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Felix Janosa: Thema Musik: Jazz. Arbeitsheft für den Musikunterricht in der Sekundarstufe I an allgemein bildenden Schulen. Klett 2002. Mit Doppel-CD. ISBN 3-12-178970-8, E 8,10 (Heft), € 41,– (CDs) Das – Musikunterricht genannte – kommentierte Plattenauflegen
im Gedächtnis, wo einem Satchmo in etwa genau so packend erschien
wie die vierte Wiederholung der „Moldau“ oder die Ausführungen
zur barocken „Terrassendynamik“, eingedenk dieser vagen Erinnerungen
also kann man beim Sichten dieser Materialsammlung schon ins Staunen kommen.
Staunen über den Reichtum an Herangehensweisen, an Querverbindungen,
aber auch über das didaktische Geschick, mit dem Felix Janosa diesen
Reichtum zur schulischen Aufbereitung darbietet. Auf diese lustvolle Weise
ernst genommen, könnte der Jazz, bislang sicher nicht unbedingt ein
Schwerpunkt in deutschen Klassenzimmern, in der Tat einiges an Boden gut
machen. Das Heft selbst stellt jeweils auf einer Doppelseite musikalische Entwicklungen, stilistische Stationen, aber auch gesellschaftspolitische Themengebiete eines bestimmten Zeitabschnittes einander exemplarisch gegenüber: die Anfänge des Jazz im Ragtime einerseits und in Brass Bands von New Orleans andererseits, Mambo und Bossa Nova als Spielarten des Latin Jazz oder musikalische Satire und politisches Engagement. Diese Art des Zugriffs unterstreicht die große Stärke von Janosas Arbeit, die sich schon in der Beantwortung der eingangs gestellten, obligatorischen Frage ankündigt: Was ist Jazz? An die Stelle eines Definitionsversuchs setzt Janosa ein Patchwork ganz unterschiedlicher Antworten, die eine erste Anregung zu eigener Auseinandersetzung mit der Klasse liefern. Jazz wird somit nicht verstanden und vermittelt als eine lineare Abfolge von Stilen oder Trends, sondern als ein bisweilen durchaus spannungsvolles Nebeneinander dieser verschiedenen Antworten auf die Frage, was der Jazz denn nun sei, Rückgriffe auf historische Jazzstile und Berührungen oder gar Fusionen mit anderen musikalischen Regionen inbegriffen (Jazzrock, Weltmusik, HipHop…). Dabei setzt die Gliederung der einzelnen Seiten freilich immer ein entsprechendes Vorwissen der Lehrkraft voraus, oder aber das Interesse, sich zu den gezwungenermaßen knappen Texten und Bildkommentaren weitere Hintergrundinformationen zu beschaffen. So öffnet jedes Foto, jedes Notenbeispiel, jede Formskizze gleichsam ein Fenster, das den Blick auf weitere, auch interdisziplinäre Unterrichtsideen eröffnet. Die von Janosa selbst vorgeschlagenen Arbeitsaufträge verlangen aber auch den Schülern (Zielgruppe sind die Jahrgangsstufen 5 bis 10) einiges ab: Von der Analyse harmonischer, melodischer oder das Arrangement betreffender Sachverhalte reicht die Palette über Diskussionsmöglichkeiten bis hin zum eigenen Musizieren, wozu auf der Doppel-CD das nötige Playback-Material zur Verfügung steht. Diese stellt – was die Originaltracks betrifft – im übrigen eine hervorragende Kompilation dar, die das Konzept der Gegenüberstellung aus dem Arbeitsheft erst recht sinnfällig macht und, selbst wenn es sich meist nur um Ausschnitte handelt, schon beim bloßen Durchhören Vergnügen bereitet. Dass die Materialfülle auf den einzelnen Seiten bisweilen die Möglichkeiten des farbigen Layouts sprengt, sei als (im wahrsten Sinne des Wortes) Marginalie erwähnt, außerdem mag man den Blick auf den europäischen Jazz ebenso vermissen wie das auf Seite 31 angekündigte Arbeitsblatt zum Thema Free Jazz. Doch wie gesagt: Marginalien. Juan Martin Koch |
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