logo.GIF (1963 Byte) Aktuelle Ausgabe Jazz in München Jazz in Hamburg Jazz live

Ausgabe April 1999

JUBILEE

KOMPONIERE FREIHEIT

Am 29. April wäre Duke Ellington 100 geworden

Autor:
Ralf Dombrowski

Anspieltips:
The Duke Ellington Centennial Edition:
The Complete RCA Victor Recordings 1927–1973; RCA Victor/BMG 9026-63386-2 (VÖ in USA 27.4.1999)
Ellington/Mingus/ Roach:
Money Jungle; Blue Note/EMI CDP 746398-2
Ellington/Strayhorn: Piano Duets – Great Times!; Original Jazz Classics/ZYX OJCCD 108-2 (RLP-475)
Ellington: The Ellington Suites; Pablo/ZYX OJCCD 446-2 (2310-762)
Dave Grusin: Homage To Duke
GRP 97222
NDR Bigband feat. Tomasz Stanko, Heinz Sauer: Ellingtonia; ACT/Edel Contraire ACT 9233-2

Lesetips
James Lincoln Collier:
Duke Ellington – Genius des Jazz. Wien 1989 (immer noch gut und informativ)
John Edward Hasse/Wynton Mar-salis: Beyond Category – The Life and Genius of Duke Ellington. New York 1995.

Konzerttips
29.4.Hamburg, Musikhalle: Die NDR Bigband mit Dieter Glawischnig, Tomasz Stanko, Heinz Sauer, Etta Cameron sowie Clark Terry (30.4. Kiel, 1.5. Hannover).

1.5. Unterfahrt: Eine Nacht zum 100. Geburtstag von Ellington

(siehe "Kurz aber wichtig" München und Hamburg).

ellington.jpg (12881 Byte)"Duke Ellington war ein unglaublicher, fantastischer Komponist. Denn viele seiner Kompositionen lassen den Musikern die Freiheit, sie in völlig unterschiedlichen Herangehensweisen zu interpretieren. Das ist eine ausgesprochen seltene Eigenschaft in der Geschichte der komponierten Musik. Meistens geben die Stücke den Interpreten die Anweisung gleich mit, wie sie denn zu klingen haben. Ellington läßt vieles offen." Soweit Branford Marsalis. Während sein Bruder Wynton bereits Event um Event am New Yorker Lincoln Center inszeniert, um den Großmeister der schwarzen Musik anläßlich seines 100. Geburtstages am 29. April ausgiebig zu würdigen, hält er sich aus dem Trubel raus:"Heuer spielen fast alle Ellington. Da muß ich mich nicht auch noch einmischen."

Immer der Streß mit den Denkmälern. Pflegt man sie zu sehr, gehen sie auf die Nerven, pflegt man sie zu wenig, wird man ihrer Bedeutung nicht gerecht. Duke Ellington jedenfalls macht alle Mühe, angemessen gefeiert zu werden. Denn der kreative Workaholic hat etwa 7000 Kompositionen hinterlassen, deren stilistisches Spektrum von den ersten Jungle Style Melodien der späten Zwanziger bis zu den ausladenden geistlichen Werken der Siebziger reicht. Zahlreiche Ohrwürmer aus seiner Feder haben sich bereits fest im kollektiven Jazz-Gedächtnis eingegraben. Und kaum ein Künstler hat dem Reiz widerstanden, daraus ein eigenes Programm zu gestalten. So häufen sich die Tributes und Compilations über die Jahre hinweg in unübersichtlicher Vielfalt. Hier sind daher ein paar persönliche Tips als Anhaltspunkte für eine Ellington Basis Sammlung.

Die RCA Victor hat sich zum Jubiläum einen Kraftakt geleistet. Pünktlich zum Geburtstag veröffentlicht sie am 27. April in den USA "The Duke Ellington Centennial Edition: The Complete RCA Victor Recordings 1927–1973", eine Zusammenstellung auf 24 CDs mit vielen Hits und einigen Besonderheiten wie den drei geistlichen Konzerten, die im Laufe der Jahre für die traditionsreiche Plattenfirma entstanden sind. Wann und zu welchem Preis die Jazzfans hierzulande in den Genuß dieses limitierten Prestigeobjektes kommen, ist noch unklar. In jedem Fall bietet es sich als umfangreiche Einführung in Ellingtons Schaffensspektrum an, zumal es auch eine Best-Of-CD der Sammlung für den schmalen Geldbeutel geben wird.

Um Duke Ellington als souveränen Pianisten kennenzulernen, empfiehlt sich die Trio-Session "Money Jungle" von 1962, auf der er gemeinsam mit Charles Mingus und Max Roach allen Zweiflern an seiner instrumentalen Kompetenz die Stirn bietet. Eine trocken humoristische Zusammenstellung von Kuriosa für Historiker sind die Aufnahmen, die Ellington unter dem Titel "Piano Duets" mit seinem künstlerischen Alter Ego Billy Strayhorn für Prestige archivierte. Und für die Freunde seiner Suiten gehören "The Ellington Suites" auf Pablo mit der wunderbaren Version der "Queen’s Suite" von 1959 zu den musikalischen Pretiosen.

Aus der Menge der Tributes seien nur zwei erwähnt, eines zur Einführung und eines für den gehobenen Geschmack. Die "Homage To Duke" des Pianisten Dave Grusin aus dem Jahr 1993 etwa mag nicht die Ultima Ratio der Widmungsalben sein, hat dafür aber den Vorteil, daß sie klanglich ausgewogen und perfekt im Mainstream-Idiom inszeniert unterhält. Neu, anspruchsvoll und gelungen ist darüber hinaus das Projekt "Ellingtonia", das die Münchner Plattenfirma ACT herausgegeben hat. Denn sowohl die NDR-Bigband als auch ihre Solisten wie Heinz Sauer, Tomasz Stanko, Slide Hampton oder Simon Nabatov stürzen sich in den 1984 und 1998 entstandenen Aufnahmen mit Energie und Esprit auf die Materialen, so daß sich die bewährten Melodien in frische, unmittelbare, mitreißende Orchester-Statements verwandeln.

Home
Nach oben
Louis Sclavis
Sam Morgan
Sarah Vaughn
Sister Sadie
Neue CDs
Bücher / Noten
Jazz-Charts
Notes
Come Sunday
David Gazarov
Duke Ellington
Inge Brandenburg
Jaki Byard
Kyle Eastwood
Home ] Aktuelle Ausgabe ] Abo-Service ] Archiv / Suchen ] Kurz aber wichtig ] Jazz in München ] Jazz in Hamburg ] Jazz live ] Jazz in Radio u. TV ] Amstrong Materialien ] Gästebuch ]