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Wieder einmal war der idyllische Marktplatz in Ottenstein Schauplatz einer musikalischen Veranstaltung, wie sie in dieser Qualität in der Provinz einmalig sein dürfte. Über 30 Musiker hatten Harald und Elke Hahn zusammen mit dem Förderverein für diesen Abend engagiert. Dabei kamen alle auf ihre Kosten: die Liebhaber des Big-Band-Klanges, die Oldtime-Fans, die immer größer werdende Fan-Gemeinde der Klazz Brothers und schließlich die Bewunderer des Ausnahme-Künstlers Edson Cordeiro. Fünf Jahre Open-Air-Festival und von Jahr zu Jahr ein qualitativ
gesteigertes Programm. Zwar war in diesem Jahr die Nacht nicht ganz so
lauschig wie gewünscht, zeitweilig bestimmten auch Regenschirme
das bunte Bild auf dem Marktplatz, aber schon die Eröffnung des
Abends mit der Bigband Holzminden unter der Leitung von Alexander Käberich
brachte mit Swing und Funk die Zuhörer in gute Laune. Dabei überzeugten
besonders die satten Bläsersätze der anspruchsvollen Arrangements,
während die Soli noch ausbaufähig waren. Unvergesslich übrigens
das Bild der Frauen aus dem Publikum, wie sie schützend ihre Schirme über
die Saxophone hielten, denn die haben leider ihre Öffnung himmelwärts. Rainer Topp (Trompete), Ulrich Gehl (Klarinette und Saxophon), Alfred
Finke (Posaune), Hans-Georg Lehmkuhle (Gitarre, Banjo und Gesang), Eckhardt
Wunram (Piano), Gero Kellermann (Bass) und Martin Härtel (Schlagzeug)
begeisterten einmal mehr mit einer geschickt zusammengestellten Mischung
aus Dixieland und Swing. Unterstützt und zu rhythmischen Höhenflügen angetrieben wurde das Trio später von den Perkussionisten Elio Rodriguez Luis und Alexis Herrera Esteves, die mit ihren Soli immer wieder für Sonderapplaus sorgten. Der russische Piano-Star David Gazarov kämpfte anschließend mit den begrenzten Möglichkeiten des Instruments, ein Flügel wäre seinem großartigen Solo-Auftritt angemessen gewesen. Die Titel „Caravan“, „Sophisticated Lady“ und „Take Five“ verwandelte er in eigenwilligen, ganz neu klingenden Versionen in Hör-Erlebnisse der besonderen Art. Die Fackeln wurden angezündet, Kühle machte sich bemerkbar, aber dann kam der von vielen erwartete Star des Abends, Edson Cordeiro, der noch einmal tüchtig einheizte. Mit seiner vier Oktaven umfassenden Stimme überzeugte er besonders in den tieferen Lagen („Babalu“ und sehr virtuos: „Boi Bumbá“), riss viele Zuhörer mit einer rockigen Version des Gospels „Joshua fit the battle of Jericho“ von den Stühlen und brachte schließlich mit Kompositionen, die mit Jazz eigentlich nichts mehr zu tun hatten, aber sehr wirkungsvoll präsentiert wurden, viele Fans in geradezu euphorische Stimmung, so mit den Titeln „I will survive“ und „Kiss“ von Prince. Cordeiro ist zweifellos ein Ausnahme-Talent. Aber die manchmal überzeichnende Präsentation, verbunden mit einer gewissen Diva-Attitüde bei einigen seiner Titel ist doch auch Geschmackssache. Weniger wäre hier manchmal mehr. Insgesamt wieder einmal eine Jazz-Nacht, wie wir sie uns noch viele Male in den nächsten Jahren wünschen. Jürgen Schoormann |
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