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Jazzzeitung

2007/05  ::: seite 21

jazz heute

 

Inhalt 2007/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Endzeitstimmung
Wir erleben die Apokalypse des Jazz


DOSSIER

Individualisten aus Chicago
Zum Tod des Pianisten Andrew Hill und des Geigers Johnny Frigo

I like the way you play
Abschied von Joe Zawinul mit Erinnerungen an eine bewegte Zeit


Portraits

Jean-Luc Ponty, Kristin Asbjørnsen, Daniel Smith, Harald Banters Media Band, Besuch bei Richie Beirach

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Der Mix macht‘s...

Das Jazzhaus Freiburg feiert 20-Jähriges

Wurde die Eröffnung des Freiburger Jazzhauses vor 20 Jahren noch mit großen Namen wie Miles Davis bestritten, so wurde diesmal im Kleinen gefeiert. Mit einer glanzvollen Gala einheimischer Musiker und einem internationalen Piano-Wettbewerb, dessen Jury George Gruntz vorstand, wurde das 20-jährige Jubiläum Ende September begangen. Vorsitzender der „Vereinigung Freiburger Jazzhaus e.V.“, die das Kellergewölbe in der Nähe des Hauptbahnhofs betreibt, ist Herbert Schiffels, Lehrer und langjähriger Leiter des Freiburger Schüler-Jazzorchesters. Mit Schiffels hat Reiner Kobe gesprochen.

Auch der Meister selbst war hier schon zu Gast: Miles Davis. Foto: Jazzhaus

Bild vergrößernAuch der Meister selbst war hier schon zu Gast: Miles Davis. Foto: Jazzhaus

Jazzzeitung: Herr Schiffels, wie kam es zur Gründung des Freiburger Jazzhauses vor 20 Jahren?
Herbert Schiffels: Das war eigentlich eine recht spontane Idee des damaligen Freiburger Oberbürgermeisters Dr. Rolf Böhme, der ein jazzbegeisterter Mann ist. Bei langfristig geplanten großen städtebaulichen Maßnahmen stand ein ehemaliger Weinkeller auf dem Abrissplan, weil eine Tiefgarage gebaut werden sollte. Bem Ortstermin hatte der OB das Gefühl: „Das könnte die Location für die Jazzszene werden.“ Er vermittelte diese Idee an Waldi Heidepriem, den überregional bekannten Pianisten, mit dem er befreundet war. Dieser verbreitete den Gedanken in der Szene – das alles war 1985 – die Planungen für die Tiefgarage wurden geändert – und tatsächlich eröffnete das Jazzhaus Freiburg am 16.10.1987.

Jazzzeitung: Es wurde ja auch ein Verein gegründet?
Schiffels: Ja, nicht die Stadt sollte der Träger dieses Jazzkellers sein – z.B. über das Kulturamt – die Szene sollte es in eigener Verantwortung und Regie machen. Und dazu wurde die „Vereinigung Freiburger Jazzhaus e.V.“ gegründet. Und in der Satzung steht, dass es zu den Aufgaben des Vereins gehört, das Jazzhaus zu betreiben.

Jazzzeitung: In den letzten Jahren ist das Jazzhaus arg in Verruf geraten, weil so viele kommerzielle Veranstaltungen stattfanden und so wenig Jazz. Es steht zwar Jazzhaus drauf, doch drinnen ist immer wieder etwas anderes. Wie erklären Sie das?
Schiffels: Das ist ganz einfach zu erklären: 1985 saß bei der Gründung des Vereins eine sehr bunt gefächerte Gruppe zusammen. Da war die Rockszene dabei, die Folkszene und eben die Jazzszene. Und Waldi Heidepriem hat das Charisma und die Autorität, das nicht nur zusammen zu bringen, sondern auch zusammen zu halten. Im Nachhinein wundert man sich, dass es über die Namensgebung „Jazzhaus“ keinen Streit gab. Denn von Anfang an war klar, dass alle oben genannten Stilrichtungen in dem Keller Heimrecht haben sollten. Auch das ist in der Satzung verankert. Das ist auch nicht das wirkliche Problem des Vereins geworden. Zum Problem wurde, dass es zum Betreiben eines solch großen Hauses mit dem Anspruch, an sieben Tagen der Woche Programm zu machen, einer professionellen Betreuung bedurft hätte. Dass da jeden Tag ein anderes Vereinsmitglied für das Programm verantwortlich war, dass es keine wirklich koordinierte Finanzverantwortung gab, dass man sich rasch im komplizierten Regelwerk des Steuerrechts verhedderte – das alles führte zu ernsthaften Problemen schon zu Lebzeiten von Waldi Heidpriem. Das wahre Ausmaß der Probleme wurde aber erst nach seinem Tod deutlich. Nach langen Debatten hat man dann den Weg gefunden, über eine vom Verein initiierte und gegründete Betreiber-GmbH das Haus professionell zu führen und zu versuchen, den aufgelaufenen Schuldenberg wieder abzutragen. Und dass das mit Jazzkonzerten nicht funktionieren kann, geben auch eingefleischte Jazzfans zu. Es gibt also Freitag- und Samstagnacht (nach den Konzerten!) Clubveranstaltungen, „die sich rechnen“ und die es überhaupt erst möglich machen, künstlerisch hochwertige Konzerte (die sich meist eben „nicht rechnen“) durchzuführen. Das haben inzwischen alle begriffen und die Kritik ist eigentlich völlig verstummt. Die Kritik wäre auch leicht zu widerlegen, einfach indem man die durchgeführten Konzerte der letzten Jahre auflistet – da sieht man dann schwarz auf weiß eine imponierende Fülle hochwertiger Konzerte.

Jazzzeitung: Wer macht das Programm?
Schiffels: Wenn wir uns auf den Jazz beschränken, dann funktioniert es so: Wir haben im Vorstand einen richtigen Fan im klassischen Sinne, Michael van Gee, im Hauptberuf Rechtsanwalt. Er lässt seinen Wünschen freien Lauf – und der Rest des Vorstandes zusammen mit dem Geschäftsführer der GmbH Michael Musiol schätzen ab, ob sich das finanziell machen lässt. Wenn ja, wird`s gemacht. Wenn das Risiko zu groß erscheint, dann nicht.
Aber wie oben bereits erwähnt: es ist Aufgabe des Vereins, auch die anderen Felder zu bedienen. Und das wird gemacht. Bei Rock und Blues und Folk und Worldmusic ist allerdings in der Regel das finanzielle Risiko geringer.

Jazzzeitung: Wie sieht die Unterstützung der Stadt aus?
Schiffels: Das ist leider – im Vergleich mit anderen Städten – wenig Unterstützung. Aber das muss man gerecht beurteilen. Der wunderschöne Gewölbekeller gehört dem Goetheinstitut. Die Stadt überweist die Miete von immerhin rund 38.ooo€ jährlich nach München – und das ist eine enorme Unterstützung. Nur kommt sie dem Programm nicht zugute. Insgesamt unterstützt die Stadt den Verein zur Zeit mit 45.ooo €. D.h. also, dem Verein stehen rund 7.ooo € im Jahr zur Verfügung – und damit lässt sich natürlich nicht mehr allzu viel ausrichten.

Jazzzeitung: Wie sehen Sie die nächsten 20 Jahre des Jazzhauses? Kann und wird es überleben?
Schiffels: Ein klares JA. Der schmerzliche Umstrukturierungsprozeß nähert sich dem Ende, die Schulden sind fast abgebaut, die „Umverteilung“ der erwirtschafteten Gelder wird dem Programm zugute kommen – die Stadt hat signalisiert, dass sie den 2008 auslaufenden Mietvertrag mit dem Goethe-Institut verlängern wird.
Das Jazzhaus wird es weiter geben. Mit einem schönen Jazzprogramm – und anderem.
Mit genau dem Mix, der in der Satzung vorgesehen ist. Und genau dem Mix, der am Ende die Rechnung „Null auf Null“ aufgehen lässt.

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