Ausgabe April
1999
Kurz aber wichtig
Autor München:
Markus A. Woelfle
Autor Hamburg:
Dirk Meissner
Rubriken:
MÜNCHEN
HAMBURG
Musiker und Bands:
Alexander, Eric
Arguelles, Steve
Baudisch, Joe
Breuer, Hermann
Budziat, Eberhard
Byrd,Charlie
Cameron, Etta
Clarke, Terry
Colley, Scott
Eastwood, Kyle
Ellis, Herb
Enders, Johannes
Hall, Jim
Heitbaum, Gerold
Herring, Vincent
Ilg, Dieter
Israel, Yoron
Jensen, Ingrid
Johnson, Jay Jay
Jost, Tizian
Kagerer, Helmut
Klatt, Günther
Klentze, Thorsten
Lagrene, Bireli
Landsberger, Jermaine
Lehmann, Uli
Lowe, Mundell
Matzkeit, Bodo
Mears, Adran
Möbus,Frank
Murray, David
Muthspiel, Wolfgang
Mystos HOT LIPS
NDR Big Band
Neher, Horst
Nieberle, Helmut
Potter, Chris
Redman, Dewey
Regan, Jon
Rotondi, Jim
Rüschenbaum, Harald
Sagner, Florian
Sauer, Heinz
Schwaller, Roman
Soloff, Lew
Stanko, Tomasz
Steyer, Edith
Terry, Clark
Trombone Fire
Varra, Jackie
Weiss, Martin
Winding, Kai
Winter, Dieter
Zoller, Thomas
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MÜNCHEN Jackie Varra kann als vermutlich einziger
Jazzmusiker für sich in Anspruch nehmen, sowohl mit Buddy Bolden als auch mit Albert
Ayler musiziert zu haben. 1902 in New Orleans geboren wirkte er kurzzeitig als
Tenorhornist in Boldens Kapelle, kurz bevor dieser in der Heilanstalt landete. Mit seinem
exzentrischen, rabiaten Spiel auf Posaune, Euphonium und Tuba konnte sich der
Italoamerikaner, der sich anfangs für seine Auftritte mit schwarzen Kollegen das Gesicht
schwarz färben mußte, nie so recht durchsetzen. Weder im Chicago Jazz noch im Swing
hatte man Interesse für seine nahezu atonalen Improvisationen. Bob Crosby, bei dem er
sich 1938 als Posaunist beworben hatte, wollte ihm schon eine kleine Leibrente aussetzen,
wenn er nur für alle Zeiten seine Lippen von den Instrumenten lassen könnte. In der
Bebop-Zeit eine zeitlang mit Thelonious Monk befreundet, den er beeinflußt haben will,
schien sein Stern erst im Free Jazz der späten 60er Jahre aufzugehen. Doch nach
erfolgreichen Konzerten mit Albert Ayler zog er sich für 29 Jahre in ein
Trappistenkloster zurück. Am 1.4. ist der 96jährige, der im vergangenen Jahr bei einem
Streit mit einem Trunkenbold seine Zähne verloren hat, im griechischen "Gasthof zur
Sonne" in München als Sänger zu hören.
Jay Jay Johnson und Kai Winding,
die im Duo als "Twin-Trombones" galten und trotz stilistischer Ähnlichkeiten
recht abwechslungsreiche Musik miteinander machten, haben schon in den 50er Jahren das
Konzept auf größere Posaunengruppen ausgeweitet. 1953 bildeten sie mit Bennie Green und
Willie Dennis eine von einem Trio begleitete Gruppe. Immer wieder kam es im Laufe der
Jazzgeschichte zu ähnlichen Versuchen. Hießen 1963 die "Winding Trombones"
Tony Studd, Pete Vivona, Billy Ryers und Bill Watrous, so fanden sich 1980 Winding, Albert
Mangelsdorff, Bill Watrous und Jiggs Whigham zu einem Trombone Summit. München ist fast
so etwas wie eine Posaunisten-Hochburg (Marty Cook, Rudi Fuesers...) und daher der
richtige Ort für Johannes Herrlichs, vermutlich herrliche Band "Trombone Fire" (3. und 4.4. in der Unterfahrt).
Herrlichs vier hochkarätige Kollegen sind Adran Mears, Hermann Breuer und der neben Baß-Posaune auch Tuba blasende Eberhard Budziat.
Als Django Reinhardt 1953 starb, widmete ihm John Lewis, der Leiter des Modern Jazz
Quartett, seine bewegende Komposition "Django". Seither sind dem genialen
Manouche mit dem unerreichten "Dreifingerblitz" schon ungezählte Hommagen
gewidmet worden. In Augsburg findet nun schon zum siebten Mal an drei aufeinanderfolgenden
Tagen vom 9. bis 11.4. ein Django Reinhardt Memorial
Concert statt. Eröffnet wird das kleine Festival in der Alten Weberei am Freitag
von Rigo Winterstein und dem Lulu Reinhardt Swingtett sowie dem Modern Swing Quartett
feat. Martin Weiss. Wer diesen phänomenal expressiven
und wendigen Jazzgeiger noch nicht kennt, hat auch bereits am 8.4. im Jazzclub Regensburg
eine Chance. Am Samstag kommt es nach einem Auftritt des Fritz Schlick Quartetts zu einem
Wiederhören mit Bireli Lagrene, der mit dem Jermaine Landsberger Trio auftritt (weiterer
Auftrittstermin der vier Musiker: Regensburg, Leerer Beutel, 9.4.). Lagrene, vor 20 Jahren
das Wunderkind unter den Django-Erben, hat im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten
Entwicklungen durchgemacht. An epigonaler Neuschöpfung seines Vorbildes nicht
interessiert, ließ er sich in den achtziger Jahren von Bebop und Rock anregen. Wie hoch
auch in unseren Breiten die Gitarrenkunst steht, werden Helmut
Kagerer und Helmut Nieberle bei der Sonntags-Matinee
vorführen (auch Regensburg, Alte Mälzerei, 4.4.). "Djangos Guitar"
heißt eine Präsentation von Instrumenten durch Gitarrenbauer am 10.4. im Rahmen des
Memorial Concerts.
Apropos Festival: zwei weitere Festivals finden gleichzeitig statt. Vom 24.4. bis 2.5. das
New Orleans Music Festival Wendelstein und der 15.
Kemptener Jazz Frühling.
Am 10.4. bei Fritz, am 11.4. beim Feierwerk-Frühschoppen sowie am 13.4. in der Pasinger
Fabrik zu hören: Der unter anderem durch Fishermans Brwak bei uns bekannt gewordene
Gilchinger Gitarrist Thorsten Klentze. Er arbeitet
schon seit 1994 mit seinem Kölner Gitarren-Kollegen Gerold
Heitbaum zusammen. Wies klingt? Lassen wir uns überraschen.
Am 14.4. findet das erste Jazzkonzert im Bräustüberl auf Schloß Kaltenberg
statt: Das Jazztett der stilistisch flexiblen Trompeters und Flügelhornisten Florian Sagner präsentiert sich mit dem Baß & Drum-Team
von Georg Ringsgwandl, Bodo Matzkeit und Uli Lehmann sowie dem Keyboarder Horst
Neher.
Einen Ausflug auf den Balkan kann man am 15.4. im Regensburger Leeren Beutel mit der Fanfare
Ciocarlia unternehmen (auch Mannheim, Alte Feuerwache, 6.4.). Sie spielt in einem
enormen Tempo aus einem wahrhaft explosiven Repertoire musikalischen Mixes und ist eine
der letzten Tzigani-Kapellen dieser Art in Rumänien. Eine Entdeckung in der Weltmusik-
und Jazzszene!
Am 16.4. gastiert das Dieter Ilg-Trio mit "Folk
songs" im Scharfrichter-Haus zu Passau. Ilgs bei Jazzline erschienene gleich-namige
CD macht einen Besuch des Konzertes ratsam. Während Brasilianer oder Skandinavier noch
nie Probleme hatten, ihr heimisches Liedgut dem Jazz anzutrauen, hatten deutsche Jazzer
meist ein gespaltenes Verhältnis zu ihren eigenen "roots". Empfand man in den
Nachkriegsjahren den Jazz als Gegenpol zur verhaßten Blut-und-Boden-Doktrin und somit
indirekt zur von den Nazis geförderten Volkskunst, so nahm man bald mit Schrecken wahr,
wie die Volksmusik einerseits zur kitschigen Massenware herabsank, andererseits von
Puristen als lebloses, da unveränderliches, museales Kulturgut "bewahrt" wurde.
So mußte auch ich einst herzlich lachen, als ich in André Asriels Buch "Jazz"
(VEB Lied der Zeit) las: "Man vergleiche das deutsche Volkslied Im Märzen der
Bauer mit dem Bebop-Thema Move." Und nun hat der Bauer von Ilg
Groove bekommen. Von "Der Mond ist aufgegangen" bis "Frère Jacques"
lauter Melodien, die den Deutschen von Jugend auf vertraut sind, und doch wirken sie
originell und überraschend. Vom innigen "Alles schweigt" zur
"Groovisierung" der "Maienzeit", alles poetisch, phantasie- und
liebevoll. Das internationale Trio aus Bassist Dieter Ilg, Schlagzeuger Steve Arguelles und Gitarrist Wolfgang
Muthspiel gibt das Zeugnis, daß Kindheitshits, so oft sie auch zu Tode gesungen,
Volkslieder, wenn sie auch jahrhundertelang von Tonsetzern durchgeknetet worden sind,
immer wieder frisch und neu erscheinen, sobald sie unter die richtigen Finger geraten.
Wenn am 18.4. Jim Hall im Nightclub des Hotels Bayerischer
Hof auftritt, dürfte er sich und uns nicht langweilen. "Ich langweile mich sehr
schnell, und das ist etwas, das mir hilft Klischees zu vermeiden." Die vermied er mit
seinem unnachahmlichen warmen, lyrischen Spiel schon in den 50ern mit Chico Hamilton, in
den 60ern mit Sonny Rollins, in den 70ern mit Chet Baker, in den 80ern mit Michel
Petrucciani, und das wird wohl auch an der Schwelle zum neuen Jahrtausend so bleiben, mit
dem Tenoristen Chris Potter, dem Bassisten Scott Colley und dem Drummer Terry Clarke
(nicht Clark Terry, wie schon fälschlich gemunkelt wird!). Weitere Highlights im
Bayerischen Hof sind am 20.4. das Quintett des Bassisten Kyle Eastwood und am 25.4. Lew
Soloffs Food Group. Der 30jährige Sohn des Regisseurs und Schauspielers
Clint Eastwood hat gerade auf Columbia das Album "From There To Here" vorgelegt,
das mit seinen Vince-Mendoza-Arrangements ein wenig an Gil Evans gemahnt. Im Schlepptau
hat Eastwood den Saxophonisten Eric Alexander, den Trompeter
Jim Rotondi, den Pianisten Jon Regan
und den Drummer Yoron Israel.
Am 21.4. im Nürnberger Karstadt und am 25.4. im Neuburger Birdland sind The Great
Guitars zu erleben. Bestens bekannt sind Charlie Byrd, der
in den frühen 60er Jahren an der Seite von Stan Getz für viel Bossa-Wirbel sorgte, und Herb Ellis, der bereits im vergangenen Winter durch unsere Lande
tourte. Die Musiker mußten angeblich seiner Frau versprechen, daß er früh ins Bett
kommt, weil sie ihn sonst nicht mehr touren lassen wolle. Offensichtlich hat es gut
geklappt. Eher Insidern bekannt ist der Dritte im Bunde, obwohl er unter anderem mit
Billie Holiday, Benny Carter, Charlie Parker, André Previn, Sarah Vaughan und Dinah
Washington Aufnahmen gemacht hat. Mundell Lowe, der während
seines Nürnberger Auftritts seinen 77. Geburtstag feiern kann, braucht sich als
vorzüglicher Charlie-Christian-Schüler nicht vor seinen prominenten Kollegen verstecken.
Oft verdunkeln "Wunderkinder" den Ruhm ihrer Eltern. Wer spricht heute noch von
Dewey, wo sein Sohn Joshua Redman ausgerechnet auf dem Instrument seines Vaters, dem
Tenorsaxophon, als der neue Star gefeiert wird. Und doch ist der 68jährige Dewey Redman, der mit seinem Quartett am 23.4. im Jazzstudio
Nürnberg gastiert, nicht weniger interessant und in vielerlei Hinsicht der
progressivere Musiker. In den 60er und 70er Jahren wurde er durch seine Zusammenarbeit mit
Neutönern wie Ornette Coleman, Prince Lasha, Pharao Sanders und Charlie Hadens Liberation
Music Orchestra, aber auch mit Keith Jarrett bekannt. Redman hat veblüffende Techniken
Überblastricks, gleichzeitiges Blasen und Singen entwickelt und unübliche
Instrumente (Musette, arabisches Blasinstrument mit doppeltem Rohrblatt) in den Jazz
eingeführt.
Der Tenorist Johannes Enders,
Kulturförderpreisträger der Stadt München 1998, zeigt sich im April in Landshut (16.4.,
Le Bal), Regensburg (22.4., Fotoatelier Zitzlsberger), Neuburg (23.4., Birdland) und
München (24.4., Unterfahrt) mit dem Johannes Enders International Jazzquintet feat. Vincent Herring.
In der Unterfahrt trifft Enders am 9.4. im Joe Baudisch
Quartett unter dem Motto "The Meeting Of Two Tenors" auf den
Ex-Wahlmünchner und Meisterbopper Roman Schwaller,
der, wir wissen es schon längst, aus seinen Konzerten mit Größen wie Griffin und
Nistico, in der Gegenwart anderer Tenoristen aufblüht. Wem das noch zuwenig Tenor ist,
mag am 21.4. David Murray im Oktett mit den Werken des
bis heute einflußreichsten Tenoristen der 60er Jahre hören: John Coltrane. Natürlich
bieten auch die kleineren Jazzclubs interessante, wenn auch weniger bekannte Tenoristen.
So tritt am 11.4. im Münchner Lokal Mister Bs das Winter-Henrich-Hauser-Trio auf. Dieter Winter, einer der wenigen nicht zugereisten
Saxophonisten, die es noch zu entdecken gilt, nennt Stan Getz und Dexter Gordon als
Lieblingstenoristen.
Am 28.4. beim Hirschwirt in Moosburg, am 2.4. bei Fritz im Hofbräukeller (München) sowie
am 3., 4., und 5. Im Café Giesing ist die herausragende Saxophonistin und Klarinettistin Edith Steyer mit ihrem ausdrucksstarken Sound zu hören,
jeweils in anderen ansprechenden Formationen. Mal abstrakt in den Fußspuren Sonny Rollins
in Trio-Besetzung ohne Klavier und Gitarre Rainer Lewalter (b), Hubert Mali (dr)
beim Hirschen, mit der Band Jelly Soul, die gerade ihre erste CD "Struttin with
Jelly Soul" (Honeyland) vorgelegt hat, bei Fritz sowie mit dem Gitarristen Christian
Pfanzelter im Café Giesing.
Am 30.4. präsentiert das in Sa-chen Jazz rege Kallmann-Museum in Ismaning den
Baritonisten, Komponisten und Arrangeur Thomas Zoller
im Duo mit dem Gitarristen Frank Möbus. Bereits mit
"Zoll meets the Masterfranks" konnten wir beide zusammen erleben, eine Band, die
entstand "die Verbindung von Contemporary Jazz, Funk und Kammermusik nicht als reine
Kopfarbeit, sondern aus der Notwendigkeit heraus, das aus der Atmosphäre Wahrgenommene
zum Klingen zu bringen."
Am 1. Mai lädt die Unterfahrt zum vielseitigen Tribute To Duke Ellington. Den
Anfang macht um 18 Uhr die Ausstellung "Josef Werkmeisters Ellington Portrait".
Wer Werkmeisters musikhistorisch bedeutsame Photographien nicht kennt oder nicht zu kennen
meint (seine Websters und Coltranes zier(t)en viele Jazzclubs, zum Beispiel das alte
Allotria), sollte sich das nicht entgehen lassen. Nachdem um 21 Uhr der Saxophonist Günther Klatt und der Pianist Tizian
Jost durch Ellingtons (und vermutlich Strayhorns) zeitlose Balladen-Klassiker
führen, wird um 22.30 Uhr das Harald Rüschenbaum
Orchestra in die Fußstapfen des Dukes treten.
HAMBURG
The best traditionell jazz band in Scandinavia!" behauptet die Gruppe "Mystos HOT LIPS" zu sein. Grund für die
Behauptung ist ein gewonnener Wettbewerb in "Dunkerque", welcher der Band
("our music is a happy one") das Prädikat "European Champion of
Traditional Jazz" verliehen hat. Seit 1982 ist diese Band ununterbrochen auf Tour und
spielt so etwa 150 Konzerte im Jahr, dabei lehnt sich die Stilistik an den britischen Hot
Jazz etwa von Chris Barber und Ken Colyer an. Die Schweden mit dem dollen
Selbstbewußtsein sind am 10.4. im Cotton Club zu bestaunen.
Ingrid Jensen ist gerade mal 30 Jahre alt und zählt
schon zu den erfolgreichsten Trompeterinnen unserer Zeit. Sie war Dozentin am Bruckner
Konservatorium in Linz und unterrichtet an der Hochschule Berlin, obwohl sie eigentlich in
New York wohnt. Am 10.4. ist sie zufälligerweise nicht im Flugzeug zwischen BRD und USA
anzutreffen, sondern mit ihrem Quintett im Birdland. Sehenswert.
Ein Jubiläum hat der Cotton Club zu feiern, welches mal nichts mit Ellington zu tun hat.
Der Club ist nun schon 40 Jahre alt. Gratuliere! Denn für einen Jazz Club ist das
schon die halbe Ewigkeit und selten ohnehin. Gegründet wurde der Club 1959 unter dem
hübschen Namen "Vatis Tube Jazzclub" am Grindelhof. 1961 wurde er von W.
Dieter Roloff übernommen, der auch heute noch den Club zusammenhält. 1965 kam ein Umzug
in die Spaldingstraße, dann Paul Rosenstraße, Poelchaukamp und andere Stadtteile
folgten, bis 1971 der Cotton Club den Großneumarkt bereicherte. Seitdem sind dort alle
Dixie und New Orleans Bands aufgetreten, die es, glaube ich, überhaupt so gibt: von der
Allotria Jazzband über Barrelhouse, Pasadena Roof Orchestra, Monty Sunshine, Mr. Acker
Bilk und Mighty Flea Connors und so weiter. Da wird am 11.4. aber so richtig gefeiert,
gleich von 11 bis 23 Uhr. Natürlich im Cotton Club.
Im Dennis Swing Club gibt es am 13. 4. die wirklich traditionelle Form eines Jazzabends zu
genießen. Es gibt (quasi wie nach dem Krieg) keine Liveband auf der Bühne, sondern zwei
Lautsprecher, und es werden Platten abgespielt. Unter dem Motto "From Mainstream to
Avantgarde" legt Rolf Enoch Stücke seiner umfangreichen Jazz-Sammlung auf den
Plattenteller. Herr Enoch hat die Spiegel Jazz-Edition zusammengestellt, weiß also, was
er da macht. Extra für diesen Abend bekommt der Swingclub auch richtig gute Boxen, und
der Eintritt ist auch frei.
Zwischen 20.4. und 25.4. gibt es in der Fabrik wieder ein "Jazz Festival
Hamburg", bei dem Musiker (bekannte und unbekannte) aus aller Herren Länder
auftreten dürfen, sie müssen nur eine Voraussetzung erfüllen: Sie dürfen nicht aus
Hamburg sein! Schließlich wird dieses Festival mit Mitteln der Hamburger Kulturbehörde
mitfinanziert, die ja auch durch die Steuern der Hamburger Musiker mitfinanziert wird, und
da wäre es ja dann auch wirklich schade, wenn das Geld bei einem "Jazz Festival
Hamburg" an Hamburger Musiker vergeben wird. In dem Bestreben, den einheimischen
Musikern medienwirksame und lukrative Auftrittsmöglichkeiten zu verweigern, versucht
Hamburg mit dem Fabrik-Festival wieder eine internationale Spitzenposition einzunehmen.
Am 29.4. ist die NDR Big Band in der Musikhalle zu
hören. Nachdem die Band um Dieter Glawischnig einige "Sacred Concerts" von Duke
Ellington in norddeutschen Städten aufgeführt hat (18.4. Celle, 21.4. Flensburg,
22.4. Stralsund, 23.4. Wismar, 24.4. Schwerin, 25.4. Rellingen), will man nun ein dickes
Konzert zu Ehren des Duke unter dem Titel "We love you madly" auf die Bühne
stellen. Damit die Feierlichkeiten nicht nur punktgenau (Ellington wurde exakt am
29.4.1899 geboren) sondern auch prunkvoll zelebriert werden können, bereichern einige
hochkarätige "Jazzperlen" den Abend. Mit dabei sind die Sängerin Etta Cameron, der polnische Trompeter Tomasz
Stanko und der Frankfurter Tenorsaxophonist Heinz Sauer.
Als Sahnehäubchen ist es der Band auch noch gelungen, die Trompetenlegende Clark Terry zu präsentieren. Der 78jährige hat schon mit den
absoluten Jazzchefs wie Count Basie, Oscar Peterson und Ella Fitzgerald gearbeitet und
natürlich: auch mit Duke Ellington. Weil das alles ein bißchen viel für einen Abend
ist, wird dieses Konzert am 30.4. in Kiel und am 1.5. in Hannover wiederholt. Mit
"Ellingtonia" präsentiert die ehemals in Hamburg und jetzt in der Nähe von
München ansässige CD-Firma act die passende CD zum Thema "Ellington und NDR
Bigband" (siehe unser Foto).
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