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„Fingerprints“ heißt eines der neuen Stücke von Ulrike Haage, die im Frühjahr 2008 auf CD herauskommen werden. „Fingerprints“ für die Spuren, die Fingerabdrücke auf der Klaviatur. „Fingerprints“ aber auch für die Spuren, die Komponisten und Musiker mit ihrer Kunst in der Welt hinterlassen. So sind auch auf dem Erlanger Poetenfest die Fingerabdrücke der Pianistin, Komponistin und Hörspielproduzentin Ulrike Haage inzwischen deutlich zu erkennen. Bekannt ist Haage bereits seit ihrer Zeit in der Popgruppe „Rainbirds“, spätestens jedoch seit ihrer Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis 2003. Schon zum dritten Mal war sie dieses Jahr auf dem beliebten Literaturfestival im Schlossgarten der Universitätsstadt vertreten. Und obwohl sich dabei ihr Publikum natürlich hauptsächlich aus Literaturfans zusammensetzte, konnten sich die Zuhörer der Intensität ihrer Musik offensichtlich nicht entziehen. Was sie unter Bäumen am Flügel und Laptop sitzend vortrug, waren zum einen bekannte Tracks von ihren beiden ersten CDs „sélavy“ und „Weißes Land“, zum anderen aber auch „Appetithäppchen“ von ihrem nächsten geplanten Album. Einer der Unterschiede: während Haage in Titeln wie „Emoticon“ oder „In the beginning“ mit zum Teil elektronisch, zum Teil mechanisch erzeugten Geräuschen und Rhythmen arbeitet, sind einige ihrer neuen Stücke – darunter die „Fingerprints“ – für Klavier solo konzipiert. „ Ich möchte mich beständig weiterentwickeln; insofern soll auch meine dritte CD eine Weiterentwicklung der beiden bisherigen sein“, erklärt die quirlige Künstlerin, die Berlin als ihre Wahlheimat auserkoren hat. Die völlige Reduktion auf pure Klavierstücke in großzügiger zeitlicher Ausdehnung, die Konzentration auf das Klavier als „hypnotisches Instrument“ soll ein Thema der neuen Platte sein. Dabei erinnern die neuen Stücke im Stil natürlich schon an die älteren: Obwohl immer komplett ausgeschrieben, klingen sie oftmals improvisiert. Die Bandbreite des Ausdrucks reicht von elegisch über „einfach schön“ bis aufgeregt und wild-bedrohlich, die Stilanklänge von unterhaltsamem Jazz über Loungemusik bis zu neuer Klassik. Einen anderen Schwerpunkt des dritten Albums werden Stücke für größere Besetzungen bilden: Der Titel „Nunatak“, von dem in Erlangen ein Klavierauszug zu hören war, soll mit Kammerorchester, Vibraphon und Elektronik eingespielt werden. Inspirationsquelle hierfür sind die abstrakten Landschaftsmalereien der norwegischen Künstlerin Eva Bergmann: Die Kompositionsidee besteht laut Haage im Nachzeichnen der Linien der höchsten Bergspitzen, eben der „Nunatak“, aber auch „des erhabenen Gefühls, das einen bei ihrer Betrachtung überkommt“. Und auch die Phänomene Sprache beziehungsweise Stimme – die unter anderem ihre Sympathie gegenüber dem Poetenfest erklären – werden auf CD Nummer drei wieder eine Rolle spielen: Ein Chorstück, dem ein Zusammenschnitt der Texte aller vier großbritannischer Nationalhymnen zugrundeliegt – wobei alle kriegerisch anmutenden Elemente völlig daraus eliminiert wurden –, von einem Chor in England eingesungen und mit elektronischen Klängen unterlegt, soll ebenfalls mit auf das Album. Dank den Möglichkeiten der Elektronik werden aber auch diese größeren Werke in Solobesetzung spielbar – und damit für alle Ulrike-Haage-Fans auch live erlebbar – sein. Im Computer steckt eben nicht nur „ein Haufen Inspiration“, sondern ganz nebenbei ist er auch noch ungeheuer praktisch. Julia Hartel |
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