Ausgabe April 1999MEMORIALJaki Byard gestorben Autor: |
"Selten habe ich einen Künstler erlebt, der so eigenwillig und originär Tradition und Moderne verbinden konnte; selten einen Menschen getroffen, dessen Herz und Worte so viel Wärme spenden, so zum leisen Lächeln und lautem Lachen anregen konnten." So erinnert sich sein Schüler Cornelius Claudio Kreusch an seinen Lehrer Jaki Byard. Und kein Geringerer als Earl Hines, der mit ihm 1972 das Album "Duet" einspielte, urteilte über seinen Pianistenkollegen Byard: "He is nuts, but he is genius". Wenn irgend etwas bei Jaki Byard verrückt war, dann waren es die herkömmlichen Grenzen zwischen den von siebengescheiten Traditionswächtern sonst so fein säuberlich getrennten Genregrenzen. Sicherlich, der am 15. Juni 1922 in Worcester, Massachusetts geborene Pianist, Komponist und Arrangeur erwarb in den 60er Jahren sein Ansehen als Avantgardist überwiegend an der Seite jener, die den Bop nicht als bereits verfestigtes, unveränderbares Idiom verstanden, sondern die sein experimentelles Potential in Richtung Free Jazz entwickelten: Offene, individualistische, bei aller Radikalität aber noch traditionsbewußte Musiker wie Charles Mingus, Eric Dolphy, Don Ellis und Roland Kirk, der ihn als "Imperator des Klaviers" bezeichnete, waren daher die idealen Weggefährten des ebenso gearteten Byard, der seinen Vornamen, seit er einmal falsch buchstabierte als "Jaki" beibehielt. Er ging aber viele Schritte weiter als sie. Jaki Byard verkörperte fast im Alleingang die ganze Geschichte des Jazzpianos: Vom Ragtime, über Stride und Garnerismen bis zu unerhörten atonalen Gefilden gebot Byard über alle Facetten, Finessen und eine gute Portion Humor. Dabei lieferte er aber weniger Stilkopien à la Dick Hyman, sondern klang stets wie Jaki Byard. Am 11. Februar wurde Byard in seiner New Yorker Wohnung erschossen aufgefunden. |
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