Ausgabe April
1998 PORTRAIT: INTERVIEW: FESTIVALS: NEUE CDs BUCH VIDEO NACHGEREICHT |
Bereits vor sieben Jahren, im
März 1991, trafen sich in Regensburg Vertreter von
Jazzclubs und Jazzinitiativen und gründeten eine
Landesarbeitsgemeinschaft Jazz, kurz LAG. Doch sind wir
ehrlich - während bayerische Jazzfans genau wissen, was
sich hinter Namen wie "Birdland" in Neuburg,
"Unterfahrt" in München oder
"Jazzstudio" in Nürnberg verbirgt, können
sich die meisten unter dem prosaischen Kürzel LAG nichts
Konkretes vorstellen. Wer mehr über die bayerischen
LAG-Clubs wissen will, der muß an jedem ersten Freitag
des Monats um 20.05 Uhr sein Radio einschalten. Das
Musikmagazin "taktlos" des Bayerischen
Rundfunks und der "neuen musikzeitung" wird in
lockerer Reihenfolge über Bayerns Jazzinitiativen
berichten. Am 3. April beispielsweise wird das neue
"Einstein" vorgestellt. Hier, in den ehemaligen
Löwenbräukellern an der Einsteinstraße, befindet sich
ab September das zukünftige Domizil des Jazzclubs
"Unterfahrt", der in diesem Monat seinen 20.
Geburtstag mit einem außergewöhnlichen Programm feiert.
Ralf Dombrowski berichet hier
darüber. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das trifft auch zu, wenn sich unser Mitarbeiter Dirk Meißner in den Konzerttips auf Seite 13 weigert, das 22. Jazz Festival Hamburg 98 in der Fabrik anzukündigen, weil keine Hamburger Musiker auftreten "dürfen". Freilich steckt dahinter nicht nur eine Laune oder gar fehlender Sachverstand, sondern die Erbitterung vieler deutscher junger, aber auch älterer Musiker, daß sie auf der internationalen Jazzszene, die wie die Popmusik eine angloamerikanische Domäne ist, nicht so leicht Fuß fassen können. Letztendlich sind solche Festivalprogramme ohne "Einheimische" nur ein Indiz für einen ganzen Komplex von Problemen und Gegebenheiten. Dazu zählt nicht nur die Amerikagläubigkeit der Veranstalter und des Publikums, dazu gehört auch ein attraktiver Konzertbetrieb wie es der deutsche eben ist: Teure Musiker aus den USA muß man sich auch leisten können. Und dazu gehört genauso die Tatsache, daß es genug deutsche Musiker gibt, die ein Publikum haben und international gebucht werden. Das gilt sicher vor allem für Künstler, die mit einer eigenen Aussage aufwarten können und sich nicht mit der Rolle des Adepten begnügen. Der Musikbetrieb ist heute international, das ist in der Klassik nicht anders wie im Pop- und Jazzbereich. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie heute die Perspektiven für einen jungen deutschen Hochschulabsolventen eigentlich wirklich aussehen? Das Thema verdient es, von der Jazzzeitung in nächster Zeit einmal aufgegriffen zu werden. Übrigens: Das Programm des Festival Hamburg 98 finden Sie auf den Seiten 14/15 "Jazz in Hamburg" der gedruckten Ausgabe oder hier. ANDREAS KOLB |
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