müssen wir enger zusammenarbeiten was die Gagen anbelangt.

Kolb: Wie ist die Situation in München?

Christian Böhnke-Geisse: Die Unterfahrt hat in diesem Jahr 352 Veranstaltungen. Wir sind kein Kulturverein, den man übersehen kann, aber auch nicht der Größte Münchens. Wir müssen immer noch um die Gäste kämpfen.

Kolb: Winnie, ihr feiert 20 Jahre Jazzclub Regensburg. Ist der Club so wie er heute ist, ein Erfolgsmodell?

Winnie Freisleben: Ich kann nicht sagen, ob man unser Konzept auf andere Clubs übertragen kann. Die Konstanz und Durchsetzungssturheit hat geholfen, man muss mit dem Kopf durch die Wand wollen. Wir haben unglaublich viel Arbeit, die hauptsächlich von Ehrenamtlichen geleistet wird. Wir sind von Gönnern, Mitgliedern usw. abhängig. Vernetzung würde Arbeit sparen und Geld bringen. Vermarktung gehört unbedingt dazu, anders können wir nicht überleben.

Kolb: Wie stellt ihr euch euren Club in 20 Jahren vor?

Freisleben: Wir Jazzer sind nie Puristen gewesen. Jazz war immer eine innovative Musik. Es bewegt sich also immer weiter.
Horn: Ich würde mir wünschen, dass das Jazzstudio ein Ort wird, wo akustische auf neue elektronische Instrumente treffen und wo auch die audio-visuellen Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Martius: Ich würde mir wünschen, dass das Interesse an weniger bekannten Gruppen größer wird. Außerdem würde ich mir wünschen, dass die Jugend im Club die Organisation in die Hand nimmt.

Böhnke-Geisse: Ich würde mir wünschen, dass wir zwei angestellte Techniker haben. Außerdem wünsche ich mir, dass die Kunstform Jazz bei der Stadt, beim Land, beim Bund soweit anerkannt ist, dass man nicht um jeden Euro feilschen muss.

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